Die Konzertreihe „Klassik im Bürgerhaus“ in Möhringen geht mit dem Trio Locas x el Tango südamerikanische Wege. Jedem Liebhaber des Tangos wird von den Anfängen bis hin zur Gegenwart etwas geboten.

Möhringen - Elegant und sinnlich geht es zu beim Tango Argentino. „Ein bisschen schnieke, ein bisschen sexy“, sagt dazu der Rohrer Tangotänzer Enrique Grahl, der gemeinsam mit dem Instrumental-Trio Locas x el Tango und seiner Partnerin Romina Tumini am Samstag, 15. November, um 19 Uhr im Bürgerhaus Möhringen auftritt.

 

Das neue Programm ist ein ungewöhnliches

Die Veranstaltungsreihe „Klassik im Bürgerhaus“ bietet in der Regel klassische Musik oder Opernabende. Beim letzten Konzert dieses Jahres geht der Kultur- und Förderverein Bürgerzentrum Möhringen mit dem Programm „Tango Argentino“ einen eher ungewöhnlichen Weg. „Die Musikerinnen haben alle eine klassische, akademische Ausbildung“, betont der Vorsitzende Xaver Beck, „doch diesmal kommt zur Tangomusik noch ein Tanzpaar hinzu“.

Locas x el Tango nennt sich das Trio mit Violine, Klavier und Bandonéon, das seit 2007 den Stuttgartern den Tango näherbringt. Der Name ist doppeldeutig. „Mit Locas sind die verrückten Mädchen gemeint“, erklärt der Tangotänzer Enrique Grahl. Das x steht für das Wort „por“, es geht also um die verrückten Mädchen, die verrückt nach Tango sind.

Das Bandonéon-ein Teil des Tangos

Das Bandonéon spielt Karin Eckstein, die nach einem Musikstudium (Klavier und Kirchenorgel) in Paris und Buenos Aires ihre Tango-Ausbildung erhielt. Sie ist eine viel gefragte Solistin und steuerte unter anderem die Musik zum Soundtrack für den Kurzfilm „Tango del aire“ mit Monika Bleibtreu bei. Das Bandonéon, aus dem Tango nicht wegzudenken, stammt ursprünglich aus Deutschland und wurde in Lateinamerika von Missionaren eingeführt, als eine Art Orgel, mit der man auf Reisen gehen kann.

Sie alle verbindet die eine Leidenschaft

Die Geigerin Ada Gosling-Pozo ist seit 1996 Mitglied des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart. Den argentinischen Tango studierte sie in Buenos Aires. Neben ihrer Arbeit als Interpretin, Dozentin und Dirigentin tritt sie wie ihre Kolleginnen auch mit bekannten argentinischen Tangoformationen auf. Die Pianistin Judy Ruks ist Niederländerin und studierte nach einer klassischen Klavier-Ausbildung in Rotterdam und Buenos Aires argentinischen Tango. Sie ist, wie Ada Gosling-Pozo auch, selbst leidenschaftliche Tangotänzerin.

Seit der Jugend begeistert-heute Weltmeister

Enrique Grahl entstammt einer deutschen Familie, die vor fünf Generationen nach Argentinien ausgewandert ist und zur Zeit der Diktatur wieder nach Deutschland zurückkam. Er spricht Schwäbisch wie Spanisch, denn er ist in Stuttgart zur Schule gegangen, hat lange in Lateinamerika gelebt und ist in Rohr ansässig. Als 15-Jähriger begann er mit dem Tangotanzen, 2006 wurde er Weltmeister in der Stilrichtung Salon. Seine Partnerin Romina Tumini ist Argentinierin, die in Griechenland Tangofestivals organisiert hat.

Live-Musik ist zum Tanzen immer noch am Schönsten

Das Schöne an Tango, findet Enrique Grahl, der nebenbei auch Flamenco tanzt, sei, dass man ihn überall tanzen könne: Das Wort Milonga steht nicht nur für eine Musikrichtung und eine Spielart des Tangos, sondern auch für Veranstaltungen, bei denen sich die Menschen zum Tanzen treffen. „Der Tango ist wie eine berechenbare Sprache“, erklärt Grahl: Die Begegnung zwischen den Tänzern ist intensiver als beim Standard-Tanz, es wird gelegentlich improvisiert. Eine Grundvoraussetzung dafür ist eine gute Kommunikation zwischen den Musikern und den Tänzern: „Deswegen ist es so schön, wenn live gespielt wird.“

Da es kein Schlagzeug gibt, das den Rhythmus vorgibt, geben die Musiker durch ein leichtes Stakkato den Takt an. „Er entspricht dem Herzschlag des Menschen“, erklärt Enrique Grahl, „beim Tango geht sozusagen das Herz auf.“ Meist dreht es sich um einen Zweivierteltakt: „Dos por cuatro“ sagen die Eingeweihten auch zum Tango. Doch Walzer im Dreivierteltakt gehören ebenfalls dazu. Mit dem in Deutschland berühmtesten aller Tango-Komponisten, Astor Piazolla, wurde die Bandbreite noch um den Tango Nuevo erweitert.

Im Bürgerhaus gibt es für jeden Liebhaber etwas

Nicht jede Tango-Musik ist tanzbar, und so sind es im Bürgerhaus nur einige Stücke, bei denen das Tanzpaar mit von der Partie ist. Die übrigen Beiträge spiegeln die Bandbreite von den Anfängen („El choclo“) bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen („Teatro del bosque“).

Locas x el Tango

Die Veranstaltung im Bürgerhaus Möhringen, Filderbahnplatz 32, am Samstag, 15. November, beginnt um 19 Uhr. Die Karten kosten im Vorverkauf 15 Euro, an der Abendkasse 18 Euro (ermäßigt sieben und acht Euro) und sind bei der Möhringer Filiale der Volksbank Stuttgart, Filderbahnstraße 26, erhältlich.