Das Haus des Dokumentarfilms ist in den Osten gezogen, für Start-ups ist noch Platz. Die Kreativszene ist begeistert über die Weiterentwicklung des Kulturparks Berg. Es fehlt nur noch eine Kleinigkeit: ein größerer Veranstaltungssaal.

S-Ost - Markus Merz strahlt. Der Rektor der Merz-Akademie im Kulturpark Berg ist seiner Vorstellung von einem Campus im Stuttgarter Osten ein großes Stück näher gekommen. In den von ihm gemieteten Gebäudeflügel direkt gegenüber der Akademie sind das Haus des Dokumentarfilms (HDF), der Start-up Campus Stuttgart und Studierende in zwei WGs mit sechs beziehungsweise sieben Zimmern im Dachgeschoss eingezogen. Damit gewinnt der Kulturpark Berg eine ganz neue Dynamik, zwischen der Akademie und dem Haus des Dokumentarfilms eröffnen sich Kooperationsmöglichkeiten, und die Kreativszene im Medienosten wird gestärkt. Allerdings fehlt noch ein größerer Veranstaltungssaal.

 

Das Haus des Dokumentarfilms ist eine in Deutschland einmalige Einrichtung. Träger sind das Land, die Stadt, der Südwestrundfunk (SWR), die MFG Filmförderung, die IHK, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und das Evangelische Medienhaus sowie ZDF, WDR, Arte und NDR. Zum Haus gehören die wohl in Europa einmalige Dokumentarfilm-Sammlung mit mehr als 8000 Werken und die Landesfilmsammlung Baden-Württemberg, ein Archiv mit zurzeit mehr als 8000 historischen Filmdokumenten aus dem Südwesten Deutschlands. Außerdem ist das HDF federführend beim größten wissenschaftlichen Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum dokumentarischen Schaffen von 1945 bis 2005.

Für Mai ist ein Tag der offenen Tür geplant

Bis Ende vergangenen Jahres hatte das HDF seinen Sitz etwas im Verborgenen an der Mörikestraße im Stuttgarter Süden. Irene Klünder, die seit 2012 Geschäftsführerin ist, wollte das ändern. Der Umzug in den Kulturpark ist Teil ihres Modernisierungskonzeptes. „Durch die Nähe zur Merz-Akademie und zum Südwestrundfunk, aber auch zu den jungen Film- und Medienfirmen, die den Stuttgarter Osten bereichern, entsteht durch unser Haus nun ein kulturelles Zentrum voller kreativer Energie“, sagt Klünder. „Ich bin sehr glücklich, hier kann etwas Tolles entstehen.“

Der Umzug in den Kulturpark wurde von der Stadt, dem Land und vor allem auch vom SWR unterstützt. Gerade dem SWR ist es ein großes Anliegen, dass das HDF bekannter wird. Nach dem aufwendigen Umzug soll das Veranstaltungsprogramm des HDF langsam anlaufen. Am 17. März wird in der Meisterklasse Fred Breinersdorfer erwartet. Der Drehbuchautor („Sophie Scholl“, „Elser“ sowie diverse ARD-„Tatorts“) wird in dieser Werkstatt für Studierende und Profis aus dem Filmbereich Tipps für die Arbeit mit historischen Stoffen geben. Für Mai ist ein Tag der offenen Tür geplant, im zweiten Halbjahr sollen die Filmreihen DOK Night und YoungDOK wieder aufgenommen werden. Dazu hat das HDF die alle zwei Jahre stattfindende Großveranstaltung „Dokville – Branchentreff des Dokumentarfilms“ am 18. und 19. Juni in Ludwigsburg zu stemmen.

Veranstaltungsraum fehlt

So glücklich Markus Merz und Irene Klünder mit der Weiterentwicklung des Kulturparks Berg sind, so sehr fehlt ihnen ein Element: „Wir haben hier im Medienosten keinen gescheiten Veranstaltungsraum“, sagt Markus Merz. Im Gebäudeflügel mit dem Haus des Dokumentarfilms gibt es einen kleineren Veranstaltungssaal, in dem es aber bei mehr als 40 Besuchern schon eng wird. Die bisher für größere Veranstaltungen genutzte Aula der Akademie darf zurzeit nicht dafür genutzt werden, weil sie nicht den Brandschutzrichtlinien entspricht. Die Mängel sollen zwar behoben werden, wie lange das dauert ist allerdings noch offen.

An einem möglichen Standort für einen großen Veranstaltungssaal – einem Baugrundstück gleich hinter dem Akademie-Gebäude – herrscht seit Monaten Funkstille. Markus Merz hat bisher vergeblich versucht, Kontakt zum Investor aufzunehmen. Und eine weitere Hoffnung von Merz und Klünder, die nahe Villa Berg, hat sich zu einer endlosen Hängepartie entwickelt.