Der Branchenverband VDMA erwartet in diesem Jahr im Südwesten nur noch ein Wachstum von einem Prozent. Der Grund sind geopolitische Risiken. Zwar gibt es Projekte, doch die Investoren warten derzeit noch ab.

Stuttgart - Bundesweit hat der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) seine Prognose für das laufende Jahr bereits Ende Juli nach unten korrigiert. Jetzt zieht der baden-württembergische Landesverband nach. Statt eines Umsatzwachstums von vier Prozent, wie bisher erwartet, rechnet die Vorzeigebranche nur noch mit einem Plus von einem Prozent, teilt der VDMA mit. Dies entspricht exakt der nach unten korrigierten bundesweiten Prognose. „Die Unsicherheiten haben deutlich zugenommen“, sagte VDMA-Geschäftsführer Dietrich Birk.

 

Als Grund nannte er die geopolitischen Krisenherde Russland, Irak und der Nahe Osten. Die Zahlen machen die Lage deutlich: Im August habe sich die Lage des Maschinenbaus im Südwesten verschlechtert, die Bestellungen lagen um sieben Prozent deutlich unter dem Niveau des Vorjahres, schreibt der Landesverband in einer Mitteilung. Sowohl aus dem Inland (minus sechs Prozent) als auch aus dem Ausland (minus neun Prozent) kamen weniger Aufträge. Der Orderzuwachs lag nach acht Monaten nur noch bei zwei Prozent.

Es gibt Projekte, nur die Investoren warten ab

„Ich kann mir aber vorstellen, dass sich die Lage im Laufe des Jahres wieder aufhellt“, fügte Birk hinzu. Viele Unternehmen würden von „interessanten Auftragspotenzialen im In- und Ausland“ berichten, steht in der VDMA-Mitteilung. Soll heißen: Es gibt Projekte, es wird darüber verhandelt, auch die Finanzierungsmöglichkeiten seien da – nur beim Vertragsabschluss hapere es. „Die Investoren sind verunsichert. Sie warten ab“, so Birk. Er sieht einen Zusammenhang mit der tiefen Finanzkrise von 2008/09. Damals hätten sich etliche Investoren die „Finger verbrannt“ (Birk). Eine Prognose für das nächste Jahr wagt er derzeit noch nicht.

Seine Kollegen beim Bundesverband in Frankfurt sind da mutiger: „Die VDMA-Volkswirte rechnen mit einem Plus von zwei Prozent für die preisbereinigte Produktion von Maschinen und Anlagen in Deutschland“, prognostizieren sie. Die Unsicherheiten bezüglich der weiteren konjunkturellen Entwicklung sind hoch, die Risiken sind nicht zu unterschätzen, so VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Er verwies etwa auf die Lage in Russland. Dort seien bereits vor der Einführung der EU-Sanktionen die Geschäfte eingebrochen.

Der Modernisierungsbedarf hat sich aufgestaut

Doch eine weltweite konjunkturelle Erholung sei nach zwei enttäuschenden Jahren mehr als überfällig, begründete der Chefvolkswirt die Prognose für 2015. Weltweit habe sich ein Modernisierungsbedarf aufgestaut. Die Unternehmen spürten eine Belebung der Geschäfte in den USA. Der chinesische Markt wachse wieder. Und auch in Malaysia, Thailand und Indonesien laufe es gut. Die Debatte um Frankreich und Italien verstellte den Blick auf eine insgesamt bessere Nachfrage aus wichtigen europäischen Nachbarländern wie Großbritannien, Ungarn, Belgien, Tschechien und Spanien. Darüber hinaus käme den deutschen Herstellern, die der Branchenverband für technologisch gut gerüstet hält, der derzeit niedrigere Eurokurs zugute, der die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessere.

„Wir rechnen uns Chancen aus“, fasste Wiechers die Erwartungen für 2015 zusammen. Gleichzeitig macht er deutlich, dass plus zwei Prozent gar nicht so mutig sei. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre sei die Branche jährlich um 3,5 Prozent gewachsen. Übrigens: Beinahe schon traditionell haben die Maschinen- und Anlagenbauer im Südwesten etwas stärker als die im gesamten Bundesgebiet zugelegt.