Nur sechs Asylbewerber sind im August dem Landratsamt zugeteilt worden. Die belegten Turnhallen sind fast alle frei. Die große Herausforderung wartet nun auf die Kommunen.

Kreis Böblingen - Nur sechs Asylbewerber sind dem Kreis Böblingen im August aus den Landeserstaufnahmestellen zugeteilt worden. Im November 2015 waren es noch 185 – pro Woche wohlgemerkt. Der Platz war knapp, das Landratsamt suchte händeringend nach Unterkünften oder Standorten für Containersiedlungen. Selbst die Wohncontainer waren knapp, Mitarbeiter reisten ins Ausland, um welche zu beschaffen. In seiner Not belegte der Landkreis Turnhallen und eine leere Schule, funktionierte sie zu neun Notunterkünften um. Dazu kamen zeitweise bis zu 30 Gemeinschaftsunterkünfte.

 

Und nun? Derzeit sind noch etwa 3100 Menschen in den Gemeinschaftsunterkünften des Kreises untergebracht, im Mai waren es noch 3673. Plätze stehen jedoch noch viel mehr zur Verfügung. „Wir sind dabei, auch noch die letzten vier Notunterkünfte aufzulösen“, teilt Dusan Minic, der Sprecher des Landratsamtes, auf Nachfrage mit. Seit Juni ist die erste der zwei belegten Turnhallen am Berufschulzentrum in Leonberg frei. „Sie ist bereits umgebaut und kann wie geplant zum Schuljahresbeginn wieder normal genutzt werden“, informiert Minic. Neben dem Schulsport trainieren hier auch Vereine und Betriebssportgruppen. Die Flüchtlinge aus der zweiten Halle sind zwar mittlerweile alle verlegt worden, die meisten davon in die Containersiedlung auf dem Renninger Festplatz. Wann diese Halle wieder zur Verfügung stehen wird, ist aber noch nicht klar.

30 Flüchtlinge bleiben in Weissach

Noch als Notunterkunft genutzt wird die Heckengäuhalle in Weissach, aber nur teilweise. „Von den 70 Bewohnern wurden 40 Anfang August verlegt. Die übrigen 30 bleiben vorerst hier“, berichtet Achim Laidig, der Hauptamtsleiter im Weissacher Rathaus. Es handele sich um Menschen, die bald einen Aufenthaltsstatus erhalten und in die Obhut der Kommune übergehen. „Sie haben hier bereits Kontakte geknüpft. Wir sind froh, dass die Zusammenarbeit von Gemeinde, Landkreis und Forum Asyl so gut funktioniert“, lobt Laidig. Die Flüchtlinge ziehen dann in die neue Anschlussunterbringung in Flacht, die Ende September fertig sein soll. „Der Bau liegt voll im Zeitplan, sodass der Umzug Anfang Oktober stattfinden kann“, so der Hauptamtsleiter.

Für 1,67 Millionen Euro baut die Gemeinde hier ein Wohnhaus in der Flachter Ortsmitte, in dem zwischen 40 und 60 Menschen Platz finden können. „Wir haben als noch ein bisschen Kapazitäten in dem Gebäude“, sagt Achim Laidig. Ohne die Flüchtlinge in der Heckengäuhalle betreut Weissach derzeit 25 Menschen in der Anschlussunterbringung.

Kreis will Privatwohnungen an Kommunen übergeben

Weiter aufgeschoben wird dagegen die Fertigstellung der Containersiedlung in Warmbronn. Die hätte ursprünglich schon im Mai fertig sein sollen. Als neuer Termin wurde jetzt Anfang September genannt. Ob die 140 Plätze im Leonberger Teilort dann auch schon bezogen werden, ist bei der derzeitigen Bedarfslage zu bezweifeln.

In den Hochzeiten des Flüchtlingszustroms hat der Landkreis auch Privatwohnungen angemietet. Obwohl in den kreiseigenen Unterkünften nun genügend Plätze frei sind, müssen die Menschen aber nicht unbedingt einen Zwangsumzug fürchten. „Wir versuchen, sie an die Städte und Gemeinden in die Anschlussunterbringung abzugeben“, erklärt Landkreissprecher Minic. Sollte die Kommune aber den Mietvertrag nicht übernehmen wollen, müssten die Menschen in eine Gemeinschaftsunterkunft umziehen.

Dort ist der Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge groß. Von den vielen Asylbewerbern, die im vergangenen Jahr gekommen und geblieben sind, haben die meisten jetzt eine Aufenthaltserlaubnis und werden an die Gemeinden weitergereicht.