Ein Netzwerk aus Stuttgarter Bloggern, Journalisten, Kreativen und Bürgern hat ein Konzept für die zukünftige Nutzung des Garnisonsschützenhaus am Dornhaldenfriedhof erarbeitet. Sie setzen sich dafür ein, dass die Stadt das denkmalgeschützte Haus nicht verkauft.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd/ Degerloch - Eigentlich steht das Garnisonsschützenhaus kurz vor dem Verkauf. Das denkmalgeschützte Gebäude an der Dornhalde 1 ist im Besitz der Stadt Stuttgart, die derzeit mit zwei Interessenten verhandelt. Lange stand das Haus abgeschieden am Waldrand zwischen Stuttgart-Süd und Degerloch und verfiel. Eine Gruppe engagierter Stuttgarter machte auf den Leerstand aufmerksam, schrieb an die Verwaltung sowie an den Gemeinderat und überlegte sich Nutzungsmöglichkeiten. Nun hat die achtköpfige Gruppe um Christian Dosch beim Liegenschaftsamt ein Konzept mit dem Titel „Garnisonsschützenhaus – Haus der Ruhe“ eingereicht.

 

Das Konzept sieht eine Mischung aus Wohnen, Leben und Aufhalten vor

Das oberste Ziel der Initiative: Die Stadt als Eigentümerin soll das Garnisonsschützenhaus und die Nebengebäude nicht verkaufen – auch nicht getrennt. „Das ist ein historisches Ensemble, das zusammen bleiben muss“, findet Christian Dosch. Da die Stadt zum aktuellen Zeitpunkt nicht bereit ist, das Haus zu sanieren und ein Konzept zu entwickeln, schlagen Dosch und seine Mitstreiter ein bürgerschaftliches Modellprojekt vor. „Wir wollen einen Ort der Ruhe dort schaffen“, erzählt Dosch. Die Initiative plane, die historischen und räumlichen Gegebenheiten – wie den Dornhaldenfriedhof – einzubeziehen. „Wir wollen das nicht als Blockade sehen, sondern aufnehmen“, sagt Dosch. Die Initiative plane einen Ort, der aus den drei Komponenten Wohnen, Arbeiten sowie „Leben und Vorbeikommen“ bestehe.

Ein Ort der Ruhe soll das Garnisonsschützenhaus sein

Für das weiße Nebengebäude „Auf der Dornhalde 1“ schlägt die Gruppe die Einrichtung von Wohnräumen vor. „Man könnte diese temporär an Gäste vermieten“, sagt Dosch. Die Zielgruppe könnten Menschen sein, die eine Auszeit suchten, vorübergehend anders leben oder einfach mal zur Ruhe kommen wollten, erklärt Christian Dosch. Für das rote Backsteingebäude mit der Hausnummer 1a sieht das Konzept eine Mischung aus Arbeits- und Gemeinschaftsräumen vor. Im Obergeschoss könnten nach den Plänen der Gruppe Ateliers, Studios, Werkräume oder Kreativbüros eingerichtet werden. „Geeignet wäre das für Menschen, die beim Arbeiten ein ruhiges Umfeld brauchen und in der Ruhe Inspiration finden“, sagt Dosch. Im Erdgeschoss sehen er und die Mitinitiatoren eine gemeinschaftliche Nutzung. Dort stellen sie sich einen Raum für Bücher, für Einkehrende oder für ruhige Veranstaltungen vor. Auch die Geschichte des Hauses soll in Form einer Ausstellung widergespiegelt werden. Außerhalb des Gebäudes soll das Konzept forgesetzt werden, nämlich mit einem „Garten der Stille“.

Finanzieren möchte die Gruppe ihre Ideen mit einer Art Bürgergenossenschaft, in die sich jeder finanziell einbringen kann, der das Haus am Leben erhalten will. „Das sind keine Spenden, sondern Anteile“, betont Dosch. Die Idee des Netzwerkes ist es, dass die Stadt zwar auf den Verkaufserlös aus dem Haus verzichtet, aber auch nichts investieren muss. Der Clou wäre laut Dosch, dass die Genossenschaft die Sanierung finanziere. Dafür wünscht sich die Gruppe eine kostenlose Nutzung für circa 20 Jahre. „Der spätere Betrieb des Hauses müsste sich natürlich selbst tragen.“

Im März hat sich die Initiative für das Garnisonsschützenhaus gebildet als informelles Netzwerk aus Bloggern, Journalisten, Kreativen und Bürgern aus Stuttgart. Die Gruppe arbeitet ehrenamtlich und mit dem Ziel, ein Bewusstsein für diesen Ort zu schaffen. „Ich finde es wichtig, dass Stuttgart einen anderen Umgang zu solchen Räumen findet“, erklärt Dosch die Motivation für sein Engagement.