Der Sohn des stellvertretenden Bürgermeisters will am Rand des Ortes neue Gebäude errichten. Doch das Projekt des Weinguts Zimmerle stößt bei Anwohnern auf Widerstand.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Korb - Eine Besenwirtschaft, eine Ferienwohnung, ein Gebäude zur Weinproduktion und zum Verkauf: Das Korber Weingut Zimmerle hat einiges vor. Der Betriebsleiter Jens Zimmerle will aus dem Korber Ortskern an den südlichen Ortsrand – auf Waiblinger Markung – aussiedeln. „Wir arbeiten derzeit in drei verschiedenen Kellern, die nicht zusammenhängen, und wollen unsere Betriebsabläufe verbessern“, erklärt er.

 

Nicht überall stößt sein Plan auf Gegenliebe: Einige Anwohner fürchten Nachteile. „Die Grundstücke hier wurden als unverbaubar verkauft“, ärgert sich etwa Harry Bauer, der in der unmittelbar angrenzenden Maybachstraße wohnt – auf Korber Gemarkung. Das geplante Weingut steht für seinen Geschmack viel zu dicht an dem Mischgebiet am Korber Ortsrand. „Die Ladeluke wäre zehn Meter von meinem Garten weg.“ Die Kritiker fürchten Lärm durch die Produktion und zu viel Verkehr durch liefernde Lastwagen und Gäste der Besenwirtschaft. Harry Bauer hat daher vorgeschlagen, Zimmerle solle den Bau so drehen, dass die Produktionshalle von Korb aus gesehen abgewandt auf der Rückseite des Hofs liegt.

Angst vor Überlastung des Abwassersystems

Das geplante Weingut befindet sich zwar auf Waiblinger Markung, die Erschließung mit Straßen und Leitungen erfolgt aber ausschließlich von Korb aus. Auch da drückt einige Anwohner der Schuh: „Im Jahr 2008 hat es hier schon einmal ein Hochwasser gegeben, weil das Abwassersystem überlastet war. Und damals gab es den überdimensionierten Aussiedlerhof noch nicht“, erinnert sich Günther Zelenka, der zu den Kritikern des Vorhabens gehört und befürchtet, dass das Regenwasser bei Unwettern wegen der zusätzlichen Versiegelung des Geländes „direkt und unkontrolliert in die Korber Entwässerung schießt“, statt wie bisher langsam durch die Äcker versickert.

Ein Detail mit Sprengkraft: Zimmerles Vater Friedrich Zimmerle sitzt seit Jahren für die Wählervereinigung CDU/Freie Wähler im Korber Gemeinderat, er ist zudem stellvertretender Bürgermeister. Bauer vermutet Vetterleswirtschaft: „Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass die Erschließung in Korb so schnell durchgeboxt worden ist, dass wir uns dagegen gar nicht wehren konnten.“ Jens Zimmerle weist diesen Vorwurf von sich: Zimmerle senior sei in den Gremien von den Beratungen und Beschlüssen stets ausgeschlossen gewesen. „Dass unsere Familie etwas stärker im Fokus steht, ist sogar eher ein Nachteil“, sagt Jens Zimmerle. „Meine Familie hat sich in letzter Zeit sehr viel anhören müssen.“

Laut Zimmerle hätten die Anwohner, die sich nun gegen das Weingut einsetzen, seinerzeit fast in der gleichen Art und Weise am Ortsrand gebaut, wie er es nun vorhat – „es gibt leider kein Recht auf freie Aussicht“, meint er. Im Übrigen gebe es in dem Areal bereits Betriebe, die wesentlich mehr Lärm produzierten als sein Weingut. „Wir arbeiten doch zu 90 Prozent im Weinberg, im Korber Ortskern hat sich in 35 Jahren niemals jemand beschwert.“

Beide Seiten haben Anwälte eingeschaltet

Vor rund einem Monat ist wegen des Streits in Korb am runden Tisch verhandelt worden, um die Wogen zu glätten – „aber das hat eher das Gegenteil bewirkt“, sagt Günther Zelenka. „Herr Zimmerle hatte schon seinen Rechtsanwalt dabei, kritische Einwände sind, so wurde mir gesagt, gar nicht ernst genommen worden.“ Auch einige der Kritiker hätten Anwälte eingeschaltet. Dass sie das Projekt letztlich verhindern könnten, glaubt Zelenka nicht. „Wir sind ja nicht grundsätzlich dagegen. Aber wir wollen Verbesserungen erwirken“, meint er.

Die Chancen, dass das Weingut von Jens Zimmerle als landwirtschaftlich privilegierter Bau genehmigt wird und deswegen jenseits der bisherigen Ortsgrenze gebaut werden darf, stehen gut. „Wir sind den Anwohnern ja schon entgegengekommen und anderthalb Meter weggerückt. Ein Teil des Grundstücks wird auch für die Verbreiterung des Wegs genutzt“, sagt Jens Zimmerle. Zu diesem Zugeständnis sei er nicht verpflichtet gewesen. Aber den ganzen Komplex noch zu drehen – „das kriege ich doch niemals genehmigt.“