Und so ging die Eskalation zu Wochenbeginn ungebremst weiter. Die Islamisten erklärten Tripolis zu ihrem offiziellen Machtbereich. Sie setzten das alte Vorgängerparlament wieder ein, in dem sie eine Mehrheit hatten, und ernannten Omar al-Hassi zum Gegen-Regierungschef. Damit existieren in Libyen nun de facto zwei Parlamente und zwei Regierungen. Denn die im Juni neu gewählte Volksvertretung, die sich nach Tobruk nahe der ägyptischen Grenze geflüchtet hat, steht hinter dem bisherigen Premier Abdullah al-Thani, dessen Wohnhaus in Tripolis geplündert und in Brand gesetzt wurde.

 

Mit den arabischen Luftangriffen wächst sich Libyens Tragödie ähnlich wie der Bürgerkrieg in Syrien und die Staatskrise im Irak zur offenen regionalen Konfrontation aus, die jedes internationale diplomatische Einwirken bald unmöglich machen könnte. Auf der einen Seite stehen Saudi-Arabien und Ägypten, die sich zusammen mit Kuwait und den Emiraten als Bollwerke gegen den Islamismus verstehen. Auf der anderen Seite agieren Katar und die Türkei, die die libyschen Islamisten mit Geld und Waffen unterstützen.

Zu den Luftangriffen hüllte sich Abu Dhabi, das mit seinen F-16-Geschwadern wohl über die beste Luftwaffe am Golf verfügt, auch am Dienstag in Schweigen. Lediglich ein Kommentar der Zeitung „Al-Khaleej“, die dem Herrscherhaus nahe steht, verteidigte indirekt ein militärisches Vorgehen. Libyen sei „eine Hochburg des Terrorismus, eine Gefahr nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Länder in seiner Nachbarschaft und in der Region“. Das Blatt forderte eine arabische Koalition, die sich umgehend der islamistischen Epidemie entgegenstemme, die unter Namen wie Islamischer Staat (IS), Ansar al-Sharia oder Muslimbruderschaft auftrete. „Dies gehört mit allen Wurzeln ausgerissen“, hieß es.