Die Stadt Korntal-Münchingen zahlt einigen Erziehern künftig eine übertarifliche Zulage von 100 Euro, wenn sie regelmäßig Spätdienste übernehmen. Die meisten anderen Kommunen im Kreis Ludwigsburg setzen dagegen lieber auf andere Maßnahmen im Kampf um Fachkräfte.

Korntal-Münchingen - Eigentlich sind 100 Euro nicht allzu viel. In Korntal-Münchingen hofft man aber, damit dem Fachkräftemangel bei den Erziehern etwas entgegensetzen zu können. Weil sich die Stadt vor allem schwer damit tut, Betreuer für Drei- bis Sechsjährige im Ganztagesbetrieb zu finden, gibt es nun von Januar an eine monatliche übertarifliche Zulage. Sie gilt für Beschäftigte, die regelmäßig in einem rollierenden System Spätschichten übernehmen. Zusätzlich wird die Stadt stellvertretende Einrichtungsleiter höher eingruppieren, was je nach Stufe rund 40 Euro zusätzlich im Monat ausmacht.

 

„Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich deutlich verschärft. Wir haben Probleme, Vakanzen zu besetzen“, hatte Jörg Henschke, der stellvertretende Fachbereichsleiter, den Antrag begründet. Man habe schon Absagen von qualifizierten Bewerbern erhalten, die nicht in Einrichtungen wollten, in denen bis 17 Uhr oder länger betreut wird – doch genau für die langen Öffnungszeiten steige die Nachfrage.

Nicht nur die Kosten ließen die Stadt zögern

Pro Jahr kostet die Zulage 35 000 Euro. „Wir haben uns deshalb auch nicht leicht getan“, sagte der Bürgermeister Joachim Wolf. Doch es gab noch andere Bedenken gegen die Zulage: „Wir wollten keine Ungleichbehandlung“, sagte Henschke. Er habe bereits ein Grummeln von städtischen Mitarbeitern aus den Bereichen vernommen, in denen Arbeitszeiten bis 17 Uhr die Regel seien. Doch um im Wettbewerb um gutes Fachpersonal nicht ins Hintertreffen zu geraten, habe man letztlich die bisher ablehnende Haltung gegenüber einer Schichtzulage aufgegeben.

Er spielte damit auch darauf an, dass einige Träger bereits übertarifliche Zulagen zahlen – und damit „den Kampf um das Fachpersonal zwischenzeitlich weiter angeheizt haben“. So zahle etwa Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) statt der üblichen Entgeltgruppe S6 nun S8 („Erzieher mit schwieriger Tätigkeit“), was monatlich teils gut 400 Euro ausmachen kann. In S8 sind auch Springerkräfte in Stuttgart eingestuft, alle übrigen Erzieher bekämen 100 Euro Großstadtzulage. In Ludwigsburg zahlt man schon seit 2012 mehr, allerdings über eine Höhergruppierung. So bekommen dort Erzieher, die sogenannte Zweitkraft sind, seitdem ebenso viel wie die Hauptkräfte, zudem werden Kinderpfleger eine Tarifgruppe höher bezahlt als üblich.

Beim Gemeindetag Baden-Württemberg sieht man mehr Gehalt nicht als Allheilmittel. Wichtiger sei es, eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf, flexible Arbeitszeiten, gute räumliche Ausstattung und einen akzeptablen Personalschlüssel zu bieten, sagt die Sprecherin Kristina Fabijancic-Müller. „Es ist auch besser, es über gute Rahmenbedingungen zu versuchen, als in Konkurrenz zu den Großstädten zu gehen, die mehr zahlen können.“

Lieber Kurse, ÖPNV-Zuschüsse und gute Ausstattung

Darauf setzen viele Kommunen im Kreis Ludwigsburg, so das Ergebnis einer Umfrage. „Wir bezahlen nicht über Tarif, da dies zu einer nicht gewollten Spirale der gegenseitigen Überbietung zwischen den Kommunen führen würde“, heißt es etwa in Bietigheim-Bissingen. Gute Arbeitsbedingungen und ein gutes Betriebsklima seien vielen wichtiger, so die Einschätzung aus Tamm. Wie viele andere Orte setzt man dort auf eine verstärkte Ausbildung, aber auch auf Unterstützung des Fachpersonals durch Vertretungskräfte, Ehrenamtliche und Küchenhilfen.

Zudem bieten einige Kommunen Weiterbildungsmöglichkeiten. Das reicht von Rückenschulung über Kurse in Yoga und Englisch (Gerlingen) bis hin zu internen und externen Fortbildungen nicht nur zu pädagogischen Themen, wie etwa in Kornwestheim. Dort kommt die Stadt den Beschäftigten noch anderweitig entgegen: Sie erstattet zum Beispiel die Umzugskosten bei mehr als 50 Kilometern Anfahrtsweg, hilft bei der Wohnungssuche, gewährt einen Fahrtkostenzuschuss bei Benutzung des ÖPNV und bietet unbefristete Arbeitsverträge. Einen Bonus gibt es indes in Markgröningen, allerdings nicht in bar. Führungskräfte – das gilt aber für alle Bereiche der Stadtverwaltung – können für besondere Leistungen für bis zu 40 Euro einen Blumenstrauß oder Gutschein schenken, erklärt der Fachgebietsleiter Frank Last. „Das Wichtigste ist aber, dass die Leistungen wahrgenommen werden.“