Die städtische Frauenklinik hat nach dem Umzug in den Neubau ihre erste Jahresbilanz vorgelegt. Danach ist die Zahl der Geburten um zwölf Prozent gestiegen. Der Wettbewerb wird intensiver.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Mit dem Umzug der städtischen Frauenklinik und des Kinderhospitals Olgäle in die Innenstadt hat sich die Konkurrenz der Stuttgarter Geburtskliniken weiter verschärft. Dies zeigen die Zahlen der ersten Jahresbilanz. So hat die städtische Frauenklinik von 2611 Geburten im Jahr 2013 auf insgesamt 2919 im Vorjahr zugelegt. Das entspricht einem Plus von fast zwölf Prozent. Die beiden großen Mitbewerber am Standort, das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) und das Marienhospital, liegen deutlich darunter.

 

Die Neugeborenenzahl des RBK, zu dem auch die Geburtsklinik Charlottenhaus gehört, lag mit insgesamt 2990 zwar immer noch ein gutes Stück über der städtischen Frauenklinik, der Zuwachs von 1,4 Prozent war dieses Mal aber deutlich geringer als in den Jahren davor. Und das Marienhospital hat mit insgesamt 933 Geburten ein Minus von 5,4 Prozent hinnehmen müssen.

Die Zahl der Neugeborenen in Stuttgart steigt

Diese Werte sind auch vor dem Hintergrund der Geburtenzahl zu sehen, die in der Landeshauptstadt wieder etwas zunimmt. So kamen 2014 insgesamt 6245 Kinder mit Wohnort Stuttgart zur Welt, immerhin 7,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Vergleicht man diese Zahl mit den 6874 Geburten in den Stuttgarter Krankenhäusern, so zeigt sich deren beträchtliche Anziehungskraft auf werdende Mütter auch über die Stadt hinaus: der Saldo liegt bei 629 und ist deutlich im Plus.

Ulrich Karck, der Chef der städtischen Frauenklinik, zeigte sich am Freitag im Krankenhausausschuss des Gemeinderats zufrieden über die Entwicklung. Zumal diese noch vom Umzug der beiden Krankenhäuser in den Doppelneubau hinter dem Katharinenhospital geprägt gewesen sei. Mit diesem Schritt hat das Klinikum, das eines der großen Perinatalzentren in der Republik bietet, eine Wand-an-Wand-Lösung von Geburtshilfe und Kinderklinik verwirklicht. Ulrich Karck kündigte an: „Das ist noch nicht das Ende der Entwicklung.“ So könne man wegen der Folgen des schweren Wasserschadens in dem Neubau „noch immer nicht unter Volllast“ arbeiten.

Mitbewerber sehen sich gut aufgestellt

Beim Robert-Bosch-Krankenhaus kann man indessen keine rückläufige Nachfrage in der Geburtshilfe feststellen, auch wenn man nicht mehr von Zuwächsen ausgeht wie in den Vorjahren. Der Ärztliche Direktor Mark Dominik Alscher sieht das RBK gut aufgestellt. So habe man etwa durch die Kooperation mit der Kinderklinik in Ludwigsburg ebenfalls einen perinatalen Schwerpunkt und bei der Betreuung von „komplexen Schwangerschaften ein hohes Level“, so Alscher. Dazu biete man mit der kleineren Geburtsklinik Charlottenhaus ein insgesamt sehr breites Spektrum in der Geburtshilfe. „Das macht sich bezahlt“, erklärte Alscher.

Manfred Hofmann, der Chef der Gynäkologie im Marienhospital, räumte ein, es könne nicht ausbleiben, dass Mitbewerbern „Fälle weggenommen werden“, wenn ein anderer einen Neubau für 350 Millionen Euro errichte. Doch Hofmann ist überzeugt, dass sich das Marienhospital in der Geburtshilfe, die in der Neonatologie mit dem Olgäle kooperiert, trotzdem wird behaupten können. „Wir setzen auf eine familiäre Geburtshilfe“ – die sei ab einer gewissen Größe nicht mehr möglich. Und Manfred Hofmann verweist darauf, dass das Marienhospital, von der Geburtshilfe abgesehen, bei den Fallzahlen in der Gynäkologie noch immer deutlich über denen des städtischen Klinikums und auch des RBK liege. Hier erreichte das Marienhospital im Vorjahr 3411 Fälle, die städtische Frauenklinik 2676, das RBK insgesamt 2607.

Eine Entbindung wird nur mäßig vergütet

Zumindest einfache Entbindungen werden im Vergleich zu manch anderem gynäkologischen Eingriff von den Kassen eher schlecht vergütet, dafür bekommen die Krankenhäuser etwa 1730 Euro. Nur für den Kaiserschnitt gibt es mit zirka 2670 Euro pro Fall etwas mehr Geld. Schnittentbindungen haben in allen Häusern zugenommen; unter anderem, weil mit steigendem Alter der Schwangeren die Risiken steigen, aber auch, weil werdende Mütter heute häufiger einen Kaiserschnitt wollen.