Die Radwege werden für 16,4 Millionen Euro ausgebaut. Dazu hat das Landratsamt ein Konzept für alle 26 Kommunen ausgetüftelt und will Vorreiter sein. Anvisiert ist ein Anteil von 20 Prozent im Verkehr bis 2025.

Kreis Böblingen - Der Landrat Roland Bernhard erhört den Ruf des Ministers Winfried Hermann. Der hat bekanntlich das Ziel ausgegeben, mehr Leute auf den Drahtesel umsteigen zu lassen. „Wir sind landesweit Vorreiter“, erklärt der Kreischef nun. Denn als einer der Ersten hat man ein Konzept ausgearbeitet, um die vielen Radwege besser zu verknüpfen, neue zu bauen und alte aufzumöbeln. Dazu will sich der Kreis um eine knackige Werbekampagne des Ministeriums namens „Radkultur“ bewerben – auch hier hat der Verkehrsminister schon signalisiert, dass Böblingen ganz vorne mit dabei sein soll.

 

„Der Autokreis hat noch Potenziale beim Radverkehr“, sagt Bernhard. Worum geht es genau? Schon seit anderthalb Jahren hat das Kölner Planungsbüro Via alle 990 Radwegkilometer im Landkreis unter die Lupe genommen. Vor allem diejenigen, die überregionale Bedeutung haben, also Gemeinden verbinden, über die Gemarkungsgrenzen hinausgehen oder wichtige Zentren miteinander verbinden. Das Ergebnis ihrer Analyse: vor allem die großen Städte haben schon ein dichtes Netz, aber es fehlt an Verknüpfungen. „Bisher beträgt der Anteil des Radverkehrs acht Prozent – das Ziel soll sein, bis 2025 rund 20 Prozent zu erreichen“, erklärt Peter Gwiasda vom Planungsbüro Via.

600 große und kleine Veränderungen

Daher haben die Kölner Experten ein sogenanntes „Wunschliniennetz“ erstellt, das alle wichtigen Verbindungen auflistet. Dabei gibt es die großen Achsen, also überregionale Wege, die Stuttgart mit den Städten Böblingen, Sindelfingen, Leonberg und Herrenberg verbinden, aber auch mit Pforzheim, Ludwigsburg, Tübingen oder Nagold.

Und es gibt die mittleren und kleinen Achsen, die die Kommunen verbinden. In der Summe schlägt das Büro vor, an 600 Stellen etwas zu ändern. So sollen zum Beispiel 36 Radwege neu gebaut und 159 saniert werden, an 78 Kreuzungen soll es Verkehrsinseln oder zumindest Markierungen geben, damit Radler die Seite wechseln können. Oder es gibt neue Schilder. Insgesamt kostet das 16,4 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren. Gut fünf Millionen Euro kommen von Land und Bund, womit 6,4 Millionen beim Landkreis und 4,9 Millionen bei den Kommunen bleiben.

Sicherheit geht vor

Der Landrat Roland Bernhard hofft, mit diesem Masterplan bei Fördermitteln des Landes die Nase vorn zu haben. Im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistages stößt das Konzept auf große Zustimmung – auch die Bewerbung für die Radkultur-Werbekampagne fürs Umsteigen, die den Kreis 70 000 Euro kostet. Einige Anregungen haben die Kreisräte doch. So schlägt Brigitte Ostmeyer (Linke) vor, Räder verstärkt in Bussen mitnehmen zu dürfen. Der FDP-Rat Dieter Maurmaier will einen stärken Fokus auf Radwege legen, auf denen Schüler fahren. Und der CDU-Rat Thomas Rott weist auf die Probleme der Landwirte hin: „Mit einer 40 Tonnen schweren und vier Meter hohen Maschine ist es schwer, einen Radfahrer zu überholen.“ Die Kölner Planer kennen das Problem und schlagen Ausweichbuchten vor, die für Drahtesel wichtigen Feldwege sollen auch auf 3,50 Meter ausgebaut werden.

Spannend wird es nächstes Jahr, wenn eine Arbeitsgruppe konkret vorschlägt, welcher Radweg wann ausgebaut wird. Wie gesagt – den grünen Minister wird das Engagement des Kreises freuen. Vielleicht darf man daher auch bei den so lange diskutierten Bahnprojekten auf ein wenig mehr Wohlwollen aus Stuttgart hoffen . . .