Kaputte Scheiben und PKK-Schriftzüge: nach dem Anschlag auf den Türkisch-Deutschen Kultur- und Sportverein Kornwestheim vom Freitag bekunden Politiker ihre Solidarität.

Kornwestheim - Wir sind Freunde, ich bin nicht alleine gekommen, sondern mit mir sind die Herzen und Gefühle der Mitbürger gekommen“, sagt Kornwestheims Bürgermeister Dietmar Allgaier. „Wir sind froh, dass Sie hier sind, Sie sind Teil unserer Gesellschaft.“ Die Worte sind an den Gastgeber, den Türkisch-Deutschen Kultur- und Sportverein der Stadt gerichtet. Dort haben Unbekannte rund 2500 Euro Schaden verursacht, die in der Nacht zum vorigen Freitag das Vereinsheim mit Gebetsraum in der Bahnhofstraße beschädigt und mit PKK-Parolen beschmiert haben. Am Morgen danach waren die Schriftzüge zwar wieder von der Hauswand entfernt. Doch die Verunsicherung der Vereinsmitglieder bleibt, angesichts der auch in der Türkei wieder aufflammenden Konflikte um die verbotene kurdische Arbeiterpartei, die auch in Deutschland als terroristische Vereinigung eingestuft wird.

 

Aus diesem Grund hat der Verein am Dienstag nicht nur den Bürgermeister eingeladen, um über den Anschlag zu sprechen. Kurz vor ein Uhr hatten sich in jener Nacht die Unbekannten, so Beobachtungen von Passanten, in der Schubartstraße verhüllt. Dann zogen die Täter – es sollen nach Angaben der Polizei mindestens drei gewesen sein – zu dem Vereinslokal, zertrümmerten vier Scheiben und besprühten die Wände mit Schriftzügen. „PKK“ stand links der Eingangstür, dazu „YDG-H“, die Abkürzung für deren Jugendorganisation.

Die Täter flüchteten, die Fahndung der Polizei blieb erfolglos. Der Staatsschutz ermittelt inzwischen, weil von einem politischen Hintergrund ausgegangen wird.

Die Stimmung ist etwas besser geworden

Wer zu Besuch kommt, der zeigt: es liegt ihm etwas am anderen. Er will das Gespräch nicht einschlafen lassen. Und genau das demonstrierten die Gäste, die neben Dietmar Allgaier zum Vereinslokal des Türkisch-Deutschen Kultur- und Sportvereins gekommen sind: der Landtagsabgeordnete Claus Schmiedel (SPD), der ehrenamtliche stellvertretende Kornwestheimer Oberbürgermeister Robert Müller, Vertreter von Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion), der islamischen Bewegung Milli Görüs und der UETD (Union Europäisch-Türkischer Demokraten). Sie alle zeigten Solidarität und sicherten ihre Unterstützung zu.

Der Raum in der Bahnhofstraße war voll und heiß, die aufgeheizte Stimmung hat sich nach einigen Tagen und Zeit zur Besinnung aber etwas beruhigt. Engin Ünlü, der Vereinsvorsitzende, konnte auch den türkischen Generalkonsul Ahmet Akinti, den Vorstandsberater vom Moschee-Dachverband Atib, Nurdogan Aktas, und Özlem Celebi, die stellvertretende Vorsitzende der Atib-Jugend, begrüßen. Celebi verlas eine Pressemitteilung des Atib-Vorsitzenden Ihsan Öner. Darin verweist er darauf, dass Atib, zu der das Kornwestheimer Gebetshaus gehört, „stolz auf seine zahlreichen Mitglieder, die aus verschiedenen Kulturkreisen und Ethnien stammen“, sei. Atib bemängelte die „unklare Haltung einiger politischer Akteure in Deutschland gegenüber der Terrororganisation PKK“.

Der Generalkonsul Akinti rief dazu auf, dass Deutschland und die Türkei gemeinsam dem Terrorismus den Kampf ansagen. Nurdogan Aktas erinnerte, dass die Türken in Deutschland treue und anständige Staatsbürger seien. Er warnte auch davor, die PKK mit „den Kurden“ gleichzusetzen. Laut Akinti sind die PKK-Anhänger „nur eine kleine, radikale Minderheit“.

Keine 100-prozentige Sicherheit

Claus Schmiedel versicherte, dass in Baden-Württemberg ein ausgesprochen gutes Miteinander zwischen verschiedenen Nationalitäten und Ethnien herrsche, „und das lassen wir durch niemanden zerstören“. Er ergänzte: „Heute sind es eingeworfene Scheiben, morgen Brandsätze und übermorgen kommt jemand zu Schaden.“ Die PKK werde hierzulande sehr genau vom Verfassungsschutz beobachtet. Dort und beim Staatsschutz seien wegen Terrorgefahr bereits neue Stellen geschaffen worden. 100-prozentige Sicherheit könne aber niemandem versprochen werden.

Warum die Täter gerade den Kornwestheimer Verein für den Anschlag ausgewählt haben, kann sich Azmi Simsek, der Vizevorsitzende, nicht erklären. Er mutmaßt, dass die guten Kontakte des Vereins zur deutschen Bevölkerung den Tätern ein Dorn im Auge sind.