Künftig können Asylbewerber im Landkreis auch von Sozialarbeitern freier Träger betreut werden. Der Landkreis will damit die Integration verbessern und die Betreuungsquote erhöhen.

Ludwigsburg - Die Zahlen sprechen für sich: Hatte der Landkreis Ludwigsburg vom Land Baden-Württemberg im Jahr 2012 noch 365 neue Asylbewerber zugewiesen bekommen, geht eine Prognose für dieses Jahr von etwa 3000 neuen Flüchtlingen aus. „Wir sind jedes Monatsende am überlegen, ob wir nicht doch eine Sporthalle belegen müssen“, sagte der Rechtsdezernent Jürgen Vogt in der Sitzung des Kreistag-Sozialausschusses am Freitag. Aktuell gibt es für die 1892 Asylbewerber im Kreis 102 Gemeinschaftsunterkünfte in 29 Kommunen des Landkreises, weitere 26 Unterkünfte sind geplant.

 

Um der Lage Herr zu werden, möchte der Landkreis einen Teil der Betreuung von Asylbewerbern an freie Träger vergeben. In seiner Sitzung am Freitag votierte der Sozialausschuss des Kreistags einstimmig dafür. Der Landrat Rainer Haas betonte: „Es findet keine Privatisierung der Aufgabe statt, wir bleiben in der Verantwortung.“

Ein Drittel der Unterkünfte geht an die freien Träger

Konkret ist vorgesehen, dass die freien Träger, in diesem Fall die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz und der Verband der evangelischen Kirchenbezirke, die Menschen in einem Drittel der Unterkünfte im Landkreis betreuen. Für diese Leistung bezahlt der Landkreis den Verbänden exakt den gleichen Betrag, den auch ein vom Kreis angestellter Sozialarbeiter erhalten würde. „Es wird also keinen Cent billiger“, sagte Haas. Weitergehende Zahlungsansprüche sind vertraglich ausgeschlossen, heißt es in der Beschlussvorlage. Sollte der Betrag nicht ausreichen, müssen die freien Träger die Differenz übernehmen. Zwei Drittel der Unterkünfte sollen dagegen weiterhin von Mitarbeitern des Landkreises betreut werden.

Mit dem Schritt würde das Thema Flüchtlinge mehr in der Gesellschaft verwurzelt, weil mehr Bürger damit befasst seien, sagte Haas. Mitarbeiter der Verbände, deren Familien, Vereine und zahlreiche Ehrenamtliche würden das Thema nach außen tragen. Das mache auch die Integration der Asylbewerber einfacher. Durch die teilweise Übertragung an freie Träger soll sich auch der Betreuungsschlüssel im Landkreis verbessern. Ziel ist ein Verhältnis von 1:140. „Die Sozialarbeiter des Landkreises bekommen dadurch wieder etwas Luft“, sagte Martin Strecker, der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands. Derzeit kümmern sich die 12 Sozialarbeiter des Landkreises um 1892 Asylbewerber, was einer Quote von knapp 1:160 entspricht.

Übergabe ist zwischen Mai und Oktober

Um die Wege kurz zu halten, will der Landkreis die freien Träger an bestimmten Orten konzentrieren. So soll sich ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes beispielsweise um Einrichtungen in Vaihingen kümmern, die Sozialarbeiter von Diakonie und Caritas werden vor allem im Norden des Landkreises zum Einsatz kommen. Die Arbeiterwohlfahrt bekommt Unterkünfte in Ludwigsburg zugewiesen. Die Übergabe an die Mitarbeiter der freien Träger soll „zwischen Mai und September“ stattfinden, sagte Jürgen Vogt.

Der Vertrag zwischen dem Kreis und den freien Trägern ist auf zwei Jahre befristet und verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, falls er nicht mit einer Frist von sechs Monaten gekündigt wird. Er soll in den nächsten Wochen unterschrieben werden, wie ein Sprecher des Landratsamtes auf Nachfrage mitteilte.