Der Landkreis Esslingen will Flüchtlinge, die in größeren Unterkünften Unruhe stiften, in zwei oder drei spezielle Heime im Kreisgebiet einquartieren. Darüber, welche Kommunen betroffen sind, gibt es noch keine Auskunft.

Kreis Esslingen - Das Landratsamt Esslingen wird im Kreisgebiet zwei oder drei Unterkünfte mit jeweils rund 30 Plätzen einrichten, in denen auffällig gewordene Flüchtlinge gesondert einquartiert werden. Das hat Peter Keck, der Sprecher des Landratsamts, am Montag auf Anfrage unserer Zeitung mitgeteilt. Mit einer Kommune habe sich seine Behörde bereits auf einen Standort auf deren Gemarkung geeinigt. Diese erste Unterkunft wird laut Peter Keck von Januar an belegt.

 

Mit den anderen in Frage kommenden Kommunen sei man in Gesprächen. Auch mit der Polizei sei das Vorhaben abgestimmt. Eine Auskunft zu den Standorten gibt Keck vorerst nicht: „Wir wollen dort einen guten Start haben und diese Unterkünfte nicht stigmatisieren.“ Den Kommunen, die sich bereit erklärten, die Unterkünfte für „schwierige Fälle“ bei sich zu tolerieren, seien keine Zugeständnisse gemacht worden, beteuert der Sprecher: „Da ist nichts gedealt worden.“

Heime liegen nicht in Wohngebieten

Diese speziellen Heime, die Peter Keck zufolge „mit Sicherheit nicht in Wohngebieten liegen“, dienten nicht dazu, straffällig gewordene Flüchtlinge oder Mitglieder organisierter Kriminalität unterzubringen. Um diese kümmere sich die Polizei, betont er. Vielmehr sollten „besonders auffällige Bewohner“, die Schwierigkeiten hätten, sich in eine Gemeinschaft einzufügen, aus größeren Unterkünften „herausgenommen und andernorts untergebracht“ werden. Dort erhielten sie eine Chance, „sich in einer neuen Umgebung zu stabilisieren“.

Mit welchen Maßnahmen die Sicherheit in diesen kleineren Unterkünften und in deren Umgebung gewährleistet werden soll, „stimmt sich der Landkreis mit der Polizei ab“, erklärt Peter Keck. Das Landratsamt wolle mit dieser Separierung, von Keck „Rochade“ genannt, Ruhe in die übrigen Aufnahmeeinrichtungen bringen. Beispielsweise in die Blumenhalle im Scharnhauser Park in Ostfildern (siehe neben stehende Meldung), wo etwa fünf Flüchtlinge aus Algerien laut Andrea Koch-Widmann, der Vorsitzenden des Freundeskreises Asyl, die anderen Bewohner „terrorisieren, bedrohen und ihnen die Lebensmittel wegnehmen“. Wie berichtet, hatten der Freundeskreis Asyl und die Stadt Ostfildern nach mehreren Übergriffen in den Unterkünften in Scharnhausen und im Scharnhauser Park gefordert, solche Unruhestifter aus den Unterkünften zu holen.

Kleine Störungen können schnell eskalieren

Diese Forderung kann der Landkreis offenbar nachvollziehen und kommt ihr jetzt nach. Es sei registriert worden, dass Menschen in den größeren Unterkünften immer wieder auffällig würden. Die Gründe dafür seien vielfältig und könnten „teilweise auch auf die Fluchterlebnisse zurückgeführt werden“, heißt es in einer Stellungnahme der Kreisbehörde. Zudem könne die Enge und das „scheinbar endlose Warten“ zu Spannungen führen. Bereits kleine Störungen könnten dann schnell eskalieren.

Die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern stelle den Landkreis vor eine Vielzahl von Herausforderungen. Dazu gehöre auch die Maßnahme, renitente Flüchtlinge gesondert unterzubringen. Sie diene der „Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung“ in den größeren Unterkünften und in deren Umgebung. Zudem solle sie beitragen, in diesen ein funktionierendes soziales Gefüge zu schaffen.