Passend zum Osterfest erklang in der Kirche von Sankt Josef in Stuttgart-Feuerbach Musik von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart.

Feuerbach - Es gibt kaum eine passendere Gelegenheit, die „Jugend-Messe“ von Joseph Haydn zu hören, als das „Hochfest der Auferstehung“, zu dem Pater Konrad die Gläubigen in der sehr gut gefüllten Kirche St. Josef am Ostersonntag begrüßte. Karfreitag noch ganz nah, das Geschehen des umgebenden Kreuzweg-Reliefs wirkt wie ein unmittelbar sinnfälliger Rahmen, auch die mit bunten Eiern geschmückten, aus Buchsbaum-Zweiglein gebundenen Palmstangen hoch hinterm Altar markieren die vorangegangene Passion. Doch nun ist Erlösung und Überwindung der Todesfurcht angesagt, nun „ist der Himmel wieder offen“. Ganz im Stil und in der Konvention der Kirchenmusik des 18. Jahrhunderts liefert Haydn zu diesem feierlichen Ereignis eine feierliche Festmusik, vor die Detlef Dörner als musikalischer Leiter mit einem farbenglühenden, französischen Orgel-Präludium zum Einzug das passende Vorzeichen setzt. Es ist bezwingend, dann einmal mehr zu erleben, wie der 17-jährige Haydn in dieser „Missa brevis in F“ die Form der Zeit beherrscht. Knapp gehalten und straff durchkomponiert, ohne Arien oder große Ensembles, sondern in enger Verzahnung mit dem Kultus der Messe. So ist das Kyrie als traditionelle, dem lateinischen Meßordinarium folgende Eingangsmusik keine gramgebeugte Bitte um Erbarmen, sondern ein froh gestimmtes Beginnen, von den Ausführenden als flottes Allegro ins Werk gesetzt. Und wenn die Vokalistinnen Andrea Lehment (Sopran) und Isolde Assenheimer (Mezzo) mit Innigkeit und Schwung das aufsteigende Amen entfalten, schwingt die Vorstellung um gut zweieinhalb Jahrhunderte zurück: Zu Joseph und Michael, dem Brüderpaar, für das Joseph, der fünf Jahre Ältere, das Werk wohl 1749, in ihrer gemeinsamen Wiener Sängerknabenzeit komponiert hatte.

 

Feintönende Kammermusik

Die beiden Solistinnen repräsentieren mit ihren warm tönenden, kultivierten Stimmen in besonderer Weise die musikalische Festlichkeit der Messe, im engen Dialog mit Chor und schlank besetztem Kammerorchester. Etwa im Credo, das sich aus dem Chor entwickelt. Zunächst innig und sanft getragen, dann rhythmisch bewegt, woraus Sopran und Mezzo organisch verbunden aufsteigen und das Glaubensbekenntnis jubilierend besiegeln. Das zwischen die Lesungen platzierte Offertorium „Sub tuum praesidium“ („Unter deinen Schutz und Schirm“) von Mozart wird rein instrumental gegeben. Als feintönende Kammermusik, bei der sich das „Orchester von St. Josef“ im dialogischen Miteinander einmal mehr als hellwach und bestens einander abgestimmt erweist. Wunderbar subtil etwa, wie die Kontraste in der Textur zwischen hohen Streichern sowie Cello und Kontrabass erklingen und schließlich in ein volltönendes Unisono münden. Auch dieser Musik könnte das Leitmotiv der Predigt entstammen, dass die österliche Botschaft „Auge und Herz öffnen will“.

In den weit gespannten Legato-Linien des Sanctus erweist sich der berührend cantable Charakter der Musik Haydns ebenso wie im abschließenden Agnus Dei, wenn sich das innige Andante in ein frisches Allegro mit straffen Choreinwürfen wandelt: ein maßgeschneiderter Schlussstein zur österlichen Botschaft, die so wie ein zeitloser Friedensruf wirkt: Dona nobis pacem. Ganz weltlich froh und dankbar war so der lange, herzliche Beifall für diese so festliche Musik. Ein wahres, gesteigertes Vergnügen, wie Dörner zum Ausklang die Register der Orgel öffnete und voll rhythmischer Energie und Temperament Bachs Toccata in d-Moll jubilieren ließ.