Jedes Jahr verdunstet im Toten Meer so viel Wasser, dass der Meeresspiegel um einen Meter fällt. Dadurch ergeben sich am Ufer neue Gefahren. Forscher aus Karlsruhe untersuchen mit Kollegen aus Israel, Palästina und Jordanien, woran das liegt.

Ein Bokek, Israel - Diese Woche haben Israel und Jordanien den Bau einer Pipeline ausgeschrieben, die das Tote Meer mit Wasser aus dem Roten Meer auffüllen soll. Das Projekt ist aus ökologischen Gründen umstritten, könnte aber die Wasserbilanz des Toten Meers etwas verbessern. Denn der Wasserspiegel im Toten Meer sinkt um einen Meter im Jahr. Ein Traktor bringt zum Beispiel die Badegäste von der Hotelanlage Ein Gedi zum zwei Kilometer entfernten Strand. Vor einigen Jahrzehnten lag die Anlage noch direkt am Wasser. Weil zudem Salzschichten im Untergrund aufgelöst werden, wenn wieder einmal ein Schwall Regenwasser aus den Seitentälern schießt, tun sich an den Ufern immer wieder Löcher auf. Ein Teil der israelischen Uferstraße musste verlegt werden, auch Strände sind schon geschlossen worden.

 

Von den Widrigkeiten, ein Messgerät aufzustellen

Der Meteorologe Pinhas Alpert von der Universität in Tel Aviv untersucht, was das Wasser verdunsten lässt. Er arbeitet mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zusammen, das am Toten Meer drei Messstationen errichtet hat. Sie messen nicht nur die üblichen Wetterparameter wie Wind, Luftfeuchtigkeit und Temperatur, sondern beispielsweise auch die Wärmestrahlung des Bodens. Pinhas berichtet von den dramatischen Tagen im Juli vergangenen Jahres, als der Hafen von Aschdod wegen Raketenbeschuss geschlossen wurde. Dort waren gerade Container mit Messgeräten aus Karlsruhe angekommen. Christoph Kottmeier vom KIT erzählt, dass sich später obskure Männer als Wachpersonal angeboten hätten. Als am nächsten Tag einige Gegenstände fehlten, engagierte man die Männer zähneknirschend.

An dem Projekt, das von der Helmholtz-Gemeinschaft für fünf Jahre finanziert wird, sind auch die palästinensische Universität in Nablus und die jordanische Rohstoffbehörde NRA beteiligt. Die Partner seien bewusst einbezogen worden, sagt Kottmeier, und die Zusammenarbeit entwickle sich gut. „Wissenschaftler sind eher vom Forschungsinteresse getrieben und tragen politische Differenzen zivilisiert aus.“ Ganz verschwinden werde das Tote Meer frühestens in einigen Jahrhunderten, sagt Pinhas Alpert. Denn der Salzgehalt steige immer weiter und das salzige Wasser verdunste immer schlechter.