Der König tanzt - und alle tanzen mit. Boris von Fettes Brot ist jetzt solo unterwegs. Im Club Universum brachte er die Blitz-Kids zum Springen.

Stuttgart – Schon bevor das Konzert beginnt, ist klar, wohin die Reise geht: zurück in die Zukunft. Das Publikum, das in den Club Universum am Charlottenplatz an diesem Montagabend mehr tröpfelt als strömt, wird von The Cure, The Smith, Falco und - kein Witz – von Wham begrüßt. Dabei waren die meisten hier in den 1980ern noch gar nicht auf der Welt. Wer will, kann auch bei der Musik von „Der König tanzt“, wie sich Boris von Fettes Brot jetzt solo nennt, unendlich viele Anleihen aus der Synthie-Pop- und Wave-Ära erkennen. Alle anderen flippen einfach aus und tanzen mit, als gäbe es kein Gestern.

 

Überhaupt scheint es Boris Lauterbach ums Wiederentdecken zu gehen. Allzu leicht vergessen ja Popstars manchmal, wie es war vor weniger als 200 Menschen im Club zu spielen, wenn die Konzerte zuletzt immer ausverkauft und bis zu 15.000-Leute-stark waren. Möglichst weit weg von Fettes Brot, das ist „Der König tanzt“. Optisch eine Mischung aus „A Clockwork Orange“, Papageno und Kiss, mit geschminkten Blitzen im Gesicht und jeder Menge Aufnähern auf der Jacke, sieht Boris ein bisschen aus wie ein aus der Form geratener Marty McFly, der aus dem 21. Jahrhundert ins Jahr 1984 gereist ist - und nicht gerade wie ein Sonnenkönig.

Nach einer Stunde ist schon Schluss

Und die Musik? Klingt so ähnlich. Weil das Debütalbum erst am Freitag veröffentlicht wird, ist das für alle neu, aber: „ihr habt Glück“, sagt Boris, „denn jetzt kommt das einzige Lied des Abends, das ihr wahrscheinlich kennen werdet“. „Alles dreht sich“ wird auf und vor der Bühne gefeiert. „Ab jetzt ist nichts mehr möglich“ singen sie - und die Erinnerung ergänzt im Kopf "keine Atempause, Geschichte wird gemacht: es geht voran". Eine gute Portion NDW ist da eben auch drin.

In den besten Momenten des Konzerts (etwa beim titelgebenden Stück "Der König tanzt") klingt das nach exzellentem Elektro-Trash wie dem von FM Belfast, in den schlechteren wird es eintönig. Dass die "Blitz Kids", wie Boris Fans nennt, die sich ebenfalls Rauten geschminkt haben, auch unbekannte Lieder feiern, lässt wohl das Beste fürs Album hoffen. Das Konzert ist allerdings schon nach einer Stunde vorbei - Fettes Brot ist hier eben auch kein Lückenfüller. Ganz schön konsequent.