Es ist wohl einer der letzten großen Coups von Vize-Landrat Wolf Eisenmann, der in wenigen Wochen in den Ruhestand geht. Der Kreis und die Stadt Stuttgart haben einen Deal geschlossen: Die US-Kasernen Patch Baracks, Kelly Baracks und Robinson Baracks liefern ihre 3300 Tonnen Restmüll nach Böblingen.

Kreis Böblingen - Es ist wohl einer der letzten großen Coups von Vize-Landrat Wolf Eisenmann, der in wenigen Wochen in den Ruhestand geht. Der Kreis und die Stadt Stuttgart haben einen Deal geschlossen: Die US-Kasernen Patch Baracks, Kelly Baracks und Robinson Baracks liefern ihre 3300 Tonnen Restmüll nach Böblingen. Eigentlich müsste die Stadt den Unrat entsorgen – doch offenbar hat man in der Landeshauptstadt kein Interesse daran.

 

Konkret sollen zwei neue Fahrzeuge und vier neue Mitarbeiter außerhalb der normalen Abfuhrtermine den Hausmüll der 20 000 GIs und ihrer Angehörigen entsorgen, dazu noch 370 Tonnen Wertstoffe, also Bioabfälle oder Glas.

Dieser Abfall wird aber abgeholt – anders als Landkreisbewohner müssen die Amerikaner also nicht auf den Wertstoffhof. „Wir machen eine Vollabholung“, sagt Wolf Eisenmann. „Es ist eine klassische Win-Win-Situation“, sagte der Landrat Roland Bernhard im Umweltausschuss des Kreistages. Warum aber will Stuttgart dies nicht selbst übernehmen?

Eigentlich wäre die Stadt dazu verpflichtet, tritt dies aber an den Kreis Böblingen ab. Corinna Fälschle vom Stuttgarter Abfallbetrieb sagt dazu: „Die Kasernen Patch und Kelly Baracks liegen in räumlicher Nähe zum Müllkraftwerk.“ Zudem werde schon jetzt der Abfall der Panzerkaserne in Böblingen dort verbrannt.

Das Landratsamt führt an, dass die in den US-Kasernen verwendeten Behälter mit 2,5 und vier Kubikmetern in Stuttgart nicht zugelassen seien. Tatsächlich hört man aber aus Rathauskreisen der Landeshauptstadt, dass sich der Betriebsrat intern kritisch geäußert haben soll – der Vertrag mit der US-Army wäre nur über fünf Jahre gegangen. Daher hätte man wohl keine unbefristeten Stellen schaffen können. Beim Abfallbetrieb Böblingen hofft man auf 1,2 Millionen Euro Gebühren. Allerdings auch mit Kosten von gut 300 000 Euro. Und mit einem gewisses Risiko – dafür hat Wolf Eisenmann ein Polster von 350 000 Euro eingebaut. Blieben gut 600 000 Euro an Überschüssen – wenn alles glattgeht. Immerhin soll ein Teil des Risikos bei der Landeshauptstadt bleiben. „Das wäre sonst der Freundschaft dann doch ein wenig zu viel“, sagt der Landrat schmunzelnd.

Denn die Müllmengen schwanken stark. Das zeigt die Böblinger Panzerkaserne, deren Abfall schon länger im Müllmeiler verfeuert wird. „Seit wir das übernommen haben, ist der Restmüll deutlich von 1800 auf 1200 Tonnen zurückgegangen“, räumt Eisenmann ein. Dabei hat man sich das Recht, die Abfälle des Böblinger US-Stützpunktes entsorgen zu dürfen, vor drei Jahren erst gerichtlich erstreiten müssen. Zur Erinnerung: der Kreis hat 2011 einen Prozess gegen die private Entsorgungsfirma Veolia angestrengt, die bis dato den US-Unrat verbrannt hatte. Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim hat damals dem Kreis recht gegeben. Darauf beruft sich nun auch Stuttgart – um das Recht auf den amerikanischen Abfall gleich wieder an den Nachbarkreis abzutreten.

Die beiden Kommunen arbeiten indes schon länger zusammen. Bekanntlich betreiben Kreis und Stadt den Böblinger Müllmeiler gemeinsam, aus Stuttgart wird regelmäßig angeliefert.

Wolf Eisenmann freut sich noch einmal über diesen Deal, bevor er am 31. Juli in den Ruhestand geht. Wer immer der Nachfolger wird – der neue Vize-Landrat wird nicht mehr gleichzeitig Chef des Abfallbetriebes, wie dies Eisenmann war. Das soll der Kreistag am 7. Juli beschließen. Stattdessen wird Wolfgang Bagin die Geschäfte leiten, der bislang zweiter Werkleiter war.