Für viele ist es überraschend: Der Umbau des Krankenhauses in Vaihingen/Enz zu einer kleinen Tagesklinik ist finanziell gesichert. Eine Schließung scheint damit abgewendet – zumindest fürs Erste.

Vaihingen/Enz - Die Umstellung ist riesengroß, entsprechend viele Fragen gibt es bei der Belegschaft. Am Montagnachmittag haben der Klinikchef Jörg Martin und sein Regionaldirektor Olaf Sporys gut zwei Stunden lang die etwa 120 Mitarbeiter des Krankenhauses Vaihingen über die Zukunft ihres Arbeitsplatzes informiert und Fragen beantwortet. Praktisch gleichzeitig wurde die Öffentlichkeit darüber informiert, dass der Schrumpfkur des Hauses nichts mehr im Wege zu stehen scheint.

 

Für viele Skeptiker kam die Mitteilung an diesem Montagnachmittag überraschend: Laut der Kreis-Klinikengesellschaft haben die Krankenkassen grundsätzlich zugestimmt, die Schrumpfkur des kleinen Kreiskrankenhauses finanziell mitzutragen. Das Modell sieht vor, dass das Haus statt wie bisher 60 künftig nur noch zwölf Betten haben soll. Um 18 Uhr und an den Wochenenden werden die Pforten dicht gemacht. Der Klinikmanager Jörg Martin sieht Vaihingen künftig als Portalklinik, insbesondere für ältere Patienten. Jetzt ist klar: die Kassen machen mit.

„Zukunftsweisende Alternative für kleine Kliniken“

Konkret könnte das heißen: wenn eine Seniorin im Raum Vaihingen beim Einkaufen zusammenbricht, etwa, weil sie dehydriert ist, kann sie in die Tagesklinik gebracht und an einen Tropf gehängt werden. Ärzte des Krankenhauses Bietigheim, zu dessen Außenstelle Vaihingen künftig wird, können die Frau dort untersuchen und entscheiden, ob sie stationär bleiben soll – dann könnte sie etwa nach Bietigheim oder Mühlacker gebracht werden – oder wieder nach Hause gehen kann.

Der Landrat Rainer Haas preist das neue, landesweit wohl einmalige Modell als „möglicherweise zukunftsweisende Alternative für die Umwandlung kleiner, existenzbedrohter Krankenhäuser“. Der Klinikchef Jörg Martin zeigt sich erfreut, dass der Umbau wie gehofft zum 1. Januar vonstatten gehen könne. Da dann nur noch ein Bruchteil der Mitarbeiter benötigt werde, gebe es schon seit Monaten eine Sprechstunde für das Personal. Allen Mitarbeitern würden Stellen in anderen Häusern der Regionalen Kliniken-Holding RKH angeboten, „ein Großteil der Mitarbeiter hat innerhalb der Holding etwas gefunden“, sagt Martin. Den betroffenen Kollegen werde für die ersten Monate ein freiwilliger Zuschuss zu den Fahrtkosten gezahlt.

„Immer noch besser als eine Schließung“

„Nicht dramatisch überrascht“ von dem Verhandlungserfolg zeigt sich der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch. Nach wie vor sei er zwar der Meinung, dass das vom benachbarten Ärztehaus Vaisana vorgeschlagene Modell – benannt nach einem der dortigen Chefs, Christoph Schöll – „für Vaihingen und die Kliniklandschaft im Kreis besser gewesen wäre“. Aber: „Eine Tagesklinik ist immer noch besser als die Schließung, ein Leerstand oder eine völlig krankenhausfremde Nutzung.“

Das Thema einer Schließung sei damit hoffentlich vom Tisch – zumindest vorerst, wie Maisch zu bedenken gibt. Da es sich um ein Modellprojekt handelt und sowohl Kassen als auch Krankenhausbetreiber im Südwesten mit so einer Tagesklinik noch keine Erfahrungen gemacht haben, soll die Schrumpfkur vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen fachlich begleitet werden. Wie das RKH-Management mitteilt, soll es nach zwei Jahren eine detaillierte Untersuchung zur Frage geben, ob solche medizinischen Angebote sinnvoll sind oder nicht. Das Haus soll laut einer Pressemitteilung „ein Bindeglied zwischen der ambulanten Versorgung durch niedergelassene Ärzte und der vollstationären Versorgung durch Krankenhäuser“ sein.

Im April hatte sich der Kreistag mehrheitlich für diese Schrumpfkur (und gegen eine komplette Schließung) der Klinik in Vaihingen ausgesprochen. Das kleinste der fünf Krankenhäuser im Kreis hatte seit Jahren Rote Zahlen geschrieben.