Sport im Park ist ein Erfolgsmodell in Stuttgart: Zu Yoga im Stadtpark oder Tango kommt Neues wie beispielsweise Kettlebell oder Calisthenics beim kostenlosen Freiluftsport der Stadt hinzu. Zuletzt haben 17 000 Stuttgarter mitgemacht.

Stuttgart - Bewährte Dinge sollte man nicht ändern. Gleichzeitig bedeutet Stillstand aber auch Rückschritt. Deshalb setzt Andreas Mündörfer vom Sportamt bei der kommenden Saison von Sport im Park auf „Evolution statt auf Revolution“: „Eigentlich schätzen die Leute das Bewährte“, sagt Mündörfer, „aber das Neue hat auch seinen Reiz.“

 

Sport im Park ist tatsächlich eine Erfolgsgeschichte. Was im Jahr 2010 als Pilotprojekt mit 24 Angeboten begonnen hatte, ist inzwischen zu einer großen Bewegung in der Stadt geworden. In diesem Jahr gibt es 1000 Termine mit Angeboten an 45 Standorten der Stadt. Pro Woche sind es rund 54 regelmäßige Angebote, bei denen im Schnitt 20 Stuttgarter teilnehmen. Im vergangenen Jahr bedeutete das einen Teilnehmerrekord. Mehr als 17 000 Stuttgarter haben das kostenlose Angebot der Stadt angenommen.

Im vergangenen Jahr waren es 17 000 Teilnehmer

„Als wir vor sechs Jahren angefangen hatten, hätten wir nie gedacht, dass es so gut läuft“, sagt Andreas Mündörfer, der im Amt für Bewegungsförderung und Sportentwicklung zuständig ist: „Viele haben gesagt, so etwas könnt ihr vielleicht in China machen, aber doch nicht mit den Schwaben.“ Die Zahlen und die positive Rückmeldung der Teilnehmer belegen das Gegenteil. Inzwischen gebe es sogar viele Nachahmer. „Wir haben einen Trend in ganz Baden-Württemberg ausgelöst“, sagt Mündörfer, „inzwischen gibt es ähnliche Konzepte in Ludwigsburg, Tübingen, Karlsruhe und Mannheim.“

Aber wie sagt Mündörfer so schön: das Bessere ist der Feind des Guten. Daher macht das Sportamt in diesem Jahr noch ein paar Klimmzüge mehr, um weitere Teilnehmer zu gewinnen. Dabei hat das Amt für Sport und Bewegung die jüngeren Stuttgarter im Auge. „Das Durchschnittsalter der Sportler liegt bei 54 Jahren“, sagt Mündörfer, „das wollen wir senken. Einerseits durch noch mehr After-Work-Angebote. Andererseits durch Neues und Kinderangebote.“

Sportamt will Jüngere ansprechen

Während den Kindern (zwischen drei und sieben) das in Kitas bewährte Bewegungskonzept Drachenspaß geboten wird, bekommen es die Erwachsenen neben Tango Argentino, Yoga oder Capoeira nun auch mit neuen Trends zu tun. Zum Beispiel: Kettlebell. Dieser Kugelhantel-Sport kommt aus Russland und trainiert Kraft sowie Ausdauer. Mündörfer: „Damit wollen wir mehr Männer anlocken. Denn Frauen sind in der Überzahl.“ Anderes Beispiel: Calisthenics, ein Training, bei dem das eigene Körpergewicht genutzt wird. Bei so viel Neuem kommt Andreas Mündörfer doch ins Grübeln: „Vielleicht ist es doch eher eine Revolution von Sport im Park.“

Aus Sicht von Mündörfers Kollegin Carolin Barz wäre dies erreicht, „wenn noch mehr Teilnehmer von Sport im Park für die Vereine hängen bleiben“. Vereine, die in der Regel die Übungsstunden ausrichten, „nutzen Sport im Park zu wenig, um ihre Kompetenz und Stärke zur Mitgliederwerbung rüberzubringen“, meint Barz. Am Beispiel Yoga könne man sehen, wie dieser Transfer gelingen kann. In diesem Fall bietet die professionelle und bundesweit agierende Schule „Yoga Vidya“ den Unterricht im Stadtpark oder auf der Karlshöhe an. Nicht wenige Teilnehmer gehen offensichtlich nach dem kostenlosen Freiluftangebot der Stadt von Mai bis Ende September ins kommerzielle Yogastudio. „Das wäre ein Transfer, wie wir uns ihn wünschen“, sagt Carolin Barz.