Das Heimatmuseum in Münchingen widmet den Scheunen eine eigene Ausstellung, die am Freitag eröffnet wird. Bis zum Februar gibt die Schau Einblick in die Architektur, die Nutzung und die Geschichte der früheren Statussymbole.

Korntal-Münchingen - Es riecht ein wenig nach Heu, wenn man den Raum für die Wechselausstellungen des Münchinger Heimatmuseums betritt. „Ich hoffe, es ist niemand allergisch“, sagt die Leiterin Sabine Rathgeb. Früher wäre das für Betroffene fast schon eine Katastrophe gewesen – schließlich waren 160 von 420 Häusern im Ort sogenannte Wirtschaftsgebäude, also vor allem Scheunen. Ihnen widmet das Museum eine Ausstellung – mit vielen Bildern und Tafeln, aber auch historischen Arbeitsgeräten, Heuballen und Beispiele für verschiedene Getreidearten. Anlass ist das von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Entwicklungskonzept für den Münchinger Ortskern (wir berichteten). Als „vergessene Wahrzeichen“ tituliert das Museum, das die Schau gemeinsam mit dem Heimatverein konzipiert und dabei auch noch aktive Landwirte einbezogen hat, die „Schuira“, wie es auf Münchingerisch heiße, so Rathgeb. Und die waren früher im Ort weit verbreitet, wie die aufgehängten Pläne mit farbig markierten Scheunen-Standorten zeigen. Deutlich wird dieser Wandel – heute gibt es noch rund 70 Scheunen, weiß die Heimatvereinsvorsitzende Christine König – auch mit Vergleichsfotos am Eingang der Ausstellung. Sie zeigen etwa noch die bei einem Brand 1969 zerstörte große Scheune in der Krezengasse oder die Schlossscheuer, die nach 1945 zwar wieder aufgebaut wurde, seitdem aber kleiner ist als zuvor.

 

Scheunen waren ein Statussymbol

Überhaupt, die Größe: Scheunen waren ein Statussymbol. Sie überragten teilweise sogar umliegende große Wohngebäude und bildeten ganze Anlagen, wie etwa dort, wo heute das Seniorenzentrum Spitalhof steht. Eine der dortigen drei Scheunen war gar mit einem Wappenstein besonders geschmückt, mit den Initialen der Besitzer.

Infotafeln bietet die Ausstellung auch zu mittelgroßen und kleinen Hofanlagen. „Es war eine unheimliche Arbeit zu recherchieren, wer dort wohnte“, schildert Rathgeb den Part des Stadtarchivars Alexander Brunotte. So war etwa der Erbauer des Gebäudes in der Marktstraße 6, Konrad Bayhan, unter anderem von 1817 an der Pächter des Schlossgut Monrepos von Franziska von Hohenheim. Und dass Münchingen nicht gerade arm war, zeige sich vermutlich auch in der Tatsache, dass es gleich zwei Zehntscheuern gab – in denen wurden die Abgaben der Bauern für das Kloster Bebenhausen und die Herzöge von Württemberg gelagert, so Rathgeb. Weitere besondere Scheunen gab es ebenso, etwa die Schafhausscheune. Dort hütete ein Gemeindeschäfer vermutlich noch bis 1931 bis zu 600 der wolligen Tiere, die verschiedenen Münchingern gehörten.