Nach 34 Verhandlungstagen ist der Prozess gegen sechs teils hochrangige Black Jackets aus dem Kreis Ludwigsburg zu Ende. Die Männer müssen sich wegen Betrugs und Erpressung verantworten.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Nach 34 Verhandlungstagen ist am Dienstag am Stuttgarter Landgericht der Prozess gegen sechs Mitglieder der Black Jackets aus dem Kreis Ludwigsburg zu Ende gegangen. Die 4. Große Jugendkammer verurteilte zwei der Angeklagten zu Gefängnisstrafen von drei beziehungsweise vier Jahren, drei weitere Männer kamen mit Bewährungsstrafen beziehungsweise einem vierwöchigen Jugendarrest davon. Der sechste Angeklagte wurde freigesprochen.

 

Die Männer haben Aussteiger massiv unter Druck gesetzt

Die Black Jackets im Alter zwischen 20 und 32 Jahren mussten sich für eine Vielzahl von Anklagepunkten verantworten, darunter Erpressung, Betrug und gefährliche Körperverletzung. Der schwerwiegendste Vorwurf allerdings wurde im Verlauf des Verfahrens fallen gelassen. Die Staatsanwaltschaft war anfangs überzeugt, dass einige Mitglieder im September des vorigen Jahres fünf Kilogramm Kokain am Bodensee gekauft hatten, um es gewinnbringend weiter zu verkaufen. Die Anklage stützte sich auf ein abgehörtes Telefonat, in dem einer der Männer prahlte, er halte gerade kiloweise Koks in der Hand. Tatsächlich scheint es sich dabei um einen Scherz gehandelt zu haben, und die Richterin stellte fest, dass dieses Gespräch allein nicht für eine Verurteilung ausreiche. Eine Einschätzung, der sich auch der Staatsanwalt anschloss. „Auch wenn ich noch immer glaube, dass die nicht für einen netten Ausflug an den Bodensee gefahren sind.“

Die anderen Taten wurden von den Angeklagten weitestgehend zugegeben, nachdem die Kammer im Rahmen eines Deals Strafobergrenzen in Aussicht gestellt hatte. Die Black Jackets haben in Diskotheken, Casinos und Bars im Raum Ludwigsburg Spielautomaten aufgebohrt und manipuliert, so dass die Geräte Gewinne in Höhe von jeweils einigen Hundert Euro ausspuckten. Darüber hinaus wurde Aussteigern aus der Gruppierung körperliche Gewalt angedroht, bis diese bereit waren, ein hohes Austrittsgeld zu zahlen. Ein Mitglied musste 300 Euro zahlen, weil er sich abfällig über die Führungsriege geäußert hatte.

Die Richterin warnt vor Parallelgesellschaften

Bei einigen Angeklagten waren bei einer Razzia zudem größere Mengen an Testosteronpräparaten gefunden worden, die diese offensichtlich zu Dopingzwecken einsetzten. Der ehemalige Chef des Ludwigsburger Ablegers der international agierenden Gruppe wurde zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Die milde Strafe ist darauf zurückzuführen, dass er sich, als die Erpressungen zunahmen, bereits von den Black Jackets entfernt hatte. Der gefährlichen Körperverletzung hat er sich schuldig gemacht, weil er an einer Schlägerei beteiligt war, ohne dabei aber selbst zugeschlagen zu haben. Am härtesten wurde der Vize-Chef bestraft. Nach den Aussagen von Zeugen war er maßgeblich verantwortlich für die Drohungen gegen Aussteiger. Mehrere Verteidiger hatten zuletzt heftige Kritik an dem gesamten Prozess geübt. Der Tenor: die Angeklagten seien von der Justiz härter behandelt worden, weil sie nicht als Einzelpersonen, sondern als Teil der Black-Jackets-Gruppe beurteilt würden.

Die Richterin griff den Vorwurf in ihrer Urteilsbegründung auf. Die Black Jackets seien keine kriminelle Vereinigung und juristisch gesehen auch keine Bande. „Aber was diese Gruppe ausmacht, geht weit über einen normalen Freundeskreis hinaus.“ Jedes Mitglied habe gewusst, dass Personen aus dem Umfeld der Gruppierung Straftaten begehen. „Wir dürfen nicht dulden, dass sich hier Parallelgesellschaften bilden, die nicht mehr akzeptieren, was Recht und Gesetz ist.“