Die Gruppe hat sich außerdem an den Landesbischof Frank Otfried July gewandt. In dem Schreiben heißt es: „Nachdem wir das Gefühl haben, in der Sache nur hingehalten zu werden, unsere Bitte an Sie, helfen Sie uns, dass wir endlich gehört werden.“ Ein Forum wird dafür auch der Evangelische Kirchentag im Juni in Stuttgart sein. Die Gruppe berichtet dort an einem Stand von ihren Missbrauchserfahrungen.

 

Auch Zander weiß, dass er nicht nur die Aufarbeitung der Heimgeschichte in Korntal angestoßen hat, sondern auch eine grundlegende Auseinandersetzung in der Brüdergemeinde, sollte sie unter dem Deckmantels des Glaubens fragwürdige Erziehungsmethoden angewandt haben. „Das hat mit meinem Fall schon lange nichts mehr zu tun“, sagt er deshalb.

Die Entscheidung zur Prozesskostenhilfe steht aus

In der jüngsten Publikation der Diakonie der Brüdergemeinde sagt deren Vorsteher Klaus Andersen, dass es zur Aufarbeitung „keine Alternative“ gebe, jedoch unklar sei, was der Prozess für die Gemeinde bedeute. Er mag damit sowohl die Aufarbeitung als auch den Gerichtsprozess meinen – die Entscheidung über Zanders Antrag auf Prozesskostenhilfe steht aus. Sie wird laut einem Sprecher des Oberlandesgerichts Stuttgart „voraussichtlich nicht vor Ende Januar“ fallen.

Sollte das Gericht die Prozesskostenhilfe gewähren, wird das als positiver Fingerzeig für die Erfolgsaussichten der Schadenersatzklage gewertet. Klagt er erfolgreich, wäre dies eine Kritik am bundesweiten Entschädigungsfonds für ehemalige Heimkinder. „Wir sind gespannt, aber nicht ängstlich“, sagt Eva-Maria Armbruster, Stellvertreterin des Vorstandsvorsitzenden des Diakonischen Werks Württemberg. In den Fonds hatten Bund, Länder und Kirchen eingezahlt. Er läuft zum Jahresende aus. An seine Stelle tritt der Betroffenenrat. Das 15 Mitglieder starke Gremium unterstützt den Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung. Detlev Zander hat sich um eine Mitarbeit beworben.