Die Einbruchszahlen steigen dramatisch, die Aufklärungsquote ist gering – und der Kreis Ludwigsburg ist besonders stark betroffen. Die Polizei rüstet zwar auf, ist aber gegen international agierende Banden oft machtlos.

Ludwigsburg - Es ist ein emotional aufgeladenes Thema, aber ein paar trockene Zahlen müssen sein: 18 Wohnungseinbrüche verzeichnete das Polizeipräsidium im Kreis Ludwigsburg im April, im Oktober stieg die Zahl auf 81 an. Im Jahr 2008 wurden im Kreis 260 Wohnungseinbrüche registriert, im Jahr 2013 wuchs die Zahl auf 412, in diesem Jahr wird sie sich weiter vergrößern – voraussichtlich um mehr als ein Drittel. Auch landesweit steigen die Zahlen, zwar weniger stark, aber kontinuierlich.

 

Die Gewaltkriminalität ist rückläufig, die Jugendkriminalität ebenso, aber die Einbruchskriminalität setzt ihren eigenen Trend: alle Parameter steigen, wachsen, schwellen an. „Die aktuellen Raten sind außergewöhnlich, das kann man nicht wegdiskutieren“, sagt Peter Widenhorn, der Sprecher des Ludwigsburger Präsidiums. Nahezu alle Kommunen des Kreises seien in den vergangenen Wochen von Einbrüchen betroffen gewesen. „Wir müssen dieser Entwicklung entschlossen begegnen“, sagt der Polizeipräsident Frank Rebholz.

Die Aufklärungsquote ist gering

Nur wie? Die Aufklärungsquote von Einbrüchen ist traditionell gering und erreicht in Baden-Württemberg knapp die Zehn-Prozent-Marke. Das wiederum erschwert die Antwort auf die Frage, warum die Täter in diesem Herbst derart aktiv sind. „Wegen der niedrigen Aufklärungsquote müssen wir mit Einschätzungen vorsichtig sein“, sagt Günter Loos, der Pressesprecher des Innenministeriums.

Manche Täter jedenfalls schrecken vor nichts zurück. Unlängst wurden im Kreis Ludwigsburg nachts zwei Wohnungen ausgeraubt, während die Bewohner in ihren Betten lagen. Doch solche Fälle sind die Ausnahme. Die Polizei geht davon aus, dass momentan vermehrt „international agierende Täter“ ihr Unwesen treiben, die gut organisiert und bestrebt seien, das Risiko zu minimieren.

Die Mitglieder agieren arbeitsteilig: einige wohnen vor Ort und spionieren Objekte aus, andere reisen ein, begehen Einbrüche und verschwinden, wieder andere verhökern die Beute. Ein Indiz für diese These: viele Taten werden in der Nähe von Fernstraßen verübt – offenbar, weil die Einbrecher schnell wieder abhauen wollen.

Deutschland ist bei internationalen Banden beliebt

Dennoch verzeichnet die Polizei immer wieder Erfolge. Zuletzt wurden mehrere Banden geschnappt – etwa in Karlsruhe, Stuttgart, Ludwigsburg, Reutlingen und Ulm –, die Mitglieder stammten überwiegend aus Georgien und Albanien. Was nicht den Schluss zulässt, dass die Zunahme ausschließlich auf das Konto von Osteuropäern geht. „Vielleicht fallen die in Deutschland einfach mehr auf“, sagt Loos. „Weshalb wir in diesen Fällen möglicherweise eine bessere Trefferquote haben.“

Dass Deutschland ein beliebtes Ziel ist, ist indes nicht neu. „Wir sind eben ein reiches Land“, sagt Loos. In den 90er Jahren, nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs, wurden hierzulande deutlich mehr Einbrüche verübt, danach sanken die Werte, um nun wieder sprunghaft zuzulegen.

Die Polizei rüstet auf

Das Innenministerium hat bereits reagiert. In den Präsidien wurden zentrale Ermittlungsgruppen eingerichtet, die sich speziell um Einbrüche kümmern. Alle Spuren werden beim Landeskriminalamt registriert und abgeglichen, um Zusammenhänge zwischen Taten zu entdecken. In den besonders betroffenen Kreisen Böblingen und Ludwigsburg ist gerade ein Schwerpunkteinsatz angelaufen, der den Druck auf Täter erhöhen soll. Das Präsidium bekommt dafür zusätzliche Kräfte der Bereitschaftspolizei zur Verfügung gestellt.

Er sei zuversichtlich, dass auf diesem Weg die Aufklärungsquote erhöht werden könne, sagt Rebholz, während der Innenminister vor Panikmache warnt. Die aktuelle Entwicklung sei bedauerlich, allerdings seien Wohnungseinbrüche nur ein kleiner Teil der Kriminalitätsstatistik, sagt Reinhold Gall. „Tatsache ist: die Bürger leben in Baden-Württemberg im Bundesvergleich gut und sicher.“

Der richtige Schutz vor Einbrechern

Delikt –
Die Polizei geht davon aus, dass Einbrecher für ihre Tat durchschnittlich nur knapp drei bis vier Minuten Zeit haben – denn danach steigt die Gefahr, erwischt zu werden. Das wiederum führt dazu, dass von allen 11 295 Wohnungseinbrüchen im vergangene Jahr in Baden-Württemberg fast 40 Prozent unvollendet blieben, das heißt: die Täter brachen ihre Tat ab.

Prävention
– Die hohe Abbruchquote ist ein wichtiger Hinweis, wie sich die Bevölkerung vor Einbrechern schützen kann. „Wenn eine Tür oder ein Fenster gesichert ist, suchen die Täter sich meist sofort ein anderes Ziel“, erklärt das Innenministerium. „Weil sie ansonsten zu viel Zeit verlieren würden.“ Noch immer bevorzugen Einbrecher überwiegend Einfamilienhäuser, aber die Zahl der Einbrüche in Mehrfamilienhäuser ist ebenfalls gestiegen. Häufig werden Terrassentüren oder Fenster aufgehebelt, wobei vor allem gekippte Fenster sehr leicht zu knacken sind. Die polizeiliche Beratungsstelle Ludwigsburg informiert kostenlos und auch individuell vor Ort, wie Wohnungen und Häuser richtig gesichert werden. Weitere Infos: www.k-einbruch.de.