Das Kunstprojekt „Farbklecks – gemeinsam bunt bewegt“ zeigt Kindern der Waiblinger Rinnenäckergrundschule, wie man gemeinsam Entscheidungen fällt und umsetzt.

Waiblingen - „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ – diesen Spruch kann Charlotte aus der 4 a der Waiblinger Rinnenäckerschule bestätigen. Einen dicken Pinsel in der Hand, sitzt die Grundschülerin – Herbstferien hin oder her – in der Hocke am Boden und malt geduldig mit Fassadenfarbe Pflasterstein für Pflasterstein braun an. Wenn sie und ihre Schulkameraden erst einmal fertig sind, dann ziert eine knapp zwei Meter große Eule den Weg an dem Rinnenäckerspielplatz. In ihrem braunen Federkleid trägt diese weiße, nummerierte Farbtupfen, denn die Eule sieht nicht nur hübsch aus, sondern kann auch als Hüpfspiel benutzt werden.

 

„Wir haben uns gedacht, es ist jetzt Herbst, da passt eine Eule – und sie passt auch für Mädchen und Jungs“, erklärt Charlotte. Ihre Schulkameraden haben das wohl genauso gesehen, denn mit dem Entwurf hat Charlottes Team prompt einen Volltreffer gelandet: Die Schülerschaft der Rinnenäckerschule hat ihn in einer geheimen Wahl aus insgesamt 97 Vorschlägen zu einem von vier Siegerentwürfen gekürt. Diese werden nun rund um den Spielplatz der Rinnenäckersiedlung und auf dem Pausenhof der Schule verwirklicht.

Kunst und Demokratie

„Farbklecks – gemeinsam.bunt.bewegt“ heißt das Projekt, das Kindern zeigen sollte, wie demokratisches Handeln funktioniert und was so alles dazu gehört. Die Rinnenäckerschule im Waiblinger Süden hat die Idee mit der im Stadtteil aktiven Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Waiblingen Süd und der Kunstschule Unteres Remstal als Projektträger in den vergangenen Wochen umgesetzt. Die Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung (LAGO) hat das Projekt finanziell unterstützt.

Dabei hatten die Grundschüler zunächst im Unterricht und in AGs Straßenspiele entwickelt und samt den dazugehörigen Regeln zu Papier gebracht. „Es waren natürlich viele Himmel-und-Hölle-Entwürfe dabei“, sagt Christian Reichert von der BIG Süd. Insgesamt 97 Pläne wurden eingereicht, die dann in der Mensa der Schule ausgestellt wurden. Ähnlich wie bei einem Architektenwettbewerb waren die Vorschläge lediglich mit Nummern versehen, die Erfinder der Hüpfspiele blieben zunächst anonym.

Entscheidung in der Wahlkabine

Charlotte und ihre Schulkameraden konnten sich alle Entwürfe anschauen und dann in einer jener Wahlkabinen, wie sie beispielsweise bei Bundestagswahlen zum Einsatz kommen, ihre Favoriten auswählen. „Jeder durfte drei Kreuzchen machen“, erzählt Charlotte über das Prozedere am Wahltag. Die so gefundenen vier Siegerentwürfe wurden dann in einer Schulversammlung vorgestellt, wer Lust und Zeit hatte, konnte sich für den Ferienworkshop anmelden, bei dem die Sieger-Spiele mit Pinsel und Farbe umgesetzt werden.

Doch wie lässt man eine Eule oder einen Baum im DIN-A-4-Format auf fast zwei Meter Größe wachsen? Kein Problem, sagt Lilija Baumann, die als Dozentin an der Kunstschule Unteres Remstal den künstlerischen Part beim Projekt übernommen hat. „Wir haben die Bilder mit einem Beamer an die Wand projiziert, die Umrisse abgenommen und dann Schablonen ausgeschnitten.“ Die liegen nun auf dem Boden, sorgfältig mit Klebeband befestigt, und erleichtern den jungen Kreativen die Arbeit.

Sobald die Malereien gut durchgetrocknet sind, darf nach Herzenslust gehüpft werden. Nach welchen Regeln, kann man beim Bauwagen am Spielplatz erfahren. „Wir hängen sie dort aus, so dass sie jeder nachlesen kann“, sagt Christian Reichert.