Die Zahl der Flüchtlinge nimmt auch im Kreis Göppingen weiter zu. Wo sie wohnen sollen, ist momentan ungewiss. Die Städte und Gemeinden engagieren sich, doch es dauert zu lange, sagt der Sozialdezernent des Kreises.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Obwohl sich die Unterkunftskapazitäten binnen eines Jahres von 470 auf rund 950 verdoppelt haben, reicht der Wohnraum für Asylsuchende im Landkreis Göppingen nach wie vor nicht aus, denn die Zahl der Flüchtlinge steigt in noch größerem Maße. Was Hans-Peter Gramlich, der Sozialdezernent des Landratsamts, in der jüngsten Sitzung des Kreissozialausschusses kundtun musste, bezeichnete er deshalb auch schon vorab als „Hiobsbotschaft“. Demnach muss der Stauferkreis in diesem Monat 229 weitere Asylbewerber aufnehmen. Wo und wie diese Menschen untergebracht werden sollen, ist noch völlig offen.

 

Die Gemeinden bemühen sich

Schon jetzt sind die eigentlich zur Verfügung stehenden Plätze in den Städten und Gemeinden großteils überbelegt. Von neuen Immobilien, die der Kreis kurzfristig anmieten könnte, fehlt jede Spur. Gramlich betont gegenüber der StZ ausdrücklich, dass dies nicht an der mangelnden Bereitschaft der Kommunen liegt. „Ich war im vergangenen Oktober noch anderer Ansicht“, gibt er offen zu. Inzwischen aber sei das Bemühen, Wohnraum für Asylsuchende zu schaffen, überall erkennbar. „Der Solidaritätsgedanke ist angekommen, doch wie der Landkreis tun sich auch die Städte und Gemeinden schwer, etwas Passendes zu finden“, sagt Gramlich.

Der Kreisverwaltungsdirektor steht daher auch vor einem „absoluten Rätsel“, wo er auf die Schnelle mehr als 200 weitere Plätze herbekommen soll. „Ich weiß es wirklich noch nicht – und das ist nicht dahergeschwätzt, sondern das ist so“, stellt er klar. Natürlich suche der Kreis weiterhin händeringend nach geeigneten Objekten von privater Seite und habe dafür vor einigen Wochen eigens eine sogenannte Kümmererstelle eingerichtet, aber das sei natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Turnhallen gelten weiterhin nicht als Lösung

Auch das Bereitstellen und Einrichten von Wohncontainern funktioniere nicht von heute auf morgen. „Wir haben für eine Fläche beim Geislinger Berufsschulzentrum zwar eine Baugenehmigung und setzen das Projekt auch um, können das aber natürlich nicht sofort machen“, erklärt Gramlich. Von der Lösung, die Flüchtlinge zumindest vorübergehend in Turnhallen einzuquartieren, hält Gramlich derweil gar nichts.

„Das ist für mich die schlechteste aller Lösungen, nicht nur weil dies jede andere Nutzung verhindert, sondern weil es zwischen einer großen Zahl von Menschen, die nur durch Stoffvorhänge voneinander getrennt sind und die deshalb keinerlei Privatsphäre haben, unweigerlich zu Problemen kommen muss.“ Dem Kreis werde daher wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Zahl der Personen in den vorhandenen Einrichtungen weiter zu verdichten, deutet der Sozialdezernent an, wie voraussichtlich vorgegangen wird, damit die Neuankömmlinge nicht auf der Straße stehen.

Die Schwierigkeiten werden weiter zunehmen

Da der Kreis bis zum Jahresende insgesamt 1300 Unterbringungsplätze benötigt, werden die Schwierigkeiten noch zunehmen. „Das Land hat zwar schon viel getan. Es ist angesichts des Zustroms aber immer noch zu wenig. Dies zeigt auch der Blick auf andere Landkreise, die vor den gleichen Herausforderungen stehen, weil die Zahlen ständig anwachsen“, betont Gramlich. Es sei daher dringend geboten, für Asylbewerber, etwa aus Ex-Jugoslawien, ein Schnellverfahren einzurichten, da sie keine Chancen auf eine Anerkennung hätten, wirklich politisch Verfolgten die vorhandenen Plätze wegnähmen und das Betreuungspersonal unnötig beanspruchten, fügt er hinzu.