Die sogenannten Elterntaxis bringen morgens den Verkehr rund um die Waldorfschule am Kräherwald zum Erliegen. Der Eltern-Lehrer-Rat will das ändern: In einer auf vier Tage angelegten Aktion sind die Autofahrer morgens angesprochen und auf das Problem aufmerksam gemacht worden.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Mittwochmorgen, 7.40 Uhr. An der Einmündung von der Feuerbacher Heide zum Rudolf-Steiner-Weg geht gar nichts mehr. Immer mehr Autos wollen einbiegen, aus beiden Richtungen, versuchen, aneinander vorbei zu kommen, müssen dann gleich nach dem Abbiegen wieder anhalten, da der Rudolf-Steiner-Weg auf der rechten Seite zugeparkt ist. Das macht die schmale Straße faktisch zur Einbahnstraße: Die Autos kommen nur schwer aneinander vorbei, es geht nur langsam voran. Dazwischen überqueren Schüler, die zu Fuß kommen, die Straße, um die Schule zu erreichen.

 

Dass dies eine gefährliche Situation ist, davon ist der Eltern-Lehrer-Rat der Waldorfschule am Kräherwald überzeugt. „Das morgendliche Verkehrschaos in der Feuerbacher Heide und im Rudolf-Steiner-Weg entsteht zwar auch aus der Haltung der Eltern, ihre Kinder sicher zur Schule zu bringen, aber der unvermeidlich stockende Verkehrsfluss stresst die Fahrer der Elterntaxis, was zu Aggression und zu nachlassender Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer führt“, steht in einem Brief von Schulleitung, Vorstand und Eltern-Lehrer-Rat. Dies gefährde „in hohem Maße“ die Schüler und Kindergartenkinder, es habe bereits mehrere Beinahe-Unfälle gegeben, einmal sei sogar die Durchfahrt für ein Rettungsfahrzeug nicht möglich gewesen, da sich mehrere Autos gegenseitig blockiert hatten.

Die Anwohner fühlen sich belästigt

Auch die Nachbarn der Schule fühlten sich gestört: „Wir haben regelmäßig Beschwerden, dass in Einfahrten und im Halteverbotsbereich angehalten und geparkt werde.“ Außerdem sei der morgendliche Fußweg zur Schule für Kinder hilfreich: einerseits, weil die Kinder so dem Unterricht konzentrierter folgen könnten, und andererseits, weil sie so lernen, sich selbstbewusst in der Stadt zu bewegen, heißt es im Brief.

Dieser ist an vier Schultagen diese Woche unter den Elterntaxi-Fahrern verteilt worden. Dabei ist es dem Eltern-Lehrer-Rat wichtig, das Ganze nicht als Verbotsaktion zu sehen. „Wir wollen um Verständnis bitten, aufklären, wie die Situation ist“, so Mathias Rall. Der Rat hat sich auch schon weitere Lösungsansätze überlegt, wie das Verkehrschaos verbessert werden kann. Sie haben eine Karte angefertigt, die auf der Internetseite der Schule abgerufen werden kann. Darauf sind Standorte eingezeichnet, an denen die „Elterntaxis“ alternativ halten können, ohne den Rudolf-Steiner-Weg zu verstopfen: etwa auf dem Parkplatz beim Taxistand an der Feuerbacher Heide, oder dort, wo der Salzmannweg die Robert-Bosch-Straße kreuzt. Von dort könnten die Kinder mit kurzem Fußweg die Schule erreichen. Vielen Eltern, weiß Mathias Rall, ist aber auch dies zu unsicher. Daher werde auch an einem Schullotsen-Konzept getüftelt: „Mit einem Treffpunkt, wo die Kinder abgesetzt werden“, erklärt Rall, danach gehen alle gemeinsam zur Schule, mit Schülern aus höheren Jahrgängen als Lotsen. „Wir wissen, dass der öffentliche Nahverkehr nicht optimal ist, und dass die Schule nicht optimal angebunden ist“, so Rall. Die Stadt habe kein Interesse an einer Verbesserung des ÖPNV. „Trotzdem wollen wir etwas tun.“

Aktion hat schon Wirkung gezeigt

„Es wäre schön, wenn jeder prüfen würde, ob er wirklich fahren muss“, meint auch Vera Schmidt, die am Mittwochmorgen freundlich lächelnd die Zettel an die Autofahrer verteilt. Ausreden hört sie einige: Man müsse schnell weiter, man habe Wasserkisten im Auto. Nur ein Vater hat eine handfeste Erklärung: Die Tochter ist verletzt und geht derzeit an Krücken. Was Schmidt auch oft hört: Ja, danke, den Zettel kenne ich schon. Mit dem Auto ist man aber trotzdem da. Allerdings scheint die Aktion des Eltern-Lehrer-Rats bereits Wirkung gezeitigt zu haben: Einige Eltern, die ihre Kinder zu Fuß zur Schule begleiten, sagen, es sei schon viel besser geworden. Ebenso einige Anwohner, die vorbeilaufen. Eine Mutter bedankt sich ausdrücklich bei den ehrenamtlichen Zettelverteilern. Es bleibt zu hoffen, dass das langfristig so bleibt.