Zwischen Fotografie und Malerei: Beate Rollers Ausstellung „Mit Objektiv und Pinsel“ eröffnet am Sonntag in der Galerie 4/1. Dabei reizen sie vor allem ungewöhnliche Blickwinkel – und Dinge, die viele gar nicht beachten würden.

Korntal - Am Anfang war ein Foto. Aufgenommen aus einem Bus, in der Hitze von Teneriffa. Unten im Bild spiegelt sich die Scheibe, dahinter liegen die sandigen Hügel der Kanaren-Insel. Darüber strahlend blauer Himmel. Vor sechs Jahren hat die Korntalerin Beate Roller dieses Bild mit ihrer Kamera festgehalten. Es sollte den Startschuss markieren für eine ganze Reihe von Fotografien und, viel später, auch Gemälden. Heute hängt diese „Initialzündung“, wie es Rollers Mann Hans-Ulrich nennt, im Erdgeschoss in der Galerie 4/1 in Korntal, von Sonntag an ist es dort in Beate Rollers Ausstellung „Mit Objektiv und Pinsel“ zu sehen.

 

Es sind vor allem abstrakte Bilder, die Roller schießt oder malt. Ihre Fotografien zeigen Nahaufnahmen von architektonischen Besonderheiten, seltener auch von Menschen. Sie wählt einen Ausschnitt, setzt an Blickwinkeln an, die nicht die offensichtlichsten sind. „Sie hat schon immer ein Auge für das Ungewöhnliche gehabt“, sagt Hans-Ulrich Roller über seine Frau.

Roller malt erst seit einem Jahr

Viele Bilder sind auf Reisen der beiden entstanden, in Lissabon, Paris, Bilbao, der Türkei. Auch die nähere Umgebung hat sich Roller vorgenommen; Spiegelungen in der Fassade des Porschemuseums in Zuffenhausen hat sie ebenso fotografiert wie den kühlen Blick ins Foyer des Kunstmuseums in Stuttgart. Es sind knallige Farben und klare Strukturen, die sich wie ein roter Faden durch Rollers Werke ziehen: die glänzende Fassade des Guggenheim-Museum in Bilbao. Eine enge, schattige Straße in Lissabon, an deren Ende eine grell-orangefarbene Wand hervorsticht, bemalt mit Graffiti. Dabei weiß sie selten vorher, was genau sie fotografieren will. „Sie sieht eben immer Dinge“, sagt ihr Mann.

Rollers Fotos sind nur die eine Hälfte ihrer Ausstellung in Korntal. Vor einem Jahr hat sie angefangen zu malen – zu Hause im ausgebauten Dachstuhl. „Ich habe irgendwann Acrylfarben in einer Schublade gefunden“, erklärt sie, wie es genau war, weiß sie nicht mehr. „Da kam dann das Schwäbische in mir durch: Die konnte ich ja nicht einfach wegwerfen.“ Dafür, dass sie erst seit einem Jahr malt, hängen in der Galerie ziemlich viele Gemälde. Ihr Duktus dabei ähnelt ihren Fotomotiven. Auch hier setzt sie auf knallige Farben und klare Pinselstriche. Sie malt keine Menschen oder Landschaften – jedenfalls keine realistischen, sie malt vor allem geometrische Formen. Überhaupt, Beate Roller weiß selbst meistens nicht so genau, was sie eigentlich malt. Sie fange einfach an. „Es liegt dann am Betrachter, was dabei rausgekommen ist.“

Neuanfang nach 40 Jahren

Roller ist eigentlich keine Malerin oder Fotografin. 40 Jahre lang hat die ausgebildete Kunsterzieherin nichts in dieser Richtung gemacht – abgesehen von Hobby-Fotografien. „Früher“, sagt Roller, „habe ich Collagen gemacht.“ Diese lang vergessene Leidenschaft kommt gerade wieder zum Vorschein; die jüngsten ihrer Exponate sind wieder Collagen. Es sind alte Zeitungen, verblichene Poster oder Wellpappe, die Roller zerreißt und wieder neu anordnet, häufig gespickt mit eigenen Malereien. Als Material nutzt die Korntalerin alles, was sie findet, „auch vom Auto plattgefahrene Kröten oder zertretene Blechdosen“, wie es ihr Mann formuliert.