Die Wahl zum Kreistag in Böblingen ist mit einigen Überraschungen zu Ende gegangen. So wurden Elke Staubach (CDU) und Gabriele Frenzer-Wolf (Grüne) aus Leonberg abgewählt. Weissachs Bürgermeisterin Ursula Kreutel musste zittern, schaffte es aber.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Kreis Böblingen - Die Kreistagswahlen haben ein klares Ergebnis gebracht: In Leonberg wurden die Kritiker des Medizinkonzeptes gestärkt und die Anhänger geschwächt. In Weil der Stadt und Renningen spielt das Thema keine so wichtige Rolle. Einige bekannte Gesichter wie Elke Staubach (CDU) und die grüne Vize-Fraktionschefin Gabriele Fetzer-Wolf wurden abgewählt. Hingegen haben sich die Weissacherin Ursula Kreutel und Heiderose Berroth (FDP) aus Renningen knapp behauptet.

 

Die Kreistagswahl hat sich am Dienstagnachmittag ewig verzögert. Erst hing es an den Leonbergern, die lange, lange für die Auszählung der kompliziert vielen Stimmzettel gebraucht haben. Dann aber hing es an der kleinen verschlafenen Gemeinde Deckenpfronn ganz im Süden des Kreises. Dort hat man offenbar kein Problem mit elektronischer Datenverarbeitung – weil es sie gar nicht gibt. Es wurde mit Hand eingegeben. Vermutlich mit dem Postboten oder per Pferdekutsche wurden die Ergebnisse übermittelt, im Landratsamt dann von Hand eingetragen. So fehlten bis zuletzt drei von 319 Wahlbezirken, eben die aus dem idyllischen Deckenpfronn.

Ein neues Gesicht bei den Freien Wählern aus Leonberg

Die Freien Wähler aus Leonberg sind künftig mit drei Kreisräten vertreten. Neben den Klinik-Professoren Joachim Quendt und Werner Metz zieht nun auch Wolfgang Schaal in den Kreistag ein. Bei der CDU hat Elke Staubach den Wiedereinzug verpasst. Dafür ist die Leonberger Rathausspitze jetzt wieder vertreten, in Person des Ersten Bürgermeisters Ulrich Vonderheid.

Auch bei den Grünen gab es eine Abwahl. Die Fraktionsvize Gabriele Frenzer-Wolf verliert ihr Mandat an Angie Weber-Streibl, die auf Listenplatz zwei kandidiert hatte. Die Leonberger SPD verliert eines ihrer drei Mandate. Nicht mehr dabei sind Wolfgang Fürst und Gabriele Schmauder, die nicht mehr kandidierten. Neu ist dafür der Arzt Günther Wöhler.

Das Zittern in Weissach hat sich gelohnt

In Weissach war es bis zuletzt hoch spannend. Die Bürgermeisterin Ursula Kreutel hat 2000 Stimmen verloren, musste lange um den Einzug bangen. Immerhin liegt Kreutel deutlich vor ihrem innerparteilichen Widersacher Volker Kühnemann, den die FWV vor ihr auf die Liste gesetzt hat. Am Ende erhält sie einen von zwei Ausgleichssitzen und kann ihr Mandat im Kreistag noch einmal verteidigen.

Stimmenkönig ist der Weiler Bürgermeister Thilo Schreiber (FWV) mit 11 624 Voten. Das kommentiert er bescheiden mit: „Ich bin zufrieden, das war ganz gut.“ Sein Amtsvorgänger Hans-Josef Straub erreicht 3687 Voten und erringt damit für die SPD eine Vertretung. Bei der CDU gewinnen neben dem Weissacher Martin Jäckle und Christina Almert aus Rutesheim auch der Weiler Rats-Fraktionschef Martin Buhl noch ein Direktmandat.

Stellvertreter schlägt Chef in Rutesheim

Interessant eine Rutesheimer Besonderheit: Der Beigeordnete Martin Killinger liegt mit 7709 Stimmen vor dem Bürgermeister Dieter Hofmann (6636) – vermutlich eine Spätfolge des Strafbefehls wegen der Tankgutscheine. Die Grünen sind weiterhin mit Bernd Aupperle vertreten.

Der Stimmenkönig im Wahlkreis Renningen/Magstadt heißt hier wie schon vor fünf Jahren Wolfgang Faißt. Bei der CDU hat der Kreisbauernverbands-Chef Andreas Kindler mit 2199 Stimmen das beste Resultat erzielt und zieht in den Kreistag ein. Bei den Grünen verteidigt Kreisrätin Karin Müller ihr Mandat. Und auch die Renningerin Heiderose Berroth, langjährige FDP-Abgeordnete, wurde nach langem Zittern und trotz des für sie ungünstigeren Wahlrechts knapp wieder gewählt, sie erhielt gerade noch so ein Ausgleichsmandat.

Die Sitzverteilung: Freie Wähler vorn, CDU legt zu

Stärkste Fraktion im Kreistag bleiben die Freien Wähler mit 30 Mandaten. Die CDU legt um vier Sitze auf 22 zu, die Grünen um zwei auf 11 Sitze. Die SPD bleibt bei 13 Mandaten. Die FDP verliert zwei Kreisräte und hat nun noch vier. Dafür legt die Linke auf drei Mandate zu. Weiterhin im Böblingen Kreistag ist ein NPD-Vertreter – der einzige im ganzen Land.