Der Stadtteilchor Nord hat seine Zuhörer mit einem fulminanten Auftritt in der Erlöserkirche hingerissen. Unterstützt von acht Jazzmusikern, haben die Sängerinnen und Sänger Sakralmusik gesungen – komponiert von Duke Ellington.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Der Applaus und die Pfiffe sind am Ende so laut gewesen, dass sich einige der kleinsten Zuhörer die Ohren zuhalten mussten: Der Stadtteilchor Nord hat am Sonntagabend sein Publikum überzeugen können. Zur Aufführung kam „Sacred Concert“ von Duke Ellington, ein durchaus ungewöhnliches Werk, das nicht zum Chor-Standardrepertoire gehört. So sagte es auch Chorleiter Josef Wiest zu Beginn des Konzerts: „Das Stück ist etwas unüblich.“ In seiner Entstehungszeit, also den 1960er und 1970er Jahren, sei es sehr umstritten gewesen: „Es hieß, man trage damit die Bar in die Kirche.“

 

Schuldig ist der Jazz: Duke Ellington, der sich bis dahin einen Namen als Jazzkomponist, Musiker und Orchesterleiter gemacht hatte, verfasste 1965 das erste Sacred Concert. Die Komposition war ein Versuch, traditionelle christliche Liturgie mit Jazzklängen zu vereinen, und wurde zur Einweihung einer neuen Kathedrale in San Francisco gespielt, zwei weitere Sacred Concerts folgten. Teile aus allen sind in dem Arrangement enthalten, mit dem sich der Stadtteilchor Nord beschäftigt hat.

Mit großer Freude bei der Sache

Unterstützung bekam der Chor von einer Gruppe erfahrener Jazzmusiker, einige von ihnen unterrichten an der Stuttgarter Musikhochschule – Ekkehard Rössle und Jessica Thamm am Saxofon, Valdis Bizuns an der Trompete, Uli Gutscher an der Posaune. Am Klavier saß William Lecomte, am Bass Thomas Krisch, Gitarre spielte Werner Acker und Schlagzeug Jogi Nestel. Diese acht sorgten für einen exzellenten Jazzsound, wie im Jazz üblich mit Soloparts der verschiedenen Instrumente.

Dem Stadtteilchor Nord merkte man an, dass er mit großer Freude bei der Sache war. Egal, ob bei getrageneren Passagen wie „Heaven“ oder dem beschwingten „Word you heard“, die Sänger swingten im Takt mit und boten eine mitreißende Performance. Die Sopranistin Ines Martinez überzeugte besonders im Stück „The Majesty of God“ – trotz ungünstiger Voraussetzungen: kurzfristig war die Mikrofonanlage ausgefallen, Martinez sang also ohne technische Verstärkung, wie auch der Rest von Band und Chor. Dies ist als einziger Kritikpunkt anzumerken: dass die Musiker teilweise lauter spielten, als der Chor singen konnte. Nach dem langen Schlussapplaus wirkte Chorleiter Josef Wiest zufrieden mit dem, was sein Chor geleistet hatte und war mit den Gedanken gleich beim nächsten Stück: Im November wird der Stadtteilchor Anton Bruckners Messe in e-moll aufführen, gemeinsam mit Schülern der Waldorfschule am Kräherwald.