Mit dem neuen Bildungsplan sollen Museen zum festen Lernort werden. Erste Projekte dazu gibt es bereits im Landkreis. Ein Problem dabei ist jedoch die Finanzierung.

Kreis Ludwigsburg - Dass Schüler mit ihren Lehrern ab und zu ein Museum besuchen, ist ein durchaus üblicher Teil des Unterrichts. Mit dem neuen Bildungsplan der Landesregierung, der im kommenden Schuljahr in Kraft tritt, und dem Ausbau der Ganztagsschulen sollen diese Besuche zur Regel werden. Denn das Kulturkonzept 2020 des Landes unterstreicht die Rolle der Museen als außerschulischen Lernort. „Die Schullandschaft ist im Umbruch, was für die Museen nicht ohne Folgen bleibt. Mit der bisher typischen museumspädagogischen Gruppenführung durch eine Ausstellung ist es nicht mehr getan“, sagt Jan Merk, der Präsident des Museumsverbands Baden-Württemberg.

 

In Zukunft müssen Museen Modelle entwickeln, wie sie Schulklassen auf Dauer regelmäßig Programm bieten können. Denn einmal pro Woche steht Museum auf dem Stundenplan. Für die Anbieter ist das eine neue Situation. „Die Ganztagsschulen stellen Museen vor ganz neue Herausforderungen. Es ist die Frage: schaffen wir das personell, finanziell und pädagogisch“, sagt Regina Ille-Kopp, die Leiterin des Hornmoldhauses in Bietigheim-Bissingen. Einige Museen im Kreis haben zu diesem Schuljahr bereits Pilotprojekte gestartet, um erste Erfahrungen zu sammeln. Das Bietigheimer Stadtmuseum kooperiert beispielsweise mit der Hillerschule.

Die zusätzliche Betreuung gibt es nicht zum Nulltarif

Dabei kommen jeden Dienstagnachmittag zwölf Schüler der dritten Klasse ins Museum und lernen spielerisch, etwa mit Basteln, und unter Anleitung einer Museumspädagogin ihre Stadt besser kennen. Die Inhalte sind dabei mit dem Lehrplan abgestimmt. Ille-Kopp sieht diese langfristige Form der Kooperation als „große Chance“ für Schulen und Museen. „Gerade Kinder aus bildungsfernen Schichten erhalten so Zugang zu Bildungseinrichtungen“, sagt sie. Die zusätzliche museumspädagogische Betreuung gebe es aber nicht zum Nulltarif. Hier seien die Museumsträger, in der Regel die Kommunen, gefragt.

Das findet auch Claudia Papp, die Leiterin des Stadtmuseums in Sachsenheim. Sie sei für eine Kooperation mit der benachbarten Grundschule „sehr offen“. Für eine langfristige Finanzierung des Angebots gebe es aber noch keine konkreten Pläne. Papp baut zunächst auf die Fördervereine der Schule und auf Spenden von Firmen. Auf Dauer müsse aber die Stadt den Etat für Honorarkräfte aufstocken.

Eine andere Möglichkeit bietet das Schulgesetz des Landes. Lehrerstunden können „monetarisiert“ werden. Dabei erhalten Schulen Geld vom Land, wenn sie Lernangebote außerhalb der Schule, beispielsweise im Museum, nutzen. Die Aufsichtspflicht läge dann beim Museum, nicht bei der Schule. Eine Lehrerwochenstunde entspricht nach Angaben des Kultusministeriums 1800 Euro im Schuljahr.

Überall fehlen die Gelder

Für die Museen sei das zu wenig, sagt Leonie Fuchs, Museumspädagogin am Ludwigsburger Stadtmuseum MIK. Für die dauerhafte Kooperation müssten Museen zusätzliche Honorarkräfte einstellen. „Mit diesem Betrag ist das nicht zu machen“, sagt sie. Bisher gibt es im MIK keine festen Angebote für Ganztagsschulen, man stecke aber in „Vorüberlegungen“, sagt Leonie Fuchs. Das MIK stehe aber vor demselben Problem wie andere Museen auch: „Egal, ob Land, Stadt oder Museum: es sind keine Geldtöpfe da“, sagt sie.

In Neckarsulm im Landkreis Heilbronn ist das Stadtmuseum einen Schritt weiter. Hier gibt es bereits seit drei Jahren wöchentliche Angebote für Schüler. Der Gemeinderat stellte Geld bereit für eine zusätzliche museumspädagogische Stelle. „Ohne die wäre es nicht möglich“, sagt die Museumsleiterin Natalie Scheerle-Walz. Die befristete Stelle wurde bis 2016 verlängert, „und ich hoffe, dass der Gemeinderat auch weiterhin dazu bereit ist“, sagt sie. Sie sei erstaunt, dass es in Baden-Württemberg bisher so wenige Projekte für Ganztagesschulen in Museen gebe. „Das hängt immer an den Finanzen.“ Eine jüngst gegründete Arbeitsgruppe des baden-württembergischen Museumsverbands soll nun Finanzierungsmöglichkeiten sammeln.