Die breitbandversorgung im Landkreis ist noch ausbaufähig. Besonders an den Ortsrändern und in Gewerbegebieten gibt es zu wenige schnelle Verbindungen. Ein Modellprojekt der Region soll diesen Standortnachteil beheben.

Ludwigsburg - Wir müssen dringend mehr machen, damit Deutschland weiter an der Spitze bleibt“, sagt der Ludwigsburger Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger (CDU). Es geht um die Breitbandversorgung – in Deutschland, in der Region und letztlich auch im Landkreis. Um den Bürgermeistern im Kreis zu zeigen, welche Fördermöglichkeiten sie haben, hat der Bundestagsabgeordnete zwei Experten vom Breitbandbüro des Bundes ins Kreishaus geladen. Angesiedelt beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, berät und vernetzt es die Beteiligten beim Breitbandausbau. Und das sind, angefangen bei der EU bis hinunter in die einzelne Gemeinde, so ziemlich alle politischen Akteure.

 

Die gute Nachricht vorab: der Wahlkreis Ludwigsburg ist besser versorgt als der Landesdurchschnitt: In ganz Deutschland verfügen 66,4 Prozent aller Haushalte über die Möglichkeit, einen Anschluss mit 50 Megabit pro Sekunde (mbps) zu bestellen. In Baden-Württemberg sind es fast 70 Prozent und im Wahlkreis Ludwigsburg sind es sogar schon 75,8 Prozent.

Eine Versorgung von 75 Prozent ist nicht genug

Die schlechte Nachricht: das ist nicht genug. Einige Orte, wie Eberdingen mit 10,8 Prozent und Oberriexingen mit 43,7 Prozent liegen weit unter dem, was anderswo üblich ist. Auch andere Kommunen im Landkreis weisen eine „Ausfransung“ auf, wie Sven Butler vom Breitbandbüro erklärt. Am Rand der Städte surfe man meist mit Geschwindigkeiten um die zwei Mbps, eine Datenrate, die nicht ausreicht, um beispielsweise einen Film in HD-Qualität ruckelfrei anzusehen. Das Problem: zählt der Stadtrand noch zum Verdichtungsraum, gibt es vom Land nur eine Förderquote von 25 Prozent für schnellere Netze.

Die Unterversorung wird zum Standortnachteil

Die Unterversorgung der Ränder habe vor allem zwei Gründe, erklärt Attila Gality vom Verband Region Stuttgart. Zum einen seien sie weiter weg von den zentralen Vermittlungsstellen. Zum anderen gebe es, gerade in Gewerbegebieten, keine Fernsehkabel, über die auch schnelle Internetgeschwindigkeiten möglich wären. Wer dort als Gewerbetreibender eine schnelle Leitung haben möchte, müsse sich bei der Telekom einen teuren Anschluss legen lassen. Für große Firmen sei das kein Problem. „Es geht aber auch um den kleinen Mittelständler, der sich keine 1800 Euro im Monat für eine Glasfaserleitung leisten kann“, sagte Gality. So könne die Unterversorgung der Gewerbegebiete im Landkreis Ludwigsburg und in der gesamten Region Stuttgart zum Standortnachteil werden, zumal in anderen, ländlicheren Regionen der Breitbandausbau mit hohen Fördergeldern bezuschusst werde. Der Fokus in der Region müsse daher „erst einmal auf dem gewerblichen Bedarf“ liegen.

Das geplante Modellprojekt der Region Stuttgart soll dabei helfen. Es sieht vor, dass die Landkreise und die Landeshauptstadt gemeinsam die Planung für ein Backbone-Netz, also überörtliche Glasfasernetze, ausschreiben und vergeben. Dabei könne man zum einen Kosten einsparen durch Synergie-Effekte. Zum anderen fördere das Land die regional koordinierte Planung mit einem Zuschuss von 50 Prozent und damit mehr als einen Alleingang der Landkreise (30 Prozent). „Eine so große Ebene der Zusammenarbeit gibt es im Land bisher nicht“, betonte Gality. Der Kreistag muss dazu am 24. April grünes Licht geben. Sind alle Landkreise und Stuttgart im Boot, führte Gality weiter aus, könne man im Mai oder Juni ausschreiben und am Ende des Jahres die Planung vergeben. Erst in einem zweiten Schritt kämen dann die Kommunen ins Spiel: wenn es darum geht, Lücken in der Netzversorgung zu schließen.