Am Güterbahnhof tritt die giftige Substanz aus einem Kesselwagen aus. 106 Helfer sind im Einsatz

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Kornwestheim - Am Kornwestheimer Güterbahnhof ist es am Montagmorgen zu einem Zwischenfall mit auslaufendem Ammoniak gekommen. Gegen 5 Uhr war bei der Bundespolizei die Meldung eingegangen, dass zwei Rangierer einen beißenden Geruch wahrgenommen hätten. Eine Klappe eines Kesselwaggons war undicht, so dass eine unbekannte Menge des ätzenden Gases austrat. Vier Personen mussten sich deswegen ärztlich behandeln lassen.

 

106 Rettungskräfte waren im Einsatz. Die Rangierer klagten über gereizte Augen und Atemwege. Sie wurden ambulant behandelt. Zwei weitere Bedienstete der Deutschen Bahn begaben sich als Vorsichtsmaßnahme ebenfalls in ärztliche Obhut.

Eine Sicherheitszone von 200 Metern

Wie Feuerwehrmänner feststellten, strömte das Ammoniak aus einer sogenannten Revisionsklappe an der Heckseite eines Waggons aus. „Diese Klappe wird normalerweise dazu benutzt, um im Inneren eines Waggons Schweißnähte überprüfen zu können“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Die Öffnung hat im Normalfall eine Größe, dass auch ein Mensch ins Innere des Kessels kriechen kann.

Die Feuerwehr gelang es jedoch, das Leck an dem 32 000 Liter fassenden, mit 20 Tonnen Ammoniak gefüllten Kessel zu schließen. Zuvor richteten die Einsatzkräfte eine Sicherheitszone von etwa 200 Metern rund um den Einsatzort ein. „Anschließend haben wir Messungen vorgenommen und mit Unterstützung der Asperger Feuerwehr alle 40 Schrauben der Klappe festgezogen“, beschreibt der stellvertretende Kommandant der Kornwestheimer Feuerwehr, Matthias Häußler, den Einsatz, der in gelben und blauen Schutzanzügen geschah. Mit einer Wärmebildkamera überprüften die Brandschützer im Anschluss, dass nichts mehr ausströmte.

„Gegen 9 Uhr wurde festgestellt, dass kein Geruch mehr austritt“, teilte auch der Sprecher der Bundespolizei mit. Das hatte zudem eine Probefahrt mit dem Waggon ergeben, so dass der Einsatz gegen 9.15 Uhr beendet war. Bis dahin hatten die Arbeiten auf dem Güterbahnhof geruht. Die Westrandstraße beim Bahnhofsgelände wurde komplett gesperrt, ebenso der Holzgrund-Durchlass. „Eine Gefahr für die Kornwestheimer Bevölkerung bestand aber nicht“, versicherte Häußler. Im Einsatz waren die Feuerwehren aus Asperg, Remseck, Ludwigsburg und Kornwestheim.

Im Anschluss an den Einsatz widmeten sich Unfallermittler der Deutschen Bahn der Angelegenheit. Sie prüften, ob es Anhaltspunkte für eine unsachgemäße Handhabung oder gar eine Straftat gibt. Wie viel Ammoniak aus dem Waggon ausgetreten ist, konnte die Polizei bis dato nicht sagen.

Um 12 Uhr rückte die Kornwestheimer Feuerwehr abermals in Richtung Gleisgebiet aus. Dort hatte erneut ein Mitarbeiter einen verdächtigen Geruch wahrgenommen. „Unsere Messungen haben aber nichts ergeben“, sagte Häußler.

Was ist Ammoniak

Verbindung
Ammoniak ist eine chemische Verbindung von Wasserstoff und Stickstoff. Ammoniak ist ein stechend riechendes, farbloses sowie giftiges Gas, das beim Einatmen zu Tränen reizt und erstickend wirkt. Die Dichte von Ammoniakgas ist geringer als die Dichte der Luft.

Gefahr Ammoniak wirkt auf feuchte Körperoberflächen ätzend. Besonders feuchte Haut, Schleimhäute, Lungen und Augen werden daher bei Kontakt verätzt. Wird es in flüssiger Form verschluckt, ruft es blutiges Erbrechen mit heftigen Schmerzen hervor. Einatmen des Gases kann zu tödlichen Lungenschäden führen. Ein Ammoniakgehalt der Luft von 0,5 Prozent wirkt nach 30 bis 60 Minuten tödlich. mv