Es ist immer noch unklar, wer die Sticker auf insgesamt 29 Ortsschilder im Landkreis Ludwigsburg geklebt hat.

Auch drei Tage nach der Tat hat die Polizei keine Erkenntnisse, wer die Ortsschilder im Kreis Ludwigsburg mit arabischen Aufklebern versehen haben könnte. Vertreter von Politik, Religion und Verwaltung vermuten am ehesten Rechtsextreme hinter der Aktion. Unbekannte hatten in der Nacht von Donnerstag auf Freitag insgesamt 29 Ortsschilder in Ludwigsburg, in Bietigheim-Bissingen, Markgröningen, Schwieberdingen, Besigheim, Pleidelsheim, Kirchheim am Neckar sowie in Tamm und in Marbach mit gelber Folie überklebt. Auf dieser stand der jeweilige Ortsname in arabischer Schrift, darunter war angefügt „ehemals“ und dann der jeweilige Ortsname auf Deutsch. Zudem war der Zusatz „Refugees welcome“ (Flüchtlinge willkommen) zu lesen.

 

Ratlosigkeit in den betroffenen Kommunen

In den Kommunen selbst ist man völlig ratlos: „Das kann alles Mögliche bedeuten“, sagt Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen. Ralf Trettner, der Bürgermeister von Pleidelsheim, betont, er vermöge nicht zu beurteilen, ob die Aufkleber von politisch Rechts- oder Linksgerichteten angebracht worden seien. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das nur ein Dummer-Jungen-Streich war“, sagt er. Dazu seien die Sticker zu professionell gestaltet gewesen. Auch der Landrat Rainer Haas will sich nicht festlegen. Er könne sich vorstellen, dass die Urheber eine Diskussion über die Zuwanderung durch Flüchtlinge anstoßen wollten.

Auch andere interpretieren die Aktion in diese Richtung. Oliver Kube, Stadtrat der Linken in Ludwigsburg, sagt: „Ich denke schon an Rechtsradikale.“ Aus seiner Sicht deute der Zusatz „ehemals . . .“ darauf hin, dass man eine Überfremdung thematisieren wolle. Die Linken seien jedenfalls nicht verantwortlich für die Aktion – auch die Satirepartei „Die Partei“ hat sich auf ihrer Facebook-Seite davon distanziert. Muhittin Soylu, Vorsitzender der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg, vermutet ebenfalls eine Provokation aus der rechten Ecke. Das „Refugees welcome“ solle wohl bedeuten, dass die Konsequenz aus der Zuwanderung der Flüchtlinge eine Arabisierung der Orte sei.

Ähnliche Aktion vor zwei Jahren in Hannover

Die Aufkleber wurden am Freitag umgehend entfernt. Derweil wird ermittelt, ob es sich um ein sogenanntes Propagandadelikt oder um Volksverhetzung handelt. Im Jahr 2013 waren Ortsschilder in Hannover mit dem Namen der türkischen Metropole Istanbul überklebt worden. Damals hatten sich Rechte zu der Aktion bekannt.