Rekorde bei Beschäftigung und Export – Landeswirtschaftsminister Schmid (SPD) hat für Baden-Württemberg eine positive Bilanz für 2014 gezogen. Auch die Arbeitnehmer haben im Durchschnitt deutlich mehr Geld in der Tasche.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Die Wirtschaft in Baden-Württemberg hat sich im Jahr 2014 stabil entwickelt. Trotz einer eher mäßigen Wachstumsrate von 1,75 Prozent, die sich im kommenden Jahr auf 1,25 Prozent abschwächen dürfte, sind wichtige Indikatoren weiterhin auf einem hohen Niveau – trotz aller weltpolitischen Erschütterungen. „Im Sommer gab es den Eindruck, dass die konjunkturelle Lage abrutschen könnte – dies ist nicht der Fall“, sagte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) am Montag bei der Vorstellung der vorläufigen Jahresbilanz des Statistischen Landesamtes.

 

Stabilisierend wirkt sich besonders die günstige Beschäftigungsentwicklung aus. Zwei Prozent mehr Menschen als im Vorjahr werden im Land eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben. Die Statistiker erwarten bei der Beschäftigung für 2014 sogar einen neuen Höchststand. Die Arbeitnehmer haben im Durchschnitt auch deutlich mehr Geld in der Tasche. Die Bruttolöhne und -gehälter lagen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2014 durchschnittlich um 3,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Angesichts einer Inflationsrate, die wohl knapp unter einem Prozent bleiben wird, hatten die Arbeitnehmer mehr Luft für Konsumausgaben.

Allerdings ist die Entwicklung in den einzelnen Branchen unterschiedlich. Spitzenreiter waren 2014 die Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe und dem Baugewerbe mit einem Gehaltsplus von 3,3 beziehungsweise 2,4 Prozent. Abgehängt waren hingegen die Branchen Handel sowie Gesundheits- und Sozialwesen, in denen die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste mit minus 0,9 beziehungsweise einem Prozent sogar leicht zurückgingen. Auch mit einer Arbeitslosenquote von vier Prozent hat Baden-Württemberg im Jahr 2014 hinter Bayern den zweiten Platz unter den Bundesländern verteidigt. Bei der Jugendarbeitslosigkeit liege das Land gleichauf mit den bayerischen Nachbarn, sagte Schmid. 2015 ist bei der Beschäftigungsquote aber voraussichtlich nicht mehr viel Luft nach oben. Das Statistische Landesamt erwartet nur ein moderates Wachstum der Beschäftigung um 0,6 Prozent.

Exporte in andere Länder überlagern die Russlandkrise

Die baden-württembergische Wirtschaft sei krisenfest und profitiere neben dem stabilen Konsum auch von ihrer vielfältigen globalen Vernetzung, die Einbrüche auf Teilmärkten immer wieder auszugleichen helfe, sagte Schmid. Das kriselnde Russlandgeschäft, das für einzelne Firmen durchaus schmerzlich sei, sowie die wirtschaftliche Schwäche der Eurozone hätten anderweitig ausgeglichen werden können. Dazu beigetragen haben die mit zweistelligen Raten wachsenden Ausfuhren in die europäischen Länder außerhalb der Eurozone, in die USA und nach China. „Es gibt neun Länder, die für uns wichtiger sind als Russland“, sagte der Wirtschaftsminister. Während die Exporte aus Baden-Württemberg nach Russland im Jahr 2013 noch einen Anteil von 2,8 Prozent ausmachten, liegt dieser Wert für 2014 voraussichtlich nur noch bei 2,3 Prozent. Damit liegt Russland aber weit hinter dem größten baden-württembergischen Handelspartner USA (11,4 Prozent) oder Ländern wie Frankreich (7,9) und China (7,8).

Wie wirtschaftlich attraktiv Baden-Württemberg ist, zeigt sich auch an den Zuwanderungszahlen, für die Zahlen aus dem Jahr 2013 vorliegen. Im vergangenen Jahr glichen 71 400 Zuwanderer das Geburtendefizit von 10 400 mehr als aus. Unter dem Strich gewann das Land Einwohner in der Größenordnung einer mittleren Stadt mit 62 200 Einwohnern hinzu. Im Jahr davor war es ein Plus von 56 800. Damit hat sich der seit 2010 anhaltende Trend zu einer steigenden Zuwanderung fortgesetzt. Einen ähnlich starken Bevölkerungsanstieg gab es zuletzt im Jahr 2002.

Menschen aus den mittel- und osteuropäischen EU-Ländern stellen die größte Zuwanderergruppe. An erster Stelle liegen die Rumänen (10 600), gefolgt von Polen (8800) und Ungarn (7000). Flüchtlinge aus Syrien machten mit 1700 Zuwanderern eine deutlich kleinere Gruppe aus.