Selten war die Kauflaune der Deutschen so gut wie derzeit, Inflation und Arbeitslosigkeit sind niedrig. Doch die Lage in Griechenland und der Ukraine sowie den IS-Terror sehen Verbraucher weiter als Risiko.

Nürnberg -  Die Pleite Griechenlands scheint vorerst abgewendet - doch die Stimmung der Verbraucher in Deutschland beflügelt das nicht. Der Konsumklimaindex für den Monat August blieb trotz der Aussicht auf ein drittes Hilfspaket für das hoch verschuldete Land unverändert bei 10,1 Punkten, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Mittwoch in Nürnberg mitteilte.

 

Wie im Vormonat sind es vor allem die Konjunkturaussichten, die von den Verbrauchern zunehmend skeptisch beurteilt werden. Allerdings ist die Stimmung der Konsumenten insgesamt noch immer auf einem sehr hohen Niveau, auch wenn der Index im Juli erstmals seit Oktober 2014 leicht gesunken war.

Noch hätten die Verbraucher nicht das Gefühl, dass sie für die Probleme in Griechenland selbst etwas zahlen müssten, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl der Deutschen Presse-Agentur. Doch das könne sich schnell ändern: „Griechenland wird über die Kredite hinaus noch lange Unterstützung brauchen, zum Beispiel bei Investitionen.“

Besonders das umstrittene Referendum, in dem die Griechen sich mehrheitlich gegen neue Sparauflagen ausgesprochen hatten, habe die Verbraucher hierzulande verunsichert. Ein Teil der Befragung sei jedoch bereits vor der Einigung zu Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm durchgeführt worden. Bürkl rechnet deshalb damit, dass die Konjunkturaussichten bald wieder besser beurteilt werden.

Ifo-Index überraschend gestiegen

Darauf deutet auch der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts hin, der im Juli überraschend gestiegen war - die befragten Unternehmen erwarten demnach mehrheitlich bessere Geschäfte. „Wir beobachten, dass die Einschätzung der Verbraucher dem Ifo-Index häufig mit einem Monat Nachlauf folgt“, erklärte Bürkl. Grund dafür sei auch, dass bei der Einschätzung der künftigen Konjunktur häufig die Medienberichterstattung eine Rolle spiele: „Konjunktur ist für den Verbraucher ja eher eine abstrakte Größe.“

In Folge der schlechteren Erwartungen sank auch die sogenannte Anschaffungsneigung. Auf die Frage, ob im Moment ein guter Zeitpunkt für größere Anschaffungen sei, äußerten sich die Verbraucher skeptischer. „Die Konsumneigung liefert derzeit keinen positiven Beitrag zur Verbesserung des Konsumklimas“, sagte Bürkl. Nach wie vor liege aber auch die Kauflaune der Deutschen auf hohem Niveau.

Von Rekord zu Rekord eilen dagegen die Einkommenserwartungen der 2000 repräsentativ Befragten. Erneut wurde hier ein Bestwert seit der Wiedervereinigung erzielt. „Die Rahmenbedingungen stimmen: stabiler Arbeitsmarkt und niedrige Inflation“, erklärte Bürkl. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes stiegen im ersten Quartal auch die Reallöhne um 2,5 Prozent. „Das ist für viele Beschäftigte eine völlig neue Erfahrung, in den vergangenen Jahren war die Entwicklung ja teilweise sogar negativ.“

Insgesamt seien in Deutschland die Voraussetzungen für eine gute Verbraucherstimmung gegeben. Internationale Krisen bleiben laut Bürkl aber ein Risikofaktor. Da die Befragung im Juli mitten in der heißen Phase des Ringens um Griechenlands Verbleib im Euroraum durchgeführt wurde, seien andere Konflikte in den Hintergrund getreten - etwa der Krieg in der Ukraine oder der Terror des „Islamischen Staats“.

„Das sind Faktoren, die zu einer Verunsicherung der Verbraucher und zum Aufkommen von Ängsten führen können“, sagte Bürkl. Momentan gebe es dafür aber noch keine Anzeichen. „Der private Konsum wird auch in den nächsten Monaten eine wichtige Stütze der Konjunktur bleiben.“