An der Hebräischen Universität in Jerusalem werden wie auch an den Universitäten Ulm und Stuttgart Bauteile für einen Quantencomputer studiert, die beispielsweise in winzigen Diamanten stecken. Die Forscher planen nun eine gemeinsame Graduiertenschule.

Jerusalem - Für die wissenschaftliche Karriere ist ein Artikel in einem Top-Fachjournal das Beste, was einem passieren kann. Aber eine Erfindung patentieren zu lassen sei genauso viel wert, sagt Nadav Katz, der an der Hebräischen Universität in Jerusalem am Zentrum für Nanotechnik arbeitet. Und er zählt gleich eine Reihe von Innovationen aus seinem Haus auf, um das zu belegen: etwa eine Beschichtung für Gewächshäuser, die den Pflanzen genau das Licht liefert, unter dem sie am besten wachsen, oder eine Methode, um Fingerabdrücke auf feuchtem Papier und Geldscheinen zu rekonstruieren. Er selbst erforscht Bauteile für künftige Quantencomputer und hat dafür ein Stipendium des Europäischen Forschungsrats (ERC) erhalten.

 

Was sich aus persönlichen Kontakten entwickeln kann

Einige seiner Kollegen, vor allem Nir Bar-Gill und Alex Retzker, kooperieren mit Kollegen aus Ulm und Stuttgart. Inzwischen sei aus den Kooperationen ein großes Team geworden, berichtet Fedor Jelezko von der Universität Ulm. Mit Physikern, Chemikern, Mathematikern – und auch Biologen und Medizinern, denn manche Entwicklungen der Nanotechnologie lassen sich auch in diesen Fachgebieten nutzen. Jelezko, der früher an der Universität Stuttgart tätig war und dort auch heute mit den Physikern Jörg Wrachtrup und Tilman Pfau zusammenarbeitet hat, schleust einzelne Atome in das Kohlenstoffgitter von Diamanten ein (Tilman Pfau spricht demnächst bei der Leser-Uni der StZ). Daraus ergibt sich eine Konstruktion, die einerseits als Speichereinheit eines Quantencomputers und andererseits als Miniatursensor dienen könnte. Sie könnte beispielsweise in einem lebenden Organismus als Mini-Tomograf feinste Strukturen darstellen.

„Die Zusammenarbeit war nicht geplant“, erzählt Jelezko, „sondern hat sich aus ersten persönlichen Kontakten ergeben.“ Mit den israelischen Kollegen hat er inzwischen schon viele Fachartikel geschrieben und Studenten ausgetauscht. Er sei selbst erstaunt, wie weit man gekommen ist, sagt er. Nun wollen die Wissenschaftler ihre Kooperation in feste Strukturen überführen. Baden-Württemberg hat signalisiert, dass es eine deutsch-israelische Graduiertenschule unterstützen könnte, und die Forscher planen darüber hinaus, künftig gemeinsame Promotionsabschlüsse anzubieten.