Beim Neubau der SLK-Kliniken am Gesundbrunnen in Heilbronn wird plötzlich in Frage gestellt, ob die hohen Kosten für den zweiten Bauabschnitt mit den erhofften Synergien zu rechtfertigen sind. Doch die Verantwortlichen bleiben im Ungefähren.

Beim Neubau der SLK-Kliniken am Gesundbrunnen in Heilbronn hat man den höchsten Punkt schon erreicht, mit dem 37 Meter über dem Kellerboden nach EU-Vorgaben gebauten Hubschrauberlandeplatz. Hoch hinaus geht es nur da. Bei der Finanzierung drohen jetzt die Mühen der Ebene. Es scheint als würden die Stadt und der Landkreis angesichts der nahezu gigantischen Ausmaße der Bauvorhaben kalte Füße bekommen.

 

Der Krankenhausneubau ist mit 193 Millionen Euro veranschlagt und soll im Sommer 2016 in Betrieb gehen. Dann soll ein weiterer Neubau als zweiter Bauabschnitt folgen. Das war bisher fest eingeplant, eine mehr oder weniger verbindliche Finanzierungszusage des Landes für das Jahr 2017 gibt es schon.

Ministerin Katrin Altpeter (SPD) hat die Heilbronner Pläne von Anfang an unterstützt. Der Ergänzungsbau war immer als unabdingbar hingestellt worden, auch um durch eine stark erhöhte Bettenzahl wieder schwarze Zahlen zu erreichen und die hohen medizinisch-technischen Aufwendungen, wie die große, zentrale OP-Einheiten des ersten Bauabschnittes rentabel zu machen.

Millionenüberschüsse sind Geschichte

Ziemlich plötzlich hat sich die Stimmungslage stark verändert – wohl auch in der Finanzsituation begründet. Das Krankenhaus am Gesundbrunnen erwirtschaftete vor wenigen Jahren noch Millionenüberschüsse, inzwischen bangt man um die „schwarze Null“. Angesichts der einst hohen Gewinne wurde der Klinik vor dem Baubeginn des ersten Abschnittes ein Eigenanteil an den Baukosten von mehr als 60 Millionen Euro abverlangt. Mittlerweile wäre das undenkbar.

Jetzt werden die Synergieeffekte in Frage gestellt, die man sich vom zweiten Bauabschnitt erhoffte, zum Beispiel die Vermeidung von Doppelstrukturen. Der zweite Abschnitt soll rund 100 Millionen Euro kosten, laut neuer Wirtschaftlichkeitsberechnungen soll sich der Spareffekt nur auf 800 000 Euro belaufen.

Die Frage stellt sich, ob sich Grundlegendes geändert hat oder ob man von falschen oder überholten Voraussetzungen ausgegangen ist. Die handelnden Personen bleiben im Ungefähren. Wenn Antworten kommen, lassen diese viel Interpretationsspielraum. Offen bleibt, ob es neue Erkenntnisse oder Gutachten gibt. Unbeantwortet ist auch die Frage, was es für die wirtschaftliche und fachlich-medizinische Gesamtentwicklung und die Aufgabenstellung der SLK-Kliniken bedeuten würde, wenn man den zweiten Bauabschnitt am Klinikum Gesundbrunnen zeitlich verschieben oder möglicherweise ganz streichen würde.

Aus dem Heilbronner Rathaus gibt es nur Kanzleitrost, im Laufe des Jahres würden verlässliche Zahlen vorliegen, heißt es von dort. Die Geschäftsführung der Klinik äußert sich genauso zögerlich wie zurückhaltend: „Nachdem es im September 2014 positive Signale für eine Landesförderung des zweiten Bauabschnitts am Klinikum am Gesundbrunnen gab, ist für das Jahr 2015 die Abstimmung der Finanzierung des nicht-geförderten Anteils mit den Gesellschaftern vorgesehen. Anschließend wird diese Entscheidung auch öffentlich kommuniziert werden“, teilt die Klinik mit.

OB will schwearze Zahlen schreiben

Hat man die Vorstellung abgeschrieben, dass man mit dem zweiten Bauabschnitt wieder profitabel wird arbeiten können – und ihn damit auch? Der Aufsichtsratsvorsitzende der SLK-Kliniken, Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD), lässt keine Zweifel daran, dass man schwarze Zahlen schreiben will. Er schiebt den Schwarzen Peter den Krankenkassen zu und der Politik, die die Kommunen im Regen stehen lasse. Doch bis sich auf Bundesebene etwas ändert, braucht es Zeit. Es wird erwartet, dass der OB und Landrat Detlef Piepenburg vorher eine Lösung finden müssen.

Auch Piepenburg zeigte sich angesichts der neuen Entwicklung nicht erfreut. Der Landkreis sitzt seit zehn Jahren dank einer „Verschmelzungsvereinbarung“ mit im Boot. So wurde der Klinikstandort Bad Friedrichshall/ Plattenwald erhalten, der „Preis“ war die Mitfinanzierung der Heilbronner Bauvorhaben, deren Größenordnung damals noch nicht absehbar war.