Vaihingen/Enz
Im Kreistag befürchten viele, der personelle Aderlass im Krankenhaus nehme eine Schließung vorweg. „Der Betrieb ist gesichert“, sagt der Klinikchef – aber wie lange?

Vaihingen/Enz - Die Beschlusslage des Kreistags und das, was in der Stadt gemunkelt wird, sind nicht immer kongruent. In den Vaihinger Wartezimmern sind derzeit öfter Sätze zu vernehmen wie: „Hast du schon gehört, dass das Krankenhaus zugemacht wird?“ Dabei hat der Kreistag im April lediglich beschlossen, dass das kleine Haus einer Schrumpfkur unterzogen und zur Tagesklinik mit altersmedizinischem Schwerpunkt umgebaut wird.

 

Inzwischen, gut zwei Monate nach dem Beschluss, scheint sich die Stimmungslage im Ludwigsburger Kreistag der in der Stadt anzunähern. Nach Drängen der Freien Wähler gab es unlängst eine Sondersitzung des Ältestenrats. Alle Fraktionen waren sich letztlich in einem Punkt einig: das Klinikmanagement dürfe keinesfalls die politischen Beschlüsse hinterrücks obsolet machen. Hintergrund ist die Sorge wegen des aktuellen personellen Aderlasses im Krankenhaus.

Wachsende Sorge, nicht nur bei den Grünen

Zwei Oberärzte der Inneren Abteilung haben gekündigt. Einer tritt Anfang Juli seinen neuen Job im Krankenhaus Mühlacker an, ein anderer wechselt zum Oktober ins benachbarte Ärztehaus Vaisana. Die Kündigung, so hört man, soll unmittelbar am Montag nach dem Schrumpfkur-Beschluss des Kreistags eingetroffen sein. Wenn, so die Befürchtung mancher Kreisräte, dem Krankenhaus jetzt die Fachkräfte davonlaufen, dann werde damit die Schließung faktisch vorweggenommen.

„Wir haben den Eindruck, dass die Klinikleitung mehr tun könnte, um den Betrieb dauerhaft zu sichern“, sagt Peter-Michael Valet. Der Fraktionschef der Grünen sieht in seiner Fraktion eine wachsende Sorge, dass das Klinikmanagement bei den Verhandlungen mit den Kassen bewusst auf Zeit spiele. Sollten die Krankenkassen das Tagesklinik-Modell dann ablehnen, „dann würde das Krankenhaus Vaihingen ohne Personal dastehen“.

„Der Betrieb ist gesichert“

Diese Gefahr drohe zunächst nicht, beteuert Jörg Martin, der Chef der Regionalen Kliniken-Holding (RKH), zu der auch das Vaihinger Krankenhaus gehört. „Wir sehen den Betrieb bis Ende September als gesichert an“, sagt er. Das Management habe „große Anstrengungen unternommen“ und eine Internistin dafür gewonnen, in Vaihingen zu arbeiten. Sie werde im Krankenhaus Bietigheim angestellt, zu dem Vaihingen künftig als Außenstelle gehören soll. „Es stimmt, dass wir momentan auf Sicht fahren müssen“, sagt Martin, „aber keiner muss Sorge haben, dass der Betrieb nicht weiterläuft.“

Auch für die Tagesklinik sei mindestens ein Internist nötig. Und die Verhandlungen mit den Kassen? „Die Gespräche laufen“, sagt Martin. Das sei zumindest nicht als schlechtes Zeichen zu werten. Der Vaihinger Oberbürgermeister und Vizechef der Freie-Wähler-Fraktion im Kreistag, Gerd Maisch, gibt sich weit weniger optimistisch: „Die Klinikleitung ist mit ihrem Modell noch keinen Schritt weiter.“ Eine große Umstellung wie die Umwandlung eines Vollkrankenhauses in eine Tagesklinik mit Betrieb bis 18 Uhr dauere üblicherweise zwei Jahre. „Da überrascht es mich nicht, dass es noch kein Ergebnis gibt.“

Reagiert das Management auf Kreistags-Druck?

Er ist davon überzeugt, dass der Klinikchef nur deshalb so schnell personellen Ersatz gefunden habe, weil der Kreistag Druck aufgebaut habe. „Ich weiß nicht, was sonst passiert wäre“, sagt Maisch. Er hat nach wie vor Zweifel, dass die Kassen Martins Modell befürworten. Allerdings sei er Realist genug zu erkennen, dass eine Tagesklinik für Vaihingen immer noch besser sei als eine komplette Schließung.

Maisch hält es also für möglich, dass auch im Oktober noch keine Klarheit zur Zukunft des Hauses herrscht. In diesem Fall sei eben das Management gefordert: „Die Geschäftsführung kann den Betrieb nicht einfach auslaufen lassen.“