Der Raps ist auf dem Rückzug. Aus finanzieller Sicht lohnt sich der Anbau der Feldfrucht weniger als noch vor ein paar Jahren.

Marbach - Noch etwa einen Monat, dann wird der Raps geerntet. Der Ertrag liege jedoch unter dem des Vorjahres, befürchtet Jürgen Häußermann, der Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft (Labag) in Marbach. Seine Prognose beruht auf einem Minus von 15  Prozent beim Verkauf des Saatguts. „Es waren dieses Jahr weniger gelbe Felder zu sehen“, sagt er und bezieht sich auf das Einzugsgebiet der Labag, das Teile der Kreise Ludwigsburg, Rems-Murr, Heilbronn und der Stadt Stuttgart umfasst.

 

Drei Gründe sind laut Häußermann für die Misere der Feldfrucht verantwortlich: Der Rapspreis sei in den vergangenen zwei Jahren von 400 auf rund 340 Euro pro Tonne gefallen. Auch halte der Trend an, Mais für Biogasanlagen anzubauen. Als neuestes Hemmnis hat der Geschäftsführer das Verbot von gebeiztem Saatgut ausgemacht. „Dadurch wird der Raps nicht mehr so gut gegen Schädlinge geschützt“, sagt Häußermann. Gebeiztes Saatgut enthält Neonicotinoide – dieses für Bienen und andere Insekten schädliche Pflanzenschutzmittel hat die Europäische Union vor zwei Jahren für Kulturpflanzen wie den Raps verboten.

Spritzen gegen den Raps-Erdfloh

Die Landwirte müssen stattdessen spritzen, um den Raps vor Schädlingen zu schützen. Für die Bauern bedeutet das mehr Aufwand, wie für den Pleidelsheimer Erhard Bender. Er hat auf etwa 20  Prozent seiner Anbaufläche Raps ausgesät. Bender musste dafür im Herbst extra noch einmal mit dem Traktor ausfahren. „Wir mussten mit Insektiziden nachspritzen, da sonst der Raps-Erdfloh Schäden angerichtet hätte.“ Mit dem Bestand ist er zufrieden. Er hofft, dass Trockenheit und Hagel ihm keinen Strich durch die Rechnung machen.

Alle drei Jahre angebaut, gilt der Raps für den Boden als ideal: „Er ist eine Garantie dafür, dass der Winterweizen später gut steht“, erklärt Erhard Bender. Er setze alle drei bis vier Jahre Raps ein, damit der Boden Stickstoff bindet und gegen Erosionsschäden weniger anfällig ist. Ähnlich wirkten Eiweißpflanzen wie Erbsen oder Soja.

Weniger Rapsanbau im Kreis Ludwigsburg beobachtet in diesem Jahr auch Philipp Mayer, Anbauberater im Landratsamt. Noch vor fünf Jahren habe der Raps mit einer Fläche von rund 1410 Hektar etwa sechs Prozent der Anbaufläche belegt. Neuere Zahlen liegen Mayer nicht vor, doch er schätzt, dass sich die Fläche derzeit bei vier bis fünf Prozent bewege. „Es ist wohl die Summe der Gründe, die den Rapsanbau weniger attraktiv erscheinen lässt.“ Mayer sieht vor allem in starken Preisschwankungen ein Problem: „Seit etwa zehn Jahren beobachten wir einen volatilen Markt.“ Die Landwirte wüssten nicht, wie viel sie für den Raps bekommen, da er erst elf Monate nach der Einsaat geerntet werde.