Die Wehren im Kreis haben mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Vor allem tagsüber fehlen Feuerwehrleute. Abhilfe könnten mehr festangestellte Mitglieder schaffen.

Ludwigsburg - Vor drei Jahren wurde François Käufer zum Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr in Korntal gewählt, eigentlich für fünf Jahre. Doch schon jetzt, zwei Jahre vor dem Ende seiner Amtszeit, muss sich die Wehr in Korntal auf die Suche nach einem neuen Teamchef machen: Käufer möchte nicht mehr. Es sei ihm zu viel Arbeit geworden, sagt der 54-Jährige, ehrenamtlich sei diese nicht mehr zu bewältigen. Der Gemeinderat hat dem Rücktrittsgesuch am vergangenen Donnerstag zugestimmt.

 

Ein Grund für die hohe Arbeitsbelastung, die zu Käufers Entscheidung geführt hatte, ist die angespannte Personalsituation in Korntal: 13 Männer fehlen der Abteilung aktuell. Das führe zu Unzufriedenheit und schlechter Stimmung, sagt Käufer. Hinzu kommt, dass die Wachen in Korntal und Münchingen die einzigen im Strohgäu sind, die komplett ohne hauptamtliche Mitarbeiter auskommen müssen. In Gerlingen sind die Stellen des Gerätewarts und die des Kommandanten hauptamtlich besetzt, in Ditzingen ist der Gerätewart in Vollzeit fest angestellt. Der Kommandant dort ist zu 40 Prozent fest beschäftigt.

Auch der Blick in den Kreis zeigt: die meisten der großen Städte haben mit der teilweisen Professionalisierung ihrer Wehren längst begonnen. Eine rein ehrenamtliche Abteilung wie in Korntal-Münchingen gibt es nur noch selten. Das scheint sich auch positiv auf die Arbeitsbelastung auszuwirken: So gravierende Probleme wie aktuell in Korntal gibt es sonst nirgendwo.

Ludwigsburg hat eine komplett hauptamtliche Abteilung

In Ludwigsburg existiert eine komplette hauptamtliche Abteilung, die derzeit aus knapp 30 Mitgliedern besteht. Die Feuerwache in der Marienstraße ist damit rund um die Uhr mit mindestens zwei Beamten besetzt. Eine Berufsfeuerwehr, wie sie Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern aufstellen müssen, ist die Wehr in Ludwigsburg dennoch nicht. Neben der hauptamtlichen Abteilung 1 gibt es neun weitere, freiwillige Abteilungen.

In Bietigheim-Bissingen, der nach Einwohnern zweitgrößten Stadt im Kreis, sind deutlich weniger Feuerwehrmänner fest angestellt. Der Kommandant Frank Wallesch sagt, man habe dennoch keine Probleme, die Fahrzeuge voll zu bekommen. Durch die Situation als Doppelstadt sei aus ehemals zwei Wehren eine geworden, davon würden die Brandbekämpfer noch heute profitieren. Die zwei hauptamtlichen Gerätewarte in den beiden Wachen unterstützten ihn aber auch bei administrativen Aufgaben, sagt der Kommandant. „Sonst wäre es auch für mich nicht mehr machbar.“ Mit 62 Männern in Bietigheim und 61 in Bissingen liege die Wehr zwar im Soll, sagt Wallesch, aber tagsüber spüre man schon, dass nicht mehr so viele Mitglieder bereit seien, zu Einsätzen zu fahren: „Die Tagesverfügbarkeit nimmt ab“, sagt er.

Ein Problem, vor dem nicht nur der Bietigheim-Bissinger Kommandant steht. Denn genau wie andere Arbeitnehmer arbeiten eben auch viele Feuerwehrleute heute nicht mehr in ihren Wohnorten, sondern pendeln zum Arbeitsplatz. Nachts stehen sie damit zwar für Einsätze zur Verfügung, tagsüber aber nicht. Hinzu kommt, dass durch die Abschaffung der Wehrpflicht ein weiterer Anreiz für den Dienst auf einem Löschzug weggefallen ist.

Remseck schafft eine zusätzliche feste Stelle bei der Wehr

„Wir müssen uns intensiv um Nachwuchs bemühen“, sagt auch der Kommandant der Remsecker Feuerwehr, Helmut Wibel. Dabei müsse man gezielt Gruppen ansprechen, die bislang mit der Feuerwehr eher wenig anfangen konnten: „Wir brauchen auch mehr Migranten“, sagt Wibel. Momentan habe seine Feuerwehr aber noch keine Personalsorgen. Die teilweise Professionalisierung ist aber in Remseck längst angekommen. Der Kommandant arbeitet neben seiner Stelle in der Stadtverwaltung zu 50 Prozent hauptamtlich für die Wehr, außerdem gibt es einen fest angestellten Gerätewart. Der Gemeinderat habe erst kürzlich eine weitere Vollzeitstelle genehmigt, sagt Helmut Wibel. Wenn er selbst im kommenden Jahr in Rente gehe, werde seine Stelle selbstverständlich wieder ausgeschrieben.

Dass das System der freiwilligen Feuerwehr auch ganz ohne hauptamtliche Mitarbeiter funktionieren kann, beweist hingegen Freiberg am Neckar. Möglich sei das aber nur durch die vielen Arbeitsplätze am Ort, sagt der Kommandant Thomas Jetter. Nur dadurch könne seine Wehr auch tagsüber genügend Leute für Einsätze mobilisieren. Der Freiberger hat auch keine Sorgen, was den Nachwuchs angeht, im Gegenteil – die Wache platze aus allen Nähten. Jetter gibt aber zu: „Wir leben hier auf einer Insel der Glückseligkeit.“