Um die Anforderungen an den Brandschutz zu erfüllen und weil auch das Dach erneuert werden muss, schlagen die Arbeiten an der Stadthalle mit einer halben Million Euro mehr als bisher kalkuliert zu Buche. Ein Neubau ist trotzdem keine Alternative.

Korntal-Münchingen - Für die notorisch klamme Stadt Korntal-Münchingen ist es wahrlich keine gute Nachricht: Die Sanierung der Korntaler Stadthalle wird noch teurer als gedacht. Rund eine halbe Million Euro mehr werden die Arbeiten, vor allem die Vorkehrungen für den Brandschutz, kosten. Damit liegen die Gesamtkosten des Projekts bei nunmehr 4,7 Millionen Euro.

 

Im Frühjahr hatten die Stadträte den ursprünglich anvisierten 4,2 Millionen Euro für die Arbeiten zähneknirschend und nach langer Diskussion zugestimmt. Ein Neubau, so hatte der Bürgermeister Joachim Wolf damals argumentiert, sei fünfmal so teuer und deshalb keine Alternative.

Nun ist klar, dass auch die Lüftung des Gebäudes nicht ausreicht – und der Raum, in dem die Anlage dafür derzeit untergebracht sind, nicht groß genug ist, um das Lüftungssystem dort unterzubringen. In der Konsequenz werden die Geräte zum Teil auf das Flachdach ausgelagert, was wiederum neue Unterkonstruktionen und einen Witterungsschutz erfordert.

Kritik, aber keine Alternative

Bei einer Probeöffnung des Dachs stellte sich zudem heraus, dass die Wärmedämmung feucht ist. Zwar ist die Feuchtigkeit nach Angaben der Verwaltung noch nicht ins Innere vorgedrungen, aus einer Kann-Maßnahme wurde jetzt aber eine, die vorgezogen werden muss.

Die Räte äußerten in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag zwar teils deutliche Kritik an den Mehrkosten – und votierten doch mehrheitlich für die Umsetzung der Arbeiten. Gegenstimmen und eine Enthaltung gab es aus den Reihen der Freien Wähler. „Wir waren von vornherein gegen die umfassende Sanierung, weil wir wussten, dass es teurer wird“, sagte der Fraktionschef Otto Koblinger. „Das ist unendlich viel Geld.“

Auch aus den Reihen der anderen Fraktionen kam Kritik. Von „gewaltigen Mehrkosten“ sprach Renate Haffner (SPD), Joachim Winter (CDU) sagte, 500 000 Euro täten weh, Wolf Ohl (Grüne) zeigte sich „erschrocken“. Wer A sagt, müsse aber auch B sagen, meinte Ohl: „Wir können die Stadthalle nicht einfach aufgeben.“ Renate Haffner sagte, die SPD stimme „mit Tränen in den Augen“ zu, weil die Brandschutzmaßnahmen nicht abwendbar seien. „Hoffentlich hält das neue Dach länger als zehn Jahre“, sagte Joachim Winter.

Notlösungen halten den Betrieb aufrecht

2011 hatten Experten gravierende Mängel am Gebäude festgestellt. Vor allem der mangelnde Brandschutz in der Halle macht massive Nachbesserungen nötig. Unter anderem muss die Decke erneuert werden. Damit der laufende Betrieb überhaupt weitergehen konnte, genehmigte der Gemeinderat im Mai 2014 eine Reihe von Notlösungen – darunter eine Brandmeldeanlage, einen Sprachalarm für Durchsagen und Sicherheitsbeleuchtung. Infolgedessen ist der laufende Betrieb in der Stadthalle derzeit nur aufgrund einer Ausnahmegenehmigung des Landratsamts möglich.

Die umfassende Sanierung des Gebäudes steht von April bis voraussichtlich November des nächsten Jahres auf dem Plan. Während die Stadthalle ihre Türen dicht macht, werden unter anderem die Veranstaltungsräume, das Restaurant, die Bücherei und das Foyer baulich mittels Brandwänden voneinander getrennt, die brennbare Saaldecke wird entfernt und eine feuerbeständige eingebaut. Auch die Beleuchtung wird neu gemacht, ebenso sollen die Wasserleitungen und die Starkstromanlage generalüberholt werden. Und auf dem Dach werden Notüberläufe gebaut, die es bislang nicht gibt.