Seit der Landtagswahl ward der AfD-Politiker Heinrich Fiechtner im Kreis Göppingen nicht mehr gesehen. Nun mehrt sich Kritik von allen Seiten. Fiechtner gibt sich gelassen.

Göppingen - Seit der Landtagswahl im vergangenen März hat es einige große politische Themen gegeben, an denen sich die Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Göppingen abarbeiten konnten. Doch während die Vertreter von CDU, Grünen und SPD bei der Landesregierung immer wieder Druck in Sachen B-10-Weiterbau oder Filstalbahn machten, hat man von Heinrich Fiechtner zu all dem nie etwas gehört. Seit seiner Wahl in den Landtag ist der Stuttgarter AfD-Politiker aus dem politischen Leben im Kreis Göppingen praktisch verschwunden. Nun ist bekannt geworden, dass er in Sigmaringen als Bundestagskandidat seiner Partei antritt. Die Junge Union (JU) und die Jungsozialisten (Jusos) fordert deshalb seinen Rücktritt – und befindet sich mit ihrer Kritik in bester Gesellschaft.

 

Fiechtner weist Kritik zurück

Die Kritik an dem AfD-Politiker kommt aus allen Lagern und lautet im Kern stets gleich: Fiechtner sei seit der Landtagswahl in seinem Wahlkreis nicht mehr präsent und scheine kein Interesse daran zu haben, sich im Landtag für die Belange seiner Göppinger Wähler einzusetzen. Tatsächlich hatte der Stuttgarter vor der Wahl noch angekündigt, ein Büro im Kreis Göppingen zu eröffnen – passiert ist seither aber nichts.

„Er will wohl einfach mal wieder in der Zeitung zitiert werden“, sagt Fiechtner mit Blick auf den JU-Vorsitzenden Simon Weißenfels, der im März als Landtagskandidat der CDU gescheitert war: „Es ist pikant, wenn junge Menschen, die noch grün hinter den Ohren sind und beruflich noch nichts gewuppt haben, sich so weit aus dem Fenster lehnen.“ Simon Weißenfels sei eben nichts anderes, als ein nicht besonders erfolgreicher Jungpolitiker.

Dass er seit der Wahl in Göppingen nicht mehr aufgetaucht ist, gibt Fiechtner unumwunden zu. Das liege aber nur daran, dass es für ihn schwieriger sei als für viele andere Politiker, seine beruflichen Aufgaben mit der Landtagsarbeit unter einen Hut zu bringen. Er habe die vergangenen Monate dazu gebraucht, die Zukunft seiner Praxis und seine eigene Arbeit als Arzt zu regeln, um nach dem Ablauf der Legislaturperiode wieder voll als Mediziner tätig sein zu können. Da hätten es Lehrer, wie etwa die CDU-Abgeordnete Nicole Razavi, die sich einfach beurlauben lassen könnten, eben leichter.

Andere Landtagsabgeordnete schütteln den Kopf

Da nun alles geregelt sei, werde er sich in Zukunft mehr um den Kreis kümmern, kündigt Fiechtner an. Seine Kandidatur in Sigmaringen betrachtet der AfD-Abgeordnete nicht als Hinderungsgrund. Ihm gehe es gar nicht darum, tatsächlich in den Bundestag zu kommen, zumal die CDU in Sigmaringen fest im Sattel sitze. „Ich habe einfach Lust, verbal die Klingen mit dem dortigen Abgeordneten zu kreuzen“, sagt er. Von seinen erst vor kurzem gescheiterten Versuchen, auf einen sicheren Listenplatz seiner Partei zu kommen oder ein aussichtsreicheres Direktmandat in Stuttgart zu erringen, will Fiechtner nichts mehr hören. „Das Thema ist durch. Ich bin Landtagsabgeordneter und bleibe es“, sagt er.

Bei den anderen Abgeordneten im Kreis Göppingen löst Fiechtner mit seinem Verhalten vor allem Kopfschütteln aus. „Man muss sich schon fragen, wie ernst er sein Mandat nimmt“, sagt etwa der Abgeordnete der Grünen, Alexander Maier. Sein Vorgehen lege schon den Gedanken nahe, dass es ihm in erster Linie darum gehe, Karriere zu machen. Auch der SPD-Abgeordnete Peter Hofelich ist wenig angetan vom nicht erkennbaren Einsatz Fiechtners für den Kreis. Allerdings weist er darauf hin, dass es die Sache der Wähler sei, den AfD-Politiker an seine Pflichten zu erinnern. Der Geislinger SPD-Abgeordnete Sascha Binder sagt mit Blick auf Fiechtner nur, „Reisende soll man nicht aufhalten“. Und die CDU-Landtagsabgeordnete Nicole Razavi findet, dass Fiechtner nur ein Beispiel dafür sei, wie gering viele Abgeordnete der AfD ihr vom Volk übertragenes Mandat schätzten.