Die Betreiber des Freiberger Chinahauses sind zahlungsunfähig, der Insolvenzverwalter sucht nach einem neuen Geldgeber. Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Gesellschafter wegen Insolvenzverschleppung.

Freiberg am Neckar - Die Akten liegen noch nicht allzu lange auf dem Tisch: Erst in der vergangenen Woche meldete sich das Amtsgericht Ludwigsburg bei der Kanzlei Schultze&Braun mit dem Auftrag, ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen die „Ming ChinaCenter GmbH“ einzuleiten. Die Gesellschaft also, der das Chinahaus in der Mühlstraße am Gründelbach in Freiberg gehört, und die es in der Vergangenheit auch betrieben hat. Eingereicht hatte den Insolvenzantrag zunächst der Gesellschafter und frühere Geschäftsführer des Chinahauses, Mingze Schaumann. Inzwischen hat sich aber auch seine Geschäftspartnerin Jia Qiu dazu entschlossen, die Zahlungsunfähigkeit anzumelden.

 

Damit ist klar, dass das Schicksal des Chinahauses nicht mehr in den Händen der jetzigen Betreiber liegt. Vielmehr wird der Stuttgarter Rechtsanwalt Dietmar Haffa in den kommenden drei Monaten prüfen, ob und wie es für das Chinahaus weitergeht. Haffa hat bereits angekündigt, möglichst schnell nach einem Gastronomen zu suchen, der das Restaurant wieder eröffnen soll. Auch die Suche nach einem Investor läuft bereits. Das Ziel sei es, das Chinahaus wieder mit Leben zu füllen, sagt Haffa.

Die Gesellschafter haben sich gegenseitig angezeigt

Der Weg dahin könnte aber noch ein beschwerlicher werden, denn wie schon in der Vergangenheit tobt auch aktuell ein neuerlicher Rechtsstreit um die chinesische Pagode. Sowohl gegen Mingze Schaumann wie auch gegen Jia Qiu seien Ermittlungsverfahren im Gange, sagt Jan Dietzel, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Der Vorwurf laute in beiden Fällen auf Insolvenzverschleppung. Kurios dabei: Offenbar haben sich die beiden Parteien wechselseitig angezeigt. Zunächst zeigte Mingze Schaumann seine Geschäftspartnerin Qiu an, wenig später folgte dann die Retourkutsche – Ergebnis offen, die Ermittlungen laufen derzeit noch.

Schaumann war es auch, der jetzt den Antrag auf Insolvenz beim Amtsgericht Ludwigsburg eingereicht hat. Der Zeitpunkt dürfte dabei kein Zufall sein: Erst Ende Juni hatte das Amtsgericht ein Urteil gefällt, nachdem aktuell keiner der drei Gesellschafter der GmbH auch Geschäftsführer ist. Die Abberufung von Jia Qiu und der dritten Partnerin Runliang Zhong auf einer Gesellschafterversammlung Anfang des Jahres wurde von der Kammer für rechtens erklärt, obwohl die Damen auf der Versammlung gegen ihre Degradierung gestimmt hatten. Aktuell ist das Haus also führungslos – ein Umstand, der nötig war, damit Schaumann als Gesellschafter überhaupt einen Insolvenzantrag stellen konnte, wie Ingo Schorlemmer, der Sprecher von Schultze&Braun, erklärt. Dass sich jetzt Jia Qiu dazu entschieden hat, einen gleichlautenden Antrag einzureichen, habe mit der Entscheidung von Schaumann zu tun, sagt Schorlemmer. Bisher habe Qiu nach eigener Aussage die Forderungen an die ChinaCenter GmbH beglichen, in Form eines Darlehens an die Gesellschaft. „Nun sieht sie keinen Grund mehr, das Unternehmen weiter zu finanzieren.“

Die Suche nach einem Investor ist bereits angelaufen

Laut Schorlemmer werden in den nächsten Wochen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und das vorläufige Insolvenzverfahren parallel zueinander verlaufen. Ziel sei es aber, einen Investor zu finden, der das Konzept im Chinahaus nach seinen Vorstellungen weiterführe. Für die Suche nach dem Geldgeber sei es außerdem von Vorteil, wenn der Gastronomiebetrieb nach außen erkennbar wieder anlaufe.

Grundsätzlich ist es auch möglich, dass die bisherigen Betreiber das Haus weiterführen, das ist auch abhängig vom Ergebnis der Ermittlungen. Aktuell wisse er nicht, wie es für ihn persönlich weitergehe, sagt Mingze Schaumann.