Gabriele Lendle schreibt vegane Kochbücher. Einst waren es gesundheitliche Gründe, die dazu geführt haben, dass sie ihre Ernährung umgestellt hat. Heute sind ihr ethische Motive ebenso wichtig.

Korntal-Münchingen - Das Vorurteil, Veganer erkenne man an ihrer fahl-blassen Gesichtsfarbe, hielt sich noch vor einigen Jahren hartnäckig. Wer auf Eier, Milch oder Butter verzichte, hieß es vielerorts, setze seine Gesundheit aufs Spiel. Mittlerweile liegt es im Trend, nicht nur aus ethischen Gründen auf tierische Produkte zu verzichten, sondern gerade, weil einem die eigene Gesundheit wichtig ist. Auch bei Gabriele Lendle stand das im Vordergrund, als sie vor 15 Jahren anfing, sich vegetarisch zu ernähren. Seit fünf Jahren lebt die Korntalerin vegan. Heute ist sie davon überzeugt – und hat sich einen Namen als Autorin von veganen Kochbüchern gemacht.

 

Als sie im Jahr 2000 an Rheuma erkrankte, begann bei Gabriele Lendle ein Umdenken. „Kortison wolle ich nicht nehmen“, sagt die zierliche Frau mit den kurzen blonden Haaren. Eine Ärztin riet ihr, auf Fleisch zu verzichten. „Mir ging es viel besser“, sagt Lendle. Vor fünf Jahren war es ein Gichtanfall, der Lendle ihre Ernährung abermals überdenken ließ. „Von da an habe ich mich vegan ernährt, von heute auf morgen.“

„Am Anfang fiel es mir schwer“

Den Tipp, es einen Monat lang ohne tierische Produkte zu versuchen, bekam sie von Rüdiger Dahlke. Den Arzt und Autoren, der durch esoterische Herangehensweisen etwa bei Krebsbehandlungen nicht unumstritten ist, hatte sie bei einem Seminar kennengelernt. „Ich habe schon immer sehr gerne gekocht, aber am Anfang fiel es mir schwer, vor allem beim Käse“, sagt Lendle über die Umstellung. Weil sie sich aber „super wohl“ fühlte, ist sie dabei geblieben – und heute von ihren gesundheitlichen Beschwerden befreit.

Dass es heißt, Veganismus sei eine Mangelernährung, nervt Lendle. „Wer viel Fleisch, Fisch und Weißmehl isst, der isst ungesund. Wenn so jemand dann einfach nur vegan wird, ist das ungesund, klar.“ Lendle ist ein Mensch, dem eine gesunde Ernährung sehr wichtig ist. Sie mahlt ihr Mehl selbst – wegen der Nährstoffe –, achtet darauf, nicht allzu viel Fett zu sich zu nehmen und hat Zucker aus ihrem Leben weitgehend verbannt. Sie kocht saisonal und oft regional – viele Zutaten, die bei Gabriele Lendle in der Pfanne landen, wachsen in ihrem Garten hinter dem Haus in Korntal, in dem sie mit ihrem Mann lebt. Rote Bete, Radieschen, Salat und Johannisbeeren gedeihen dort, Tomatenstauden und ein Kirschbaum. „Ursprünglich vegan wurde ich aus gesundheitlichen Gründen“, sagt Lendle. „Heute ist das mindestens ebenso stark ethisch motiviert.“

Vieles, was sie über die Haltung von Tieren wisse, sei ihr lange nicht bewusst gewesen, „auch als Vegetarier nicht“. „Fakt ist: man muss keine tierischen Produkte essen, man braucht sie nicht um sich gesund zu ernähren.“ Heute ist sie resolut in ihren Moralvorstellungen: „Tiere kann man nicht essen. Fertig.“

Von einer fixen Idee zum ersten Kochbuch

Obwohl es mit den Kochbüchern gut läuft, arbeitet die gelernte Speditions- und Versicherungskauffrau in Teilzeit bei einer Versicherung. Dieses Arrangement war ursprünglich durch eine andere Leidenschaft von Gabriele Lendle bedingt: der Kunst. Lendle malt seit 1998, nachdem sie ein Schleudertrauma ein halbes Jahr außer Gefecht setzte. Dass sie nicht in Vollzeit arbeitet, lässt Lendle auch den nötigen Raum, um ihre Kochbücher zu schreiben.

„Ich wollte schon immer ein Kochbuch schreiben“, sagt Lendle, „aber ich habe mich gefragt, wen das interessiert.“ Als sie vegan wurde, wollten viele wissen, was sie denn noch esse. „Aus Spaß habe ich gesagt, dass ich denen ein Kochbuch schreibe“, sagt Lendle und lacht. Das Ergebnis war ein Fotobuch voller Rezepte und Fotos, das sie zum Verlag geschickt hat. Mittlerweile sind neben ihrem ersten Buch „Ab jetzt vegan“, das 2012 erschienen ist, auch zwei andere Bücher auf dem Markt, „McVeg“ und „Vegan international“.

Keine halben Sachen

Dass sie noch immer in Teilzeit arbeitet, liegt auch daran, dass Lendle unabhängig bleiben will. „Ich will keine Sachen machen müssen wegen des Geldes, die ich eigentlich nicht machen will. Ich will in keinen Talk Shows sitzen.“ Und, auch das spielt eine Rolle: Lendle will sich nicht vorschreiben lassen, was in ihre Bücher kommt. „Einmal wollte man, dass ich einen Fertigpizzateig im Rezept verwende. So etwas mache ich nicht.“

Im September fängt Gabriele Lendle mit dem nächsten Kochbuch an. Worum es geht, will sie noch nicht verraten, außer, dass es gesund sein werde – und alltagstauglich. Die ersten zwei Rezepte sind schon geschrieben.