Robert Neumann ist 13 Jahre alt und hört lieber Klassik als Popmusik. Und nicht nur das: Der Schüler komponiert und musiziert selbst erfolgreich. Am Sonntag spielt das Ausnahmetalent im Kleinen Kursaal in Bad Cannstatt.

Bad Cannstatt/S-Süd - David Guetta, Marlon Roudette, Helene Fischer oder Andreas Bourani stürmen zurzeit zwar die deutschen Single-Charts, können Robert Neumann jedoch nicht beeindrucken. „Ich finde Popmusik uninteressant, da sie zu wenig Harmonien und nur eintönige Rhythmen hat“, sagt der 13-Jährige. Er hört am liebsten SWR 2 und seine Helden heißen Johann Sebastian Bach, Frédéric Chopin und Ludwig van Beethoven. Unter anderem Werke dieser drei Komponisten spielt der junge Pianist aus Botnang am Sonntag im Kleinen Kursaal in Bad Cannstatt. Es ist bereits sein zweiter Auftritt in der Reihe der Cannstatter Sonntagskonzerte, die der Verein Cultur in Cannstatt präsentiert.

 

Die Musik führt den jungen Künstler aber längst auch weit aus Stuttgart hinaus: Unter anderem gastierte er bereits beim Moscow Symphony Orchestra, den Schwetzinger Schlosskonzerten und der Kulturwoche Konstanz. Meisterkurse besucht der 13-Jährige unter anderem in Liechtenstein oder Salzburg, freitags ist er als Jungstudent in der Klasse von Elza Kolodin an der Musikhochschule Freiburg.

Zahlreiche Preise gewonnen

„Ich besuche das humanistische Karlsgymnasium“, sagt Robert Neumann. Weil für dessen Rektor die Bildung, egal in welcher Form, an vorderster Stelle stehe, könne er unkompliziert in der Schule fehlen, um sich der Musik zu widmen – und der Notendurchschnitt von 1,5 im letzten Zeugnis gibt dem Rektor recht. Seit Montag geht der 13-Jährige in die zehnte Klasse und mag vor allem die alten Sprachen Latein und Altgriechisch. „Ich möchte verstehen, warum sie ausgestorben sind, obwohl sie doch der Grundstock für alles sind.“

Nach der Schule spielt Robert gerne Lego – wenn Lernen und Üben ihm Zeit dafür lassen: Zwei bis zweieinhalb Stunden übt er täglich am Klavier (wobei reines Spiel und Improvisation nicht eingerechnet sind), was eigentlich immer noch zu kurz sei: „Ich übe relativ wenig, aber generell kann man nie zu viel üben“, sagt der 13-Jährige, der seit seinem vierten Lebensjahr von Monika Giurgiuman an der Stuttgarter Musikschule unterrichtet wird.

Für die Musikwelt scheint sein Pensum auszureichen: Mit seinen 13 Jahren hat Robert Neumann bereits mehrfach Preise beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert gewonnen und mit zwölf Jahren als jüngster Gewinner den Internationalen Rotary Musikpreis erhalten.

Traumberuf: Komponist

Beste Voraussetzungen also, dass sich sein großer Traum einmal erfüllen wird. Robert Neumann möchte später einmal Komponist werden. Schon heute komponiert der 13-Jährige an den späten romantischen Stil angelehnte Werke, die sich an traditioneller russischer Musik orientieren und klar auf Bach zurückzuführen sind. Beim Generation Festival in Bad Ragaz wird Robert Neumann zum ersten Mal Eigenkompositionen aufführen. Auch am Sonntag müssen die Zuhörer aber vermutlich nicht auf eine Prise Robert Neumann ganz persönlich verzichten: „Ich improvisiere gerne und in der Regel auch als Zugabe“, verrät der Pianist.