Egal, ob Sport- oder Gesangsvereine: der Nachwuchs tut sich schwer mit dem Nachrücken. Schuld daran ist das geänderte Freizeitverhalten – und die oftmals fehlende Bereitschaft, sich zu engagieren.

Pleidelsheim - Chöre suchen per Inserat nach neuen Mitsängern, traditionsreiche Feste werden mangels freiwilliger Helfer gleich ganz abgesagt: Um die Vereinsszene und deren Nachwuchs ist es teils nicht allzu rosig bestellt. Vor allem Chöre und Musikgruppen leiden unter einer Überalterung und dem fehlenden Nachwuchs an der Basis. Dabei geht es nach Ansicht der Betroffenen gleich um zweierlei: „Kaum einer mag sich in seiner Freizeit noch engagieren, und viele möchten sich nicht mal auf einen Tag festlegen“, sagt etwa der Laienmusiker Ingo Sautter.

 

25 Jahre lang, bis zum vorigen Jahr, hat Sautter den Kreischor Pleidelsheim geleitet, und auch in diesem Chor macht sich deutlich bemerkbar, was vielerorts ein Problem ist: Der Nachwuchs fehlt, weil etwa viele Jugendliche nach der Schule wegziehen oder keine Lust zum Singen haben. Immerhin: die Mitgliederzahl ist nach Sautters Angaben in den vergangenen Jahren – bei stets größerem Frauenanteil – konstant bei rund 50 geblieben.

Jubiläumskonzert im Oktober 2017

Dabei gilt das Pleidelsheimer Ensemble als Repräsentant des Sängerkreises Mittlerer Neckar (SKMN). Seine Mitglieder setzen sich aus Sängern anderer Chöre zusammen, die das Besondere suchen und etwas andere Stücke auf einem hohen Laienchor-Niveau einstudieren möchten. Alle zwei Wochen kommen sie nach Pleidelsheim, aus Erdmannhausen, Ludwigsburg, aus Spiegelberg oder Bittenfeld (Rems-Murr-Kreis). „Unsere Stärke liegt darin, das Publikum mitzunehmen und mit den Zuhörern zu agieren“, sagt Holger Frank Heimsch, der den Chor seit dem vergangenen Jahr leitet. Dies soll sich auch im kommenden Jahr am 7. Oktober in der Gemeindehalle Murr zeigen. Beim Jubiläumskonzert im Zuge der Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen des Chores möchte das Ensemble eine Art musikalische Geschichte mit Sprechpassagen erzählen. Unterstützt wird der Chor dann durch musikalische Gäste: eine Methode, mit der mittlerweile viele Chöre arbeiten, um die Lücken stimmlich zu schließen.

Chormitglieder werden bei Liedauswahl eingebunden

Auch der Männerchor im Liederkranz Kornwestheim singt häufiger im Verbund mit anderen Chören. Denn auch hier fehlt es massiv an der Jugend. „Wir haben schon mehrmals darüber nachgedacht, einen gemischten Chor aus unserem Männerchor zu machen, um dann auch neue Sängerinnen zu gewinnen“, sagt der Liederkranz-Vorsitzende Reinhard Wagner. Aber gemischte Chöre gebe es schon genügend in Kornwestheim, zudem hingen die Männer an ihrer Art des Ensembles und wollten ihre Eigenständigkeit so schnell nicht aufgeben. Auch Wagner stellt sich oft die Frage danach, weshalb es kaum noch Nachwuchs gibt – und findet doch keine zufriedenstellende Antwort darauf. Er sagt aber auch: „Wenn die Leute erst mal dabei sind, bleiben sie auch dabei.“

Um genau dies zu erreichen, hat der Kreischor Pleidelsheim einen guten Weg gefunden: Nach wie vor hilft der ehemalige Chorleiter Ingo Sautter mit und berät den neuen Dirigenten Holger Frank Heimsch. Und dieser wiederum legt großen Wert auf ein gemischtes Repertoire, das für jeden Geschmack etwas bietet. „Immer nur die alten Sachen singen bringt nichts. Man muss abwechseln und die Leute beim Aussuchen mit einbinden“, sagt Heimsch.