Das Urban Piano Trio hat sich „Perlen der Romantik“ von Brahms bis Fritz Kreisler gewidmet.

Sillenbuch - Wer die Musik der romantischen Epoche gerne expressiv und leidenschaftlich hört, ist beim Urban Piano Trio genau richtig. Bei Mathias Neundorf, Violine, Kathrin Hirzel, Violoncello, und Natalia Dyatchina, Klavier, steht die Emotion durchweg im Vordergrund. Wer sich bei „Perlen der Romantik“, so der Programmtitel, kleine, helle Tupfer und Leichtigkeit erhofft hatte, musste sich bei ihrem gemeinsamen Konzert im Atrium auf Erdenschwere und Schwermut einstellen. Doch eine solch ausgeprägt romantische Interpretation der Werke von Brahms, Schubert und Dvorak findet durchaus ihre Liebhaber, wie der Beifall des Publikums zeigte.

 

Das Urban Piano Trio, dessen Name auf den Probenraum an der Urbanstraße hinweist, besteht aus drei gleichwertigen Partnern. Routiniert und einheitlich gestalteten sie die atmosphärischen Wechsel der an diesem Abend vorgestellten Kompositionen des 19. Jahrhunderts.

Dabei klang die Violine von Mathias Neundorf dunkel, langsame Passagen wurden mit viel Vibrato gespielt, in den schnellen lag ungarischer Schmelz. Kathrin Hirzels Violoncello blieb samtig, warm und strahlte Ruhe aus – insbesondere im zweiten Teil des Abends. Die Pianistin Natalia Dyatchina, in Russland geboren und seit 1999 in Deutschland beheimatet, war den beiden Streichern eine einfühlsame Begleiterin, die gelegentlich durch einen eher harten Anschlag überraschte.

Das Programm war gut zusammengestellt

Das Programm, das Kathrin Hirzel sehr schön mit einigen wenigen erläuternden Anmerkungen versah, war gut zusammengestellt. Johannes Brahms Klaviertrio c-Moll opus 101 aus dem Jahr 1887 machte den Anfang: Ein stürmisches Allegro energico, in dem sich die Pianistin an Erzählungen über den Komponisten orientierte, der das Hauptthema durchaus „wild“ begonnen haben soll. Wenn in diesem Satz ein Walzer anklingt, dann hat das nichts Leichtes, Tänzerisches eines Wiener Ballsaals. Im folgenden Presto wurde deutlich, dass das Trio nicht durch übermäßige Tempi, sondern durch atmosphärische Dichte gefallen möchte. Auch das lieblich beginnende Andante grazioso mit dem rhythmisch nicht einfachen „Zwiefachen“ wirkte hier weniger volkstümlich und heiter, als es vielleicht gedacht ist. Bekräftigt wurde diese bewusste Ernsthaftigkeit auch im abschließenden Allegro molto.

Franz Schuberts posthum veröffentlichtes Notturno Es-Dur (op. post. 148) ist ein Adagio, über dessen Entstehung nicht viel bekannt ist. Entweder hat der Komponist es verworfen, oder er hat es für ein weiteres Klaviertrio gedacht, dessen Fertigstellung durch seinem Tod verhindert wurde. In der Interpretation des Urban Piano Trios war dieses Nachtstück eher drängend, aufwühlend als lyrisch.

Antonin Dvoraks Klaviertrio e-Moll opus 90 von 1891 besticht durch einen Wechsel zwischen schwermütigen und kurzen tänzerischen, geradezu fröhlichen Passagen. Dvorak hat das Trio „Dumky“ genannt, was auf einen aus der Ukraine stammende Tanz, die Dumka, hinweist. Natalia Dyatchina fungierte hier als Übersetzerin, und so sprach Kathrin Hirzel in ihrer Moderation von „kleinen Gedanken“, die in den sechs überwiegend ruhigen Sätzen zum Ausdruck kommen. Überzeugend war das Trio dabei vor allem in den schnelleren Passagen, bei denen die drei Musiker im Einklang waren und weniger die Dramatik im Sinn hatten.

Als Zugabe gab es ein bewusst romantisch gestaltetes „Liebesleid“ von Fritz Kreisler (1875 bis 1962).