Der Energiekonzern kann weder auf die Hilfe seiner Eigentümer noch auf Unterstützung durch Dritte hoffen; die EnBW muss sich selbst helfen, kommentiert StZ-Autor Michael Heller.

Stuttgart - Die deutschen Energieversorger sind in einer Weise ins Gerede gekommen, wie es vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Alle kämpfen mit den Folgen der Energiewende, also dem Ausstieg aus der Atomwirtschaft und der Hinwendung zu den erneuerbaren Energien. Einst galten die Wertpapiere von Branchenriesen wie RWE als fast so sicher wie Staatsanleihen; in den zurückliegenden Monaten ist im Zusammenhang mit den Essenern sogar schon der Horrorbegriff Insolvenz gefallen. Das entbehrt gewiss der Grundlage – anders als die Übernahmespekulationen, die sich nun um Eon und RWE ranken. Im Land geht es der EnBW mit dem Verlust von 1,8 Milliarden Euro nicht viel besser als der Konkurrenz, aber die Herausforderungen sind andere.

 

Die Eigenkapitalquote ist kläglich niedrig

Vor Übernahmen müssen sich die Karlsruher mit ihrer Eignerstruktur wohl kaum fürchten; das Land Baden-Württemberg und die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) stehen zu dem Energiekonzern. Leicht fällt dieses Bekenntnis gegenwärtig nicht, auch wenn die Gründe nachvollziehbar sind, aus denen die EnBW die Dividende ausfallen lässt. Für die Karlsruher zeichnet sich damit ein Kraftakt ab. Die Mittel für die geplanten weiteren Investitionen in die Energiewende wird das Unternehmen selbst aufbringen müssen. Denn trotz einer kläglich niedrigen Eigenkapitalquote von 8,3 Prozent besteht wohl keine Aussicht auf eine Kapitalerhöhung. Die EnBW muss also so schnell wie möglich in die Gewinnzone zurückkommen. Als Beitrag hierzu ist auch der Gehaltsverzicht der Mitarbeiter zu sehen. Dass es über die bestehende Beschäftigungssicherung hinaus wohl keine Gegenleistung gibt, ist bemerkenswert. Geholfen hat gewiss, dass die Führungskräfte beim Sparen erfreulicherweise mitmachen.

Verzicht auf eine „Bad Bank“

Nun wird die EnBW durch den Betrag von 40 Millionen Euro, der pro Jahr eingespart werden kann, nicht genesen. Aber offenbar ist es dem Management gelungen, die Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass die EnBW nur als ertragsstarkes Unternehmen eine Zukunft hat. Das bedeutet aber auch, dass der Umbau nicht im Jahr 2020 endet, sondern weitergeht – und wahrscheinlich Arbeitsplätze kosten wird.

Abgesehen von der energiewirtschaftlichen Logik ist es auch psychologisch ein Vorteil, dass sich die EnBW nicht wie die beiden großen Konkurrenten in eine Art Bad Bank und einen Zukunftsbereich aufgespalten hat. Entweder hat die EnBW als Ganzes eine Zukunft – oder eben nicht.