Im September trauen sich ganz mutige Konzertveranstalter noch Draußen-Konzerte zu. Außerdem loben wir die Manufaktur, stellen die ersten Konzerte Im Wizemann vor und haben ganz viele doofe Bandnamen gezählt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Nach einer doch recht abwechslungsreichen und unterhaltsamen Open-Air-Saison geht es im September zurück in die Clubs. Die ganz großen Namen fehlen im September-Konzertprogramm in der Region Stuttgart, dafür verspricht der Monat manche Überraschung - außerdem die Premiere des neuen Clubs Im Wizemann und gleich zu Beginn ein hübsches Jubiläum:

 

Dog Eat Dog, kennt die noch jemand? Gibt's jetzt seit 25 Jahren, waren mal groß, haben dann in hübschen Clubs auch in Stuttgart gespielt (Röhre!), dort aber teilweise vor recht wenigen Menschen. Mal sehen, wie viele am 2.9. in den Keller Klub kommen. Mindestens dieses Video sollte jetzt jeder ansehen:


Vor den Wagenhallen ist noch ein bisschen Sommer, zumindest am 3.9., wenn Mamoudu Doumbouya im Biergarten spielt: die westafrikanische Variante von Singer/Songwriter, klingt entsprechend anders als das, was man von Legionen hiesiger Liedermacher so kennt, und manch einer hat ihn vielleicht beim Afrika Festival 2014 gehört.

In dieser Kolumne wird demnächst ein Text über bescheuerte deutsche Bandnamen erscheinen, so viel als Vorankündigung. Möglich, dass die Band Mofakette darin auch vorkommt. Bis dahin weisen wir hier lediglich auf ihr Konzert im Goldmark's am 4.9. hin: Punk'n'Roll aus Stuttgart, und die Songtitel sind ähnlich wie der Bandname.


Stichwort Bandnamen: Welche Musikrichtung ist wohl beim Konzert der Band Skarface am 4.9. im Keller Klub zu erwarten? Falls die Antwort nicht einfällt, noch ein Tipp: Support kommt von Horny Lulu. Am selben Abend findet im BlueU in Fellbach ein Terrassenkonzert statt, mit dabei sind unter anderem Chris Bubeck (Chimperator, S*cobar) und Naked Hazelbeard.

Nach den Böblinger Songtagen gibt es am 5.9. wiederum am oberen See ein weiteres kleines Festival, diesmal in Richtung Rock, und zwar unter anderem mit Tuz und Walter Subject. Außerdem ist die Songwriterin Tess Wiley in der Luke in Ludwigsburg zu Gast. Mehr ist an diesem Samstag irgendwie nicht los - seltsam, angesichts der sonst völlig überladenen Wochenendabende im September. Wer noch Tipps hat, bitte auf Facebook schreiben oder mailen: j.plavec@stz.zgs.de.

7. bis 13. September

Am 7.9. gibt es im Universum Heavy Metal mit The Sword, mehr nicht. Für den 8.9. sind Alcest auf der Uni-Homepage als Post-Metal-irgendwas-Band angekündigt, was sich mit dem aktuellsten Video der Gruppe nicht wirklich deckt. Auf Wikipedia finden wir noch das schöne Genre "Blackgaze", was es wiederum gut treffen könnte: Shoegaze minus Pop. In diesen Sound kann man jedenfalls hübsch eintauchen:


Für den 9.9. empfehlen wir dann das Juha West, wo ausnahmsweise kein Hardcore läuft, sondern fescher Garage Rock mit Gurr. Support kommt von den formidablen hiesigen Rock'n'Roll-Soundfetischisten Ain't no grave. Alternativ geht natürlich auch Ryley Walker in der Manufaktur, der mit Band kommt und sich für sein neues Album an Van Morrison und Tim Buckley orientiert hat. Oder, wie es im Pressetext auch heißt: "Musik für Freunde entdeckungsfreudiger Gegenwärtigkeit und ambitionierter Nostalgie". Und im Goldmark's gibt's Gitarrenmusik mit The Godfathers und Good Men Gone Bad.

Am 10.9. ist wiederum nix los Nee, stimmt nicht. Die Wolf Mountains haben recht spontan einen Gig bei Second Hand Records angekündigt. Passt super, denn ihr Album "Birthday Songs for Paul", besprochen hier, gibt es jetzt auch auf Vinyl.

Dann beginnen aber die konzertvollen Wochenenden. Am 11.9. spielt Kim Churchill im Zwölfzehn, der es mit seinem druckvollen Pop-Rock zu Recht zu Universal geschafft hat. Im Keller Klub spielen zur gleichen Zeit Safi ihr Werk "Janus" vor, interessanter Crossoversound zwischen Sprechgesang, Post-Core, Electroclash. Das Video lohnt sich:


Wer lieber drei Frauen in Silberanzügen beim Garage-Rock-Spielen zusehen will, der sollte am 11.9. ins Goldmark's gehen, zu Mars Needs Woman. Straßenmusik made in Stuttgart gibt's alternativ im Merlin mit dem Duo Parallel sowie Miricalls. Außerdem verabschiedet sich das Feierabendkollektiv vom Café Stella. Mehr Infos siehe hier.

Am 12.9. kommen dann Die Fantastischen Vier ins Mercedes-Benz-Werk Sindelfingen, das ist das Konzert für 29 Euro. Wem das zu groß ist, der schaut zu Nessi in den Keller Klub. Das ist natürlich reinster Radio-Pop, aber gut gemacht - das Video fällt regelrecht mit der Tür ins Haus. Außerdem ist es doch immer interessant, zu sehen, ob Radio-Pop live funktioniert?


Wer's härter mag, geht am 12.9. zur Release-Party der Stuttgarter Band Younger Us ins Juha West - tiefer kann der Bass beim Spielen fast nicht hängen. Wer's soft mag, geht ins Blaue Haus in Böblingen, wo Naked Hazelbeard und Wazoo spielen. Alternativ ein Ausflug ins Neckartal: Eric Wainaina spielt in der Bastion in Kirchheim Afro-Pop.

Die Manufaktur in Schorndorf rückt Jeffrey Lewis in die Nähe von Adam Green. Stimmt, sagen wir nach Betrachten seines Videos, jedenfalls darf man an diesem Abend Lo-Fi-Schrammel-Songwriterpop erwarten. Und wem all das nicht zusagt, für den hätten wir noch die Songwriterin Nikki Forova in der Luke in Ludwigsburg.

14. bis 20. September

Gibt es hier Tatort-Fans? Vielleicht sogar solche, die den Münster-Tatort besonders gut finden? Jedenfalls ermittelt dort Alex Prahl alias Kommissar Thiel. Prahl macht aber auch Musik, so eine Art Blues-Rock mit knorrigen Texten. 14.9., Theaterhaus: die Gesangsstimme ist ganz anders als die von Kommissar Thiel. Vom Stuhl gefallen sind wir aber, als wir das Cover zu Prahls aktuellem Album "Blick aufs Mehr" gesehen haben. Voilà:


Am 15.9. gibt's Punk Rock mit Acres im Zwölfzehn, am 16.9. spielen Kafka Tamura im Keller Klub: Indie-Pop vom Milky-Chance-Label, schöne Stimme, hübsches Video zum leicht unterkühlt-elektronischen Sound.

Vom 17. bis 20.9. läuft dann die größte Stuttgarter Wetterwette dieses Sommers, also known as Feuerseefest. Programm gibt's von Donnerstag bis Samstag, dank Merlin-Booking wie immer anspruchsvoll mit lokalem Lingo: am 17.9. ist warm-weicher Retro-Rock mit The Tremolettes und Tristan Rêverb angekündigt - ob die Tremolettes tatsächlich spielen können, wird noch eruiert, siehe hier. Am 18.9. gibt es die fantastische Stimme von Ginger Redcliff zu hören (hier unser Fragebogen) sowie die nicht minder tollen Swim Bird Fly, die beim U&D begeistert haben. Und am 19.9. dann Blues/Psychedelic mit Hawelka und Perlen der Popmusik mit The Good, The Bad & The Ugly. Anfangszeiten stehen hier.


Wem das alles zu unsicher ist oder falls es doch regnet, für den gibt es reichlich Alternativen. Am 17.9. etwa Bryan Ferry in der Liederhalle, die aufgeräumten Rocker von Audrey Horne im Keller Klub (schönes Video) oder düster-elektronischen Industrial / New Wave mit Tearist aus LA in der Villa Merkel in Esslingen - anspruchsvoll!

Der Indoor-Freitagabend hält am 18.9. ein wahrhaft eklektisches Programm bereit: zunächst Tobis Teppich mit Bea Bacher, Slack Bird und Knulp im Schlampazius (schön, dass da mal wieder was stattfindet!). Dann Sarah Connor in der Liederhalle. Außerdem das schon zwei Mal verschobene letzte Popnotpop-Konzert mit der Band Life in Film (Flux-FM-Heavy-Rotation) im Zwölfzehn. Oder, draußen im El Palito, ein Gartenkonzert mit Benni Benson und Micha Schlüter.

Luft holen, weiter geht's mit 18.9.: im Universum startet das Party-plus-Konzert-Forma Klub Karachoo. Das, wie wenig überraschen dürfte, von Captain Karachoo (Stichwort Dia de los Muertos) gestartet wurde und die Submission-Abende aus der Röhre wieder aufleben lassen soll. Nur eben im Uni. Und an besagtem Abend mit der Band Motherbeast. Nebenan im Goldmark's gibt's Vintage-Psychedelic-Rock mit der Berliner Band Wedge und im Juha West Phantom Winter und andere Brutalbands.


18.9. zum Dritten: Im BlueU Fellbach ist Lokalband-Abend mit Challenge of Tomorrow (Fellbach), Destruktivo (Besigheim) und Team Red (Weissach im Tal) und in der Manufaktur spielen The Crooked Brothers irgendwas zwischen Folk und Rock'n'Roll. Und für unsere Filderstädter Leser vermelden wir noch, dass die Alte Mühle in Bonlanden wieder aufmacht und die irgendwann in den Neunzigern verschollene Filderstädter Band Bänderriss (noch so ein deutscher Bandname!) dort in Originalbesetzung auftritt. Wer mehr lesen will, sollte hier klicken.

Nach diesem Freitagsprogramm wird es am Samstag (19.9.) clubmäßig etwas übersichtlicher. Gentleman spielt, sofern sich beim Booking nicht ganz kurzfristig noch was tut, das erste Konzert im neuen Club Im Wizemann. Stahlmann passen da nur vom Namen her dazu, die machen nämlich Rock - im Club Zentral.

Am 20.9. kann man dann noch ins LKA zu Wirtz mit bodenständigem Rock - oder ins Zwölfzehn, wo Loifior und Passé recht interessanten Post Punk mit ungewöhnlichen Vocals spielen:

21. bis 27. September

Am 21.9. bejubeln wir einmal mehr das Booking der Manufaktur in Schorndorf, die die Band The Notwist geholt hat. Indie-Helden unser aller Jugend, man darf sich freuen. Alternativ ginge noch Warcry im Keller Klub.

Vom Halt der Tour of Tours im Zwölfzehn im Winter durfte man mit Recht begeistert sein. Das Konzept ging offenbar so gut auf, dass die Musiker sich erneut zusammentun und auch wieder nach Stuttgart kommen - nämlich am 22.9. ins deutlich größere Im Wizemann wiederum im Zwölfzehn. Eine starke Alternative am 22.9. wäre Lucy Rose, die im Goldmark's auftritt. Sie hat auch ein schönes, interaktives Video am Start:


Noch was für den 22.9.: Vague (Wien) und Kaufmann Frust (Stuttgart) spielen wieder - nach dem Keller-Gig im Ossex im Winter diesmal voll offiziell im Merlin. Wir waren damals dabei und können Vague wärmstens empfehlen. Und Kaufmann Frust eh.

Genetikk am 23.9. im LKA ist schon ausverkauft - Battlerap geht also auch in der Saison 15/16. Für den Gig von Marathonmann im Goldmark's gibt's noch Karten, ist halt kein Rap, sondern Alternative Rock / Hardcore. Ähnliche Musikrichtung: Eclipse in der Rockfabrik.

Tags darauf, am 24.9., ist dann gleich nochmal Rofa mit Michael Bormann, volle Dröhnung 80er-Rock. Außerdem das nächsten Young River Concert in der Dieselstrasse, nach einigen sehr düster-elektronischen Acts endlich mal wieder Mafia Folk / Rock'n'Roll mit der römischen Band Spiritual Front; Support kommt von Azar Swan aus USA (Electro-Singer-Songwriter). Bei Lasting Traces wechseln sich im Juha West Shouter (Strophen) und Sänger (Refrains) ab. Und Julia Marcell spielt im Scala in Ludwigsburg tollen, erwachsenen Pop:


Alternativ ginge am 24. September noch Erfolg und der beste Damenchor aller Zeiten im Merlin. Die Musik ist so, wie der Bandname es vermuten lässt: deutschsprachig, leicht schräg. Zusatzinfo: die Platte im Frühjahr kam bei Staatsakt raus, zu denen das Merlin ja gute Beziehungen pflegt. Und dieses Video ist brandneu:

Am 25.9. dann schon wieder Im Wizemann, aber nur für die glücklichen Karteninhaber der Orsons-Zusatzshow. Kiiiischde! Alternativen: Rantanplan im Uni ("Wir sind nicht die Onkelz") oder akustische Songwriter-Musik mit Prita Grealy in der Luke Ludwigsburg.

Was geht eigentlich in der Schräglage? Xatar geht da, und zwar am 26.9.. Kurdischstämmiger Rapper, Video und Musik nicht ganz unerwartbar, aber kann man mal anhören. Etwas gediegener ist das Programm im Laboratorium mit den Tone Flakes. Und die S*Cobar ist sogar eine echte Wundertüte, beim Schreiben dieses Artikels stand die Band für 26.9. noch nicht fest. Oder ist "tba" doch eine Band?

- Nein, natürlich nicht. Hier steht, was da geht.

Am 27.9. ist dann wieder für jeden was dabei: Seu Jorge macht Im Wizemann brasilianischen Pop, in der Schräglage sind Audio88 & Yassin sowie Dexter leicht ironischen Battlerap und Beats (zum Dexter-Porträt hier entlang). Wer errät, wann er beim Euovision-Finale für Deutschland am Start war, darf zu Max Mutzke ins Club Cann. Und in Ludwigsburg hat man sogar mal die Wahl zwischen Cassandra Steen im Scala und Steve Hackett im Forum am Schlosspark, Letzterer natürlich Favorit aller Genesis-Anhänger.

28. bis 30. September

In den letzten Septembertagen gibt's einige kleinere Acts zu bestaunen - am Wochenende ist das Programm eh immer so voll. Also: im Cann spielen am 28.9. Bollmer höchst majormäßig präsentierten Deutschpop. Für die Alternativfraktion gibt es an diesem Abend Lust for Youth im Komma in Esslingen. Deren Synthpop ist was für Anhänger von Depeche Mode und New Order.

Nisse ist ein neues Pferd im Stall bei Four Music. Reifer, vom HipHop inspirierter Pop, höchst zeitgenössisch und in der Schräglage perfekt angesiedelt. Termin: 29.9.

Und dann ist der September auch schon fast vorbei. Im Galao spielen am 30.9. davor noch Radiation City aus Portland, Oregon. Das ist schön produzierter Lo-Fi-Pop mit leichten bis mittelschweren Sechziger-Einflüssen.

Den Rockpalast gibt's immer noch, da tritt unter anderem Tim Vantol auf. Wem das Video gefällt, der kann ihn am 30.9. im Keller Klub erleben. Oder alternativ zu La Luz in die Manufaktur Schorndorf gehen, wo La Luz mal wieder Halt machen - diesmal auf Promotour für ihr neues Album. Die Westküsten-Retro/Surf/Garage-Rock-Band war schon beim letzten Mal stark, also: unser Tagestipp.

Easy Baby by La Luz from Shana Cleveland on Vimeo.