Ein schräger Vogel ist Kostja Ullmann. Zumindest spricht er ihn, im Trickfilm „Sam O’Cool – ein schräger Vogel hebt ab“. Deshalb war Ullmann am Donnerstag im Renitenztheater bei der Verleihung des Deutschen Animationssprecherpreises.

Stuttgart - Gäbe es einen Preis für das beste Tatar der Stadt – Anne Hannich vom Wirtshaus zum Heurigen wäre eine heiße Aspirantin auf den Siegerpokal. Das hat sie jetzt wieder bewiesen beim Ausflug aufs Frühlingsfest. „Heurigen meets Göckelesmaier“ heißt der Wettstreit zwischen Rind und Huhn im Göckelesmaier-Zelt, der inzwischen fast Kultstatus genießt. Zum süßen Abschluss gibt’s für die Gäste in der Loge traditionell Marillenknödel – quasi als musikalische Butterbrösel obendrauf servierten Daniela und Karl Maier dieses Jahr die Stuttgarter Band Upfunkcoolo.

 

Seit 33 Jahren ein Geheimtipp sein - das schafft auch nicht jeder. Im Jahr 1984 entstand aus einer Schülerband heraus die elfköpfige Formation. Funk, Soul, Pop und schräge Kostüme waren ihr Markenzeichen, Auftritte etwa im Perkins Park in den 90ern sind legendär. „Da hatten wir so Dinger auf dem Kopf“, sagt Jochen Wilhelm. Eingeweihte nicken wissend, der Rest ist Kopfkino, da nicht jugendfrei. Upfunkcoolo hat es immerhin ins Vorprogramm von Sister Sledge gebracht. „Da dachten wir, jetzt werden wir berühmt“, meint Wilhelm.

Die Bandmitglieder erscheinen im Göckeleslook.

So ganz hat es nicht gereicht. Alle Bandmitglieder haben laut Wilhelm „einen mehr oder weniger normalen Beruf“. Die Freizeitmusiker treffen sich regelmäßig und treten mindestens fünf Mal im Jahr in und um Stuttgart auf. Die große Bühne bei Göckelesmaier haben sie zum ersten Mal bespielt. „Endlich haben wir wahr gemacht, was wir seit zehn bis 15 Jahren vorhatten“, sagte der sichtlich begeisterte Festwirt. Im Publikum waren viele Fans von früher. Die jüngeren Besucher taten sich anfangs schwer. Funk?! Aber wer lange genug auf der Bank stand, der hatte den Groove.

Eigens für die Premiere hatten sich die Upfunkcoolos natürlich auch passende Kostüme ausgedacht. Drei Bandmitglieder erschienen im Göckeleslook. Sie trugen gerupftes Ganzkörperhuhn aus Ballonseide mit Belüftungsmodulen. Besonders schön: Die Fotos der wartenden Riesengockel an tristen Stadtbahnhaltestellen auf der Riesenleinwand. Schräger geht’s kaum.

Nicht auf das Aussehen, sondern auf das Können

Ein schräger Vogel ist auch Kostja Ullmann. Zumindest spricht er ihn, im Trickfilm „Sam O’Cool – ein schräger Vogel hebt ab“. Deshalb war Ullmann am Donnerstag im Renitenztheater bei der Verleihung des Deutschen Animationssprecherpreises. Der wird im Rahmen des Internationalen Trickfilmfestivals vergeben, das noch bis Sonntag dauert und bei dem naturgemäß die leibhaftigen Stars eher Mangelware sind. Ausnahme: der Sprecherpreis.

Und diesmal kamen alle Nominierten auch persönlich auf die Theaterbühne, etwa Bettina Zimmermann, die der Kung-Fu-Kriegerin „Tigress“ in „Kung Fu Panda 3“ ihre Stimme geliehen hat oder Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht („Heute Show“), diesmal für seine Rolle der „Wut“ im Disney-Film „Alles steht Kopf“.Ullmann war laut Ansicht der Jury der Beste und bekam vom Kultur-Staatssekretär Jürgen Walter den Preis in die Hand gedrückt. Walter sagte mit Blick auf den schönen Gewinner: „Bei diesem Preis kommt es nicht auf das Aussehen an, sondern auf das schauspielerische Können.“ Man sehe also, dass auch ein schöner Mann was könne.

Hofnarr Luigi ist aufgeregt

Kostja Ullmann verleiht im Film einem tollpatschigen Grünschnabel seine Stimme, der die Vogelschar ins warme Afrika führen muss, weil das Oberhaupt der Truppe ausfällt. Im wirklichen Leben könne er das nicht, sagte Ullmann, weil er unter extremer Höhenangst leide.

Höhenangst hat er keine, aufgeregt ist er trotzdem. Graziano D’Arcangelo, besser bekannt als Hofnarr Luigi aus dem Zelt von Hans-Peter Grandl wird Vater. In gut zwei Monaten kommt seine Tochter auf die Welt. Deshalb ist er trotz der Temperaturen bestens gelaunt, während Grandl zu späterer Stunde unterm Heizlüfter am Stammtisch sitzt und grantelt: „Zwei Grad minus morgens im Zelt, das hatten wir noch nie.“ Der künftige Papa hat seiner Kleinen schon mal warme Schuhe gekauft. Natürlich die weißen Zottelpantoffeln, die sein Markenzeichen geworden sind. Alles Gute!